Ein Nicht-Praktizierender erzählt: Geschichten aus dem Hewan Arbeitslager über die Verfolgung von Falun Gong-Praktizierenden

15. November 2003
Wegen Diebstahl wurde ich in das zweite Groß-Team des Hewan Arbeitslagers in Wuhan geschickt. Meine Heimatstadt ist nicht Wuhan. Ich war zu einem Jahr und sechs Monaten verurteilt worden. Weil ich mich gut führte, wurde ich vier Monate früher entlassen. Kurz nachdem ich im zweiten Groß-Team des Hewan Arbeitslagers angekommen war, wurde ich der ersten Einheit als ein Informant zugeteilt, und meine Aufgabe war, jede einzelne Bewegung von Falun Gong-Praktizierenden zu überwachen. Zu dieser Zeit konzentrierten Han Liulong (Leiter des zweiten Groß-Teams), Chen Yong (stellvertretender Leiter) und Lei Changwen (stellvertretender Leiter) ihre Arbeit darauf, wie man Falun Gong-Praktizierende kontrollieren kann. Der Leiter der ersten Einheit, Li Jing, rief die Informanten regelmäßig zu einem Treffen und sagte uns, dass wir nicht mit Falun Gong-Praktizierenden sprechen sollten, sie keine Aktivitäten haben lassen sollten und dass wir täglich jede Kleinigkeit notieren mussten. Er bezog auch mit ein, dass, wenn Praktizierende „Schwierigkeiten machten“, wir davon kommen konnten, wenn wir „zu weit gingen“ und unsere Haftstrafen wären betroffen, wenn wir es nicht taten. „Zu weit gehen“ bedeutete, dass wir sie verprügeln konnten und „unsere Haftstrafen wären betroffen“ bedeutete, dass unsere Zeit im Arbeitslager verlängert wurde.

Ich bin aus einer entfernten Bergregion. Meine Familie ist sehr arm, und meine Eltern konnten sich nicht leisten, mir eine Haftminderung zu kaufen (Gefangene können einen Monat Haftminderung bekommen, wenn sie 1.000 Yuan bezahlen[Yuan ist die chinesische Währungseinheit. Das durchschnittliche Monatseinkommen eines Stadtarbeiters in China beträgt ca. 500 Yuan], was Unterricht für Lernen von Frisierfertigkeiten oder Umgang mit Computern genannt wird). Die Beamten der Groß-Teams und Einheiten hielten uns Informanten oft einen Vortrag, dass, solange wir ihnen folgten und taten, was sie sagten, wir der Regierung entsprächen und sie unsere Haftstrafe reduzierten. Diejenigen, die sich besonders hervortaten, konnten eine zusätzliche fünftägige Haftminderung pro Monat bekommen, und „hervorragende“ können sogar einen Monat oder zwei Monate bekommen. Ich komme aus einer Familie mit niedrigem Einkommen, so dass solch ein Handel für mich sehr verführerisch ist. Der stellvertretende Leiter des zweiten Groß-Teams, Lei Changwen, forderte uns auf, „Ungehorsam“ der Falun Gong-Praktizierende ihm zu melden. Er würde die Anzahl unserer Meldungen notieren, um sie als einen Gutschein für Haftminderungen einzusetzen. Also musste ich die Übeltäter unterstützen und mich der Verfolgung von Falun Gong anschließen. Das Versprechen der Haftminderung war nicht einfach eine Option; entweder entspricht man der Verfolgung oder man wird selbst verfolgt. Folgendes sind drei Dinge, die mich am meisten beeindruckten.

Zu jener Zeit waren etwa 120 Falun Gong-Praktizierende im zweiten Groß-Team. Anfang letzen Jahres protestierten einige von ihnen mit Hungerstreiks gegen die Verfolgung. Allmählich schlossen sich immer mehr von ihnen an, bis schließlich 80% der Praktizierenden im Hungerstreik waren. Die Praktizierenden, die damit begonnen hatten, waren von der ersten Einheit. Bei diesem großangelegten Hungerstreik schienen die Leiter der Groß-Teams und Polizisten an der Oberfläche ruhig zu bleiben, aber sie alle fürchteten sich. Sobald jemand einen Hungerstreik begann, zwangsernährten wir ihn. Ich wurde der Hauptübeltäter bei der Zwangsernährung und tat dies von 8 Uhr morgens bis 23 Uhr in der Nacht. An einem Mittag im April 2002 zwangsernährten wir einen um die 50 Jahre alten Praktizierenden. An diesen Tag hatte ein sehr brutaler Polizist Dienst, Gao Junan. Er hielt einen Bambusstock, der 1cm dick war, in der Hand und sagte: „Falun Gong(-Praktizierende) zu verfolgen bricht kein Gesetz. Sie können mich nicht einmal verklagen, da die Regierung angeordnet hat, dass keine Falun Gong Fälle akzeptiert werden.“

Er bat uns darum, die Köpfe, Arme und Beine des älteren Falun Gong-Praktizierenden in fünf Richtungen zu ziehen, so dass er ihn zwangsernähren konnte. Er stieß eine Röhre in seiner Kehle, zog sie heraus und stieß sie wieder hinein und wiederholte das immer wieder. Seine Entschuldigung war, dass er die Röhre nicht richtig eingeführt hatte. Er war nur zufrieden, wenn er Blut auf der Röhre sah.

Nachdem der ältere Falun Gong-Praktizierende mit 100 ml Reispaste vollgestopft worden war, bat Gao Junan uns darum, ihn zu schlagen. Jedoch rührte sich keiner von uns, nicht nur wegen des Alters des Falun Gong-Praktizierenden, sondern auch weil er unsere Achtung verdient hatte, da er ein wirklich mutiger Mann war, der nicht einmal mit seinen Augen zwinkerte, wenn brutal gefoltert wurde. Als er sah, dass wir seine Befehle nicht befolgten, wurde Gao Junan wütend und schlug zwei von uns mit dem Bambusstock. Gao Junan schlug dann selbst diesen älteren Falun Gong-Praktizierenden. Er legte seine Hände auf den unteren Rückenbereich des Praktizierenden und stieß seine Finger feste hinein, um seine Nieren zu beschädigen. Er folterte den älteren Praktizierenden für mindestens 15 Minuten. Das konnte seinen Ärger immer noch nicht sänftigen. Er befahl uns, den Praktizierenden am Boden zu halten, so dass er auf dessen Beinen sitzen und ihn mit aller Kraft mit seinen Unterarmen schlagen konnte. Gao Junan hörte nicht auf, bis sein Hemd durchgeschwitzt war. Nach einer langen Zeit stand der Praktizierende langsam vom Boden auf. Gao Junan fragte uns hochmütig: „Hat irgendwer gesehen, dass ich ihn geschlagen habe?“ Wie konnten wir wagen, die Wahrheit zu sagen, da wir auch von einem oder mehreren Polizisten verprügelt werden konnten? Wir mussten nein sagen. Gao Junan sagte im selben Ton: „Genau. Die Polizei unserer kommunistischen Partei schlägt keine Leute.“

An einen Tag Anfang Juli 2002 war der Polizist Li Jing für die Zwangsernährung verantwortlich. Er verlangte, dass wir aus 2 oder 3 Knoblauchzehen, einer halben Gurke, 3 Kohlköpfen und etwas Wasser eine Paste machen sollten. Und das war die Menge für eine Person. Einer von uns sagte, dass die Falun Gong-Praktizierenden das nicht ertragen konnten, da ihre Mägen leer waren. Aber Li Jing schrie ganz aufgebracht: „Sie verdienen das. Selbst wenn es sie umbringt, ist es nicht wichtig.“ Niemand von uns wagte, was dazu zu sagen. Li Jing machte eine subtile Drohung, dass wir seinen Befehlen folgen mussten, „oder sonst“ und ging dann weg.

Der erste, der herein kam, war ein junger Mann um die 20 Jahre. Nach der Zwangsernährung hielt er sich seinen Magen mit seinen Händen und konnte weder aufstehen noch sich setzen. Er wurde ganz bleich und hatte erbsengroße Schweißperlen im Gesicht. Als ich ihn so leidend sah, begann mein Herz zu schmelzen, und ich bedauerte, auf dieses „Piratenschiff“ (d.h. die Gruppe der Übeltäter) gegangen und ein brutaler Henker bei der Verfolgung von Falun Gong geworden zu sein. Ich begann mich zu beruhigen und nachzudenken. Ich verglich die Realität mit der Selbstgefälligkeit der Regierung, die das Land mit dem Gesetz regiert und ihrer Propaganda, dass die Menschenrechtssituation im, von der kommunistischen Partei beherrschten, China die Beste in der Geschichte ist. Ich fühlte die Demütigung, betrogen zu sein.

Es gibt drei Orte im zweiten Groß-Team, die zur Folter von Falun Gong-Praktizierenden verwendet werden: der Hinterhof, der Psychotherapieraum und das Büro des Verwaltungskomitees. Sie brachten Falun Gong-Praktizierende an diese drei Orte, bedeckten sie mit einem Mantel oder einer Steppdecke und schlugen sie fern jeder Vernunft zusammen. Nach der Prügel wurden die Praktizierenden in Einzelzellen geschleift. Informationen wurden blockiert und uns wurde nicht erlaubt, die Neuigkeiten für andere Falun Gong-Praktizierende durchsickern zu lassen. Zhang Yi, Zhang Lei, Zhang Hao, Gao Junan und andere Polizisten stifteten uns an, Praktizierende zu schlagen. Manchmal machten sie es selbst, manchmal nicht. Li Jing war gewundener als andere, da er nur vorschlug, dass wir sie schlagen sollten. Er sagte, dass wir es „bedauern“ würden, wenn wir es nicht täten, und ging dann weg.

An einem Tag hatte Li Jing wieder Dienst. Er wollte nicht nur, dass wir seine grausamen Methoden der Zwangsernährung wie beim letzten Mal befolgten, wir sollten außerdem Pfefferpulver verwenden. Das war sogar böswilliger als letztes Mal. Ich konnte es nicht ertragen, diese erbärmliche Szene mit anzusehen, und schrie in Gedanken: „Falun Gong-Praktizierende, bitte tretet aus dem Hungerstreik." Als Li Jing es nicht bemerkte, schlich ich mich aus dem Büro des Verwaltungskomitees heraus.

Wir wurden gezwungen, diese falschen Taten zu begehen. Han Liulong, Chen Yong und Lei Changwen waren sehr beschäftigt und trafen sich sehr oft, um zu lernen, wie man mit den Aktionen von Falun Gong umzugehen hat. Sie fürchten sich am meisten davor, dass die Verfolgung der Falun Gong-Praktizierenden aufgedeckt wird. Besonders Han Liulong, jedes Mal wenn das Clearwisdom.net über die Verbrechen der Polizei im zweiten Groß-Team des Hewan Arbeitslagers berichtete, leugnete er die Anschuldigungen und die genannten Personen mit sämtlichen Mitteln. Aber es ist immer diese Art von Personen, die von höheren „Tieren“ Auszeichnungen bekommen.

Während der zehn Monate, die ich im zweiten Groß-Team des Hewan Arbeitslager war, haben die Folterszenen von Falun Gong-Praktizierenden mein Herz vor Angst flattern lassen. Wir wussten alle sehr gut über die Situation der Praktizierenden bescheid, aber keiner von uns wagte ein Wort zu sagen. Zu jener Zeit hatte ich einen Wunsch: Nachdem ich von dort weg bin, würde ich einen Falun Gong-Praktizierenden finden, der Internetzugang hat, und der Welt zeigen, wie die chinesische Regierung Falun Gong-Praktizierende behandelt und alle gewissenhaften Menschen der Welt wissen lassen, wie es heute um Chinas Gerechtigkeit und Menschenrechtssituation steht.

Chinesisches Original: http://www.minghui.org/mh/articles/2003/11/5/60081.html
Englische Version: http://www.clearwisdom.net/emh/articles/2003/11/21/42454.html

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