Bruchsaler Rundschau (Deutschland): „Freunde werden verfolgt“

Bruchsal (bert). Sie vertreten Werte wie Wahrhaftigkeit, Güte und Toleranz. Doch in China werden sie seit 1999 verfolgt: die Anhänger der buddhistischen Kultivierungsschule Falun Gong. Über 70 Millionen chinesischer Bürger praktizieren regelmäßig die fünf fließenden Übungen, die Körper und Geist mit dem Kosmos in Einklang bringen sollen – mehr Menschen als die Kommunistische Partie im Reich der Mitte Mitglieder hat. Das ist wohl auch der Grund dafür, dass der vormalige Staatschef Jiang Zemin Falun Gong in China auf den Index setzte und seine Mitglieder verfolgen ließ. Bis dahin waren die Anhänger des bescheidenen und friedfertigen Lebensstils eine unpolitische Gruppe. Doch mit der staatlichen Verfolgung keimte der Widerstand auf.

„Drei meiner Freunde wurden ins Arbeitslager gesteckt, nur weil sie Falun Gong praktizieren“, erzählt Jing Wang. Die 30-jährige Chinesin lebt seit sieben Jahren in Deutschland, sie wohnt mit ihrem Ehemann in Bruchsal und studiert in Germersheim Deutsch und Italienisch. Seit fünf Jahren praktiziert das Ehepaar die Yoga ähnliche Übungen. Psychoterror und Gehirnwäsche, Misshandlungen und Folter mussten ihre Freunde und viele andere internierte Falun Gong-Anhänger dort über sich ergehen lassen. Einer von ihnen, ein ehemals erfolgreicher junger Wissenschaftler, ist heute ein psychisch gebrochener Mann, der seine Familienangehörigen nicht mehr wieder erkennt. Rund 700 Anhänger hätten die Folter nicht überlebt, heißt es in einer Publikation der Meditationsschule, die mittlerweile Anhänger in mehr als 60 Ländern hat.

„Wir wollen die Öffentlichkeit auf dies schlimme Verfolgung aufmerksam machen“, sagt Jing Wang. Zusammen mit anderen Falun Gong-Anhängern sammelt sie Unterschriften und verschickt Postkarten mit Appellen an Politiker und Behörden. Nicht ohne Erfolg. Ihre Freundin Xiong Wei, die zwei Jahre lang in einem Umerziehungslager eingesperrt war, ist vor wenigen Tagen entlassen worden. Außerminister Joschka Fischer hatte sich für die junge Mutter eingesetzt die gleichfalls in Deutschland studiert hat.

„In China werden auch Christen verfolgt, Katholiken wie Protestanten der Untergrundkirche, das gleiche gilt für Tibeter“, betont die junge Chinesin. Außerdem sind mehr als zehn andere Meditationsschulen verboten. Mit einem Infostand wollen die Falun Gong-Anhänger am Freitag, 30.Januar, in der Bruchsaler Fußgängerzone auf diese eklatanten Menschenrechtsverletzungen hinweisen.

13. Jan. 2004

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