„Physische und psychische Folter in China am Beispiel von Falun Gong“ – Rede auf der Jahreshauptversammlung der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte

IGFM Jahreshauptversammlung 3. April 2004

(Dr. Viviana Galli/Monika Weiss – China Mental Health Watch/WOIPFG)

China Mental Health Watch ist eine neu gegründete internationale Organisation. Sie setzt sich zusammen aus Psychologen, Ärzten, Anwälten, psychotherapeutischen Fachleuten und Opfern der Verfolgung von Falun Gong und deren Familienangehörigen in- und außerhalb Chinas. Es ist eine Nicht-Regierungsorganisation mit dem Ziel, die Verfolgung von Falun Gong zu untersuchen und offen zu legen. Sie hat insbesondere die Folgen psychischer Misshandlung und Folter zum Gegenstand.

Die systematische Verfolgung, die von der chinesischen Regierung im Juli 1999 in Gang gesetzt wurde, bedient sich aller bekannten und vieler neuer Methoden von Misshandlung und Folter. Sie ist sowohl direkt als auch indirekt auf das menschliche Bewusstsein gerichtet. Sie zielt darauf ab, den Glauben an Falun Gong auszulöschen und verletzt damit die grundlegenden Rechte der Gedanken- und Glaubensfreiheit. Das betrifft nicht nur Falun Gong-Praktizierende (das waren 1999 ca. 100 Mio. in China), sondern ebenso alle Menschen, die an der Ausführung der Verfolgung beteiligt sind, alle Bereiche der Verwaltung und des öffentlichen Lebens. Bis heute ist der Tod von mindestens 918 Praktizierenden belegt (die Dunkelziffer liegt sicherlich um ein Vielfaches höher), das moralische Gewissen von Millionen von Menschen steht auf dem Spiel. Viele andere, teils kleinere Gruppen, die der Staat nicht unter seine Kontrolle bringen konnte, werden ebenfalls verfolgt, so die Anhänger der römisch-katholischen und der protestantischen Kirche, die tibetischen Buddhisten, politische Dissidenten und auch die neue Kategorie der Internet-Dissidenten.

Diese Verfolgung hinterlässt eine unglaubliche Zahl von psychischen Problemfällen. Einst psychisch kerngesunde Falun Gong-Praktizierende leiden nach den Qualen der Folter an Psychosen, Depressionen, posttraumatischen Belastungsstörungen und anderen seelischen Erkrankungen. Durch persönliche Befragung von Opfern aus Zwangsarbeitslagern und Umerziehungskursen und von Angehörigen von an der Verfolgung Verstorbener haben wir viele Beweise zusammen getragen.

Der Fall Lin Shen Li

Bei Lin Shen Li, früher ein physisch und psychisch völlig intakter Mensch, hat die Verfolgung durch körperliche und seelische Folter bleibende Schäden hinterlassen. Lin Shen Li war im Dezember 1999 nach Peking gegangen, um an die Regierung einen Appell für Falun Gong zu richten. Er wurde festgenommen und zu 1 ½ Jahren Arbeitslager verurteilt. Man ließ ihn wissen: Wenn er seine Überzeugung nicht aufgibt, wird er nie mehr entlassen. Seine Haftdauer wurde um ein halbes Jahr, also auf zwei Jahre, verlängert. Lin Shen Li wurde mit den gefährlichsten Verbrechern zusammen gelegt, weil er einen Brief an das Petitionsbüro in Peking bei sich trug.

Die Ernährung von Lin Shen Li in der Zeit der Haft bestand hauptsächlich aus halb verschimmeltem Reis. Von der Polizei wurde er oft tagelang gezwungen von morgens um 7 bis abends um 9 Uhr auf einem winzigen Hocker zu sitzen, die Hände auf den Knien, ohne sich zu bewegen und ohne zu sprechen. Er erhielt Schläge auf Hände, Kniee und Beine. Wenn er Zwangsarbeit leisten musste, hatte er viele Stunden lang Basketbälle von Hand herzustellen; dabei musste er die Lederstücke mit gewachsten Lederriemen mit bloßen Händen zusammennähen. Dann wieder wurde er gezwungen Lasten von mehr als 50 kg auf dem Rücken zu schleppen. Diese ausgedehnte, harte Arbeit ohne Erholungsphasen und mit mangelhafter Ernährung hatte zur Folge, dass die Haut seiner Hände überall aufriss und blutete. Er erhielt keinerlei medizinische Versorgung.
Als Folge der Mangelernährung begann sein Körper überall zu bluten, eine Erscheinung, die auch von anderen unter diesen Bedingungen berichtet wurde. Beim Ausziehen der Hosen schälte sich jedes Mal die Haut von den Beinen und dem Rücken ab. Seine Qualen wurden unerträglich – das endlose Hocken auf einem winzigen Hocker, die Schläge auf die Gliedmaßen, das grausame Abschälen der Haut usw. Der Körper konnte sich zu keinem Zeitpunkt von alle dem erholen. Diese Behandlung wiederholte sich Tag für Tag, weil er nicht bereit war, seine Überzeugung aufzugeben; weil er sich nicht umerziehen ließ, war er immer wieder Prügel ausgesetzt. Vor Schmerzen konnte er kaum noch schlafen. Wenn er einmal schlafen konnte, dann litt er unter Alpträumen, in denen er auch wieder geschlagen wurde. Außerdem wurde er beim Schlafen pausenlos geweckt.

Andere Häftlinge hatten das Recht, Besuch zu empfangen. Lin Shen Li wurde jeder Kontakt mit der Außenwelt untersagt, auch der mit seiner Familie. Er wurde gezwungen, stundenlang Staatspropaganda auf Videos anzusehen, die voller Lug und Trug waren. Es waren immer drei Häftlinge bei ihm, um sicherzustellen, dass er die Videos tatsächlich anschaute. Nicht nur die Polizei prügelte auf ihn ein, sondern auch andere Häftlinge wurden dazu ermuntert, auf ihn einzuschlagen.

Endlich war der Tag seiner Entlassung gekommen, auf den er seit 1 ½ Jahren gewartet hatte. Völlig überraschend erklärte ihm die Polizei am Nachmittag, dass er nicht freigelassen würde! Er sagte später: „Ich konnte nicht glauben, was da passierte. Nach all diesen Qualen. Das konnte doch nicht wahr sein! Ich hatte das Gefühl, das kann ich nicht länger aushalten!“

Nach seiner Rückkehr nach Kanada im Jahr 2002, nach zwei Jahren im Arbeitslager, hatte Lin Shen Li weiterhin Alpträume von Folter und Gewalt, von Festnahmen durch die Polizei usw. Das hat sich bis heute nicht geändert. . .Da kommen Erinnerungsfetzen besonders heftiger Situationen wie zufallende Eisentüren und ihr Echo im ganzen Arbeitslager. Lin Shen Li ist ein überaus nervöser Mensch geworden. Er ist übervorsichtig beim Anblick von Polizeibeamten oder bei Interviews, denn er hat erlebt, wie die Propaganda der chinesischen Medien das Volk getäuscht und Hass gegen Falun Gong gesät hat. Bei Sirenengeheul schreckt er auf, fängt an zu zittern und bekommt Herzrasen.
Seine Energie nimmt immer mehr ab, er fängt an zu weinen, wenn er von neuen Todesfällen liest. Er hat kaum noch Freude an dem, was er früher besonders gerne tat. Seinerzeit im Arbeitslager hatte er Selbstmordgedanken und überlegte sich die Arterien mit dem Werkzeug aufzuschneiden, mit dem er die Basketbälle herstellen musste. Seit seiner Entlassung hatte er keine Selbstmordgedanken mehr. Zur Zeit dieses Interviews litt er an posttraumatischen Störungen und befand sich in einer Phase tiefer Depression.

Methoden der Folter

Die chinesischen Machthaber wollen jeden, der Falun Gong praktiziert, von Grund auf ändern. Dieser Prozess wird „Umerziehung“ genannt, und das ist das, was man üblicherweise unter „Gehirnwäsche“ versteht. Es ist eine Form der Folter durch psychische Misshandlung, in der Hoffnung einen labilen Geisteszustand und geistige Verwirrung hervorzurufen. Solche Praktiken beinhalten gewöhnlich: Versuche der Einschüchterung, Gewaltandrohung, pausenlose Wiederholung immer gleicher Informationen, Schlafentzug und Essensentzug, oft verbunden mit bis zur Unerträglichkeit lauter werdenden Geräuschen über viele Stunden. Zur Unterstützung der Gehirnwäsche werden Schläge, Elektroschocks und Vergewaltigung angewandt. Den Opfern ist Kontakt zu ihrer Familie untersagt. Sie werden im Ungewissen darüber gelassen, wann ihre Folter enden wird, ob sie auf Entlassung hoffen dürfen oder ob sie dem Tod entgegengehen. Sie werden jeden Augenblick überwacht.

Dies alles schafft Angst und Hoffnungslosigkeit, es zerstört menschliche Würde und Vertrauen und führt dazu, dass die Opfer lieber sterben möchten, als weiterhin solche Folter zu ertragen. Wenn sie zuweilen fast wahnsinnig werden oder ins Delirium geraten, ist es für sie kaum noch möglich, ihr eigenes Denken zu kontrollieren. In Phasen des Deliriums, in all diesen Unsinnsgedanken oder im traumähnlichen Zustand, einhergehend mit Halluzinationen, ist die einzige Hoffnung, die ihnen bleibt, wenigstens einige wenige Augenblicke klaren Denkens zu haben. Um wenigstens für kurze Zeit Erleichterung oder das Versprechen für eine Stunde Schlaf zu erlangen, willigen sie dann doch ein in das, was die Verfolger von ihnen auf diese Weise erpressen und in das sie nie einwilligen wollten.
Die „Gehirnwäsche“ produziert ein psychisches Chaos, das dann einen geistigen Zusammenbruch zur Folge hat. Diese Situation führt dazu, dass Praktizierende Falun Gong verurteilen und ein Papier unterzeichnen, das sich „Reue-Erklärung“ nennt und mit noch anderen ähnlichen Schriftstücken einhergeht. Sie tun das gegen ihren eigenen Willen, nur weil sie weitere Folter nicht mehr ertragen können.

Der Fall Lin Chengtao

Viele traurige Geschichten von Falun Gong-Praktizierenden, die einer Gehirnwäsche unterzogen wurden, sind inzwischen bekannt. Hier das Beispiel eines jungen Paares in China, Lin Chengtao und seine Frau. Beide praktizierten Falun Gong, bis sie verhaftet wurden und im Okt. 2001 ins Tuanhe Arbeitslager in Peking kamen. Lin Chengtao war 37 Jahre alt, hatte einen guten Studienabschluss und arbeitete als wissenschaftlicher Assistent an einem Forschungsinstitut der Universität für Medizinische Wissenschaft in China. Nach der Gefangennahme wurde das Ehepaar getrennt und dann physisch und psychisch gefoltert. Sie wurden zu Gehirnwäsche-Kursen gezwungen. Sie konnten zwar eine zeitlang Widerstand leisten, aber dann gab seine Frau auf und richtete sich sogar gegen ihren Ehemann. Sie, die Falun Gong fleißig praktiziert hatte und wirklich als barmherzig bekannt war, schrieb an die Leitung des Lagers, in dem ihr Ehemann gefoltert wurde und forderte diese auf, ihren Mann weiter zu foltern und führte sogar Beispiele an, wie ihr Mann gefoltert werden sollte, um zu erreichen, dass er ebenso wie sie selbst Falun Gong verurteilt. Diese beiden waren vor ihrer Verhaftung ein glückliches Paar, die Verfolgung verwandelte die Frau in eine absolut kaltherzige Person. Der Mann wurde nach langer Zeit der Folter geistesabwesend und weigerte sich zu sprechen. Manchmal rannte er laut schreiend und voller Halluzinationen durch die Gänge. Lin Chengtao wurde entlassen und steht seitdem unter Medikamenten gegen Halluzinationen.

In Bezug auf die Anzahl der Opfer und der beteiligten Kliniken, die Brutalität der angewandten Methoden und die Schwere der Folgen steht die Verfolgung geistig gesunder Falun Gong-Praktizierender bis heute ohne Beispiel da. Wenn man die bruchstückhaften Daten zugrunde legt, wurden bisher ca. 1.000 gesunde Menschen aus diesem Personenkreis unfreiwillig in psychotherapeutische Anstalten eingewiesen. Einige der Foltertechniken, die in den Kliniken Anwendung finden, sind genau dieselben wie die in Arbeitslagern und Untersuchungsgefängnissen.

Injektionen und Zwangsernährung

Es sind Injektionen von psychisch wirkenden Drogen, es sind Elektroschocks durch Akkupunkturnadeln, manchmal werden die Opfer festgebunden und mit undefinierbaren Substanzen zwangsernährt.

Die erzwungenen Einweisungen in psychiatrische Kliniken erfolgen entgegen allen bekannten internationalen Standards für solche Fälle. Den völlig gesunden Menschen wird gesagt, sie werden nur in diese Anstalten eingewiesen, weil sie Falun Gong praktizieren. Es befanden sich unter ihnen Ärzte, Krankenschwestern, Uni-Professoren, ein Richter (!), Angehörige des Militärs usw. Vor ihrer Verhaftung waren sie alle in der Gesellschaft angesehene Persönlichkeiten.

Nach Aussage von Menschenrechtsberichten haben sich in China über 100 Einrichtungen an dieser Art der Verfolgung beteiligt. Nachweislich sind 13 Praktizierende durch die genannten Misshandlungen gestorben. Der erste Fall von psychischer Misshandlung wurde in der Washington Post vom 23. Juni 2001 berichtet.

Der Bericht der Washington Post

In dem Artikel ging es um den 32 Jahre alten Computer-Ingenieur Su Gang. Er wurde wiederholt von der Sicherheitsabteilung seiner Firma festgenommen, weil er nicht bereit war, Falun Gong aufzugeben. Nachdem er am 25. April in Peking gegen das Verbot von Falun Gong protestiert hatte, wurde er zum 2. Mal festgenommen. Am 23. Mai gab seine Firma, tätig im Bereich der Petro-Chemie, der Polizei ihr Einverständnis zur Einlieferung ihres Angestellten in eine psychiatrische Klinik. Laut Bericht von seinem Vater erhielt Su Gang täglich zweimal Injektionen mit ihm nicht benannten Substanzen, die sein Zentralnervensystem angriffen. Als Su Gang nach knapp zwei Wochen entlassen wurde, war er weder in der Lage zu essen noch seine Gliedmaßen zu bewegen. Am 10. Juni starb der bis dahin gesunde junge Mann an Herzversagen.

In solchen Kliniken werden häufig schwere Dosen von Psychopharmaka und andere nicht benannte Substanzen via Nasen-Schlundsonde verabreicht oder unter das Essen der Betreffenden gemischt. Das führt dann zu Gedächtnisverlust, heftigsten Kopfschmerzen, Zittern, Übelkeit, Erbrechen, Bewusstlosigkeit und anderen Angstzuständen.

Die Praktizierenden werden typischerweise nur entlassen, wenn sie aufhören, die Übungen zu machen oder eine Erklärung unterzeichnen, in der sie auf das Praktizieren von Falun Gong verzichten. Es gab Fälle, in denen die Entlassung erfolgte, weil der Betreffende sich in einem so kritischen Zustand befand, dass mit seinem Tod zu rechnen war. Manche Psychiatrischen Anstalten rühmen sich sogar im „Umerziehen“ von Falun Gong-Praktizierenden besonders erfolgreich zu sein!

Das Jahr 2004 verspricht für die internationale Gemeinschaft der Psychologen besonders interessant zu werden. Es ist bald vier Jahre her, dass das Führungsgremium der World Psychiatric Association, WPA, der weltweiten Vereinigung von Psychologen und Psychotherapeuten, den Antrag auf eine Untersuchungs-Delegation zum Besuch von psychotherapeutischen Anstalten in China stellte. Die WPA und die chinesische Gesellschaft für Psychiatrie hatten einen „gemeinsamen Besuch“ in Peking geplant und zwar am 4. April 2004. Das war akzeptiert von Chinas Gesundheitsminister und von der Chinesischen Gesellschaft für Psychiatrie. Aber am 27. März 2004 wurde dieses Treffen in letzter Minute „aufgeschoben“, wie es hieß, da die chinesischen Behörden nicht zu einer Zusammenarbeit bei der Untersuchung bereit sind.

Um Falun Gong in Verruf zu bringen, benutzt die chinesische Propaganda regelmäßig Fälle von Mord und Selbstmord oder psychischem Fehlverhalten, indem sie diese Vorfälle dann Falun Gong zur Last legt. So wurde z.B. der Fall von Fu Yibin zu einer Hasspropaganda missbraucht. In einem psychotischen Zustand im November 2001 tötete Fu Yibin seine Ehefrau und seinen Vater und verletzte seine Mutter schwer. Nach Aussage seiner Verwandten litt Fu Yibin vor diesem Zwischenfall schon seit 18 Jahren an einer Psychose, zum Teil ebenfalls einhergehend mit Gewaltausbrüchen. Nichts spricht dafür, dass er jemals Falun Gong praktiziert hat, wie es aber die staatliche Propaganda behauptet. Fu Yibin wurde keinerlei psychiatrischer Untersuchung unterzogen, eine Untersuchung von dritter Seite wurde nicht gestattet. Der Leser konnte die Wahrheit nie erfahren.

Chinas zunehmende Anzahl von psychischen Misshandlungen verletzt eklatant die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der UNO aus dem Jahr 1948, die auch China unterzeichnet hat. Viele internationale Organisationen wie die World Psychiatric Association, die American Psychiatric Association, das Royal College of Psychiatry, die Geneva Initiative on Psychiatry, Human Rights Watch, Amnesty International und andere schließen sich zur Zeit zusammen in einem gemeinsamen Versuch, diese fortlaufenden schweren Menschenrechtsverletzungen zu stoppen.

Der Fall von Liu Tongling

Diese Schritte, die weltweit unternommen werden, sind außerordentlich zu begrüßen. Uns erreichen nach wie vor Nachrichten von Todesfällen in psychiatrischen Einrichtungen. Zuletzt gab das Harbin Rehabilitationszentrum die Nachricht vom Tod von Liu Tongling aus Daqing im Bezirk Rang bekannt.

Liu wurde dreimal festgenommen, als sie sich bei offiziellen Stellen für Falun Gong einsetzte. Im August 2003 wurde sie zum letzten Mal festgenommen, weil sie die Leiter ihres Betriebes über die widerrechtlichen Hintergründe der Verfolgung von Falun Gong aufklärte. Sie kam in die Daqing Hong Wei Gehirnwäsche-Kurse. Aus Protest ging sie in einen Hungerstreik und wurde in das Reha Zentrum von Harbin überstellt. Dort wurde sie in einen winzigen Raum eingesperrt. Aus Protest ging sie wieder in Hungerstreik. Ihre Gesundheit verschlechterte sich zusehends, und sie bekam Herzprobleme. Als ihre Familie sie im September ausnahmsweise besuchen durfte, waren ihre Beine geschwollen, und sie konnte nicht mehr klar denken. Obwohl der Polizei ihr geistiger Zustand bewusst war, schickten sie Liu nicht zu einer psychiatrischen Untersuchung, um selbst nicht für ihre gesundheitliche Verfassung verantwortlich gemacht zu werden.

Lius Familie gab dem Verantwortlichen (er hieß Yang) 3.000 Yuan mit der Bitte, Liu Tongling für eine medizinische Behandlung zu entlassen. Yang nahm das Geld an und verlangte noch mal 3.000 Yuan. Aber bevor die Familie auch diesen Betrag zusammen hatte, starb Liu Tongling am 12. Oktober 2003. Ein Augenzeuge berichtete, zwei Tage vor ihrem Tod und als sie schon sehr schwach war, wurde sie gezwungen, als Bestrafung in einem leeren Raum auf einem eisernen Stuhl zu sitzen. Die Beamten versuchten, die Verbrechen dadurch zu verbergen, dass sie der Familie nicht gestatteten, den Leichnam zu sehen. Nach Protesten konnte die Familie dann doch den geschundenen Körper sehen. Das Gesicht von Liu war völlig verändert, um die Augen herum war alles schwarz, ihre Nase war durch Zwangsernährung verletzt, ihr Mund zeigte Wunden. Auf ihrem Körper waren überall blaue Flecken, ihre Handgelenke zeigten tiefe Eindrücke von Handschellen, ihre Knöchel waren geschwollen, und auf der Brust waren deutliche Zeichen von Elektroschocks. Chen, der Direktor der Einrichtung, sagte den Angehörigen, dass sie Liu nicht hatten behalten wollen, aber Chang Guojun, ein Beamter des Büros 610 der Daqing Petrolia Management Company, habe angeordnet, dass sie dableiben müsste.

Nach inoffiziellen Schätzungen sind inzwischen Tausende von Falun Gong-Praktizierenden durch die Verfolgung ums Leben gekommen, bis zum heutigen Tag sind 918 Fälle belegt, viele sind noch zu untersuchen.

Das nicht überschaubare Ausmaß der psychischen Auswirkungen durch eine Situation ständiger Bedrohung und Angst ist offensichtlich noch nicht in das Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit vorgedrungen. Erst nach dem Ende der Verfolgung wird man nach und nach auch die Schäden auf diesem Gebiet erkennen.

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