Provinz Hebei: Nachdem sie durch die Folter in einem Arbeitslager ein schweres Trauma davongetragen hat, wird die Praktizierende Xu Xiuju aus Shijiazhuang seit über einem Monat zuhause vermisst

Xu Xiuju hatte früher für die China Industrie- und Handelsbank des Minengebietes von Shijiazhuang in der Provinz Hebei gearbeitet. Ich war schockiert, als ich vor kurzem erfuhr, dass Xu Xiuju Mitte Juni plötzlich von Zuhause fort gegangen war. Während ihrer Gefangenschaft in einem Arbeitslager hatte sie von der wiederholten Gehirnwäsche ein Trauma davongetragen. Ihre Familie und Freunde sind um sie sehr besorgt, da sie ohne jegliches Geld im heißen Sommer weggegangen ist. Sie ist seit über einem Monat fort und wir sind um ihre Sicherheit sehr besorgt.

Ich bin ein Klassenkamerad von Xiuju und habe eine sehr gute Beziehung zu ihr gehabt. Sie ist eine sehr freundliche Person und etwas scheu. In der Bank hat sie immer sehr fleißig gearbeitet. Nachdem sie geheiratet hatte, hat sie den Haushalt sehr einfach und sparsam geführt. Wer sie gut kannte und gesehen hatte, wusste, dass sie nicht sehr glücklich war. Ihr Mann hat sie zuhause schlimm misshandelt, was sie wegen ihres Kindes erduldete.

Ich erinnere mich, dass sie mich im Jahr 2000 aufgesucht hatte. Sie erzählte mir, dass sie begonnen hatte Falun Gong zu üben, und wie gut Falun Gong ist. Während des Gesprächs bemerkte ich, dass sie vom Wesen her viel fröhlicher geworden war. Sie war in der Lage, ihren Ehemann und ihre Schwiegermutter zu tolerieren, und sie kämpfte nicht um persönliche Interessen mit anderen. Auf ihrem Gesicht war wieder ein Lächeln erschienen. Ich konnte sehen, dass ihr Leben voller Glück und Zuversicht war. Einmal, als wir uns trafen, sagte sie mir, dass ihr Mann nicht sehr froh darüber war, dass sie Falun Gong übte. Aus Angst vor der Situation fand er oft Ausreden, um böse auf sie zu werden. Er versuchte sie mit sämtlichen Mitteln daran zu hindern, Falun Gong zu üben. Er schlug und beschimpfte sie sogar. Einmal war er so aufgebracht, dass er ihr Falun Gong Buch zerriss. Sie sagte ihm: „Das bedeutet nichts Gutes für Deine Zukunft. Du hättest das Buch nicht zerstören sollen.“ Er hörte nicht auf ihre Worte und schlug und beschimpfte sie für über zwei Stunden, als ob er wahnsinnig wäre. Sie hatte keine andere Möglichkeit, als Mitten in der Nacht zu ihrer Mutter zu gehen und die Nacht über dort zu bleiben. Am nächsten Morgen befürchtete sie, dass die unkontrollierbare Wut ihres Mannes seinen hohen Blutdruck verschlimmern könnte. Als sie am nächsten Tag nach Hause zurückkehrte, fand Xiuju ihren Mann auf dem Boden liegend, teilweise gelähmt und außerstande zu sprechen, nachdem er einen Schlag erlitten hatte.

Im Sommer 2000 ging Xiuju nach Peking, um für Falun Gong zu appellieren. Später wurde sie in der Strafanstalt im Minengebiet eingesperrt. Der Aufseher der Industrie- und Handelsbank ging viele Male zu ihr, um mit ihr zu sprechen. Diese Person hatte ihr erzählt, dass hohe Regierungsbeamte eine Quote vorgegeben hatten, die zwei Personen erlaubte, in den Vorruhestand zu gehen und dass die Bank ihren Arbeitsvertrag nicht unterschreiben würde, selbst wenn sie sich weigerte, sich früh pensionieren zu lassen. Der Direktor der Bank war Ma Xinke, und der stellvertretende Direktor war Zhang Yu. Xiuju hatte keine andere Wahl, als in den Vorruhestand zu gehen und bekam eine Abfindung von über 70.000 Yuan als Pension.

Ihre Schwiegermutter fürchtete, dass Xiuju, die noch jung war, sich von ihrem halbseitig gelähmten Sohn scheiden lassen würde. Um guten Willen zu zeigen, und dass sie vertrauenswürdig war und sich um die Familie sorgte, gab sie alle Ersparnisse der Familie und ihr Ruhestandsgeld in Höhe von über 70.000 Yuan ihrem Mann. Jeden Tag führte sie ihren Mann nach draußen und half ihm, einige Übungen zu machen. Sie wusch ihm auch täglich Gesicht und Füße und kümmerte sich sehr um ihn. Dennoch hegten ihre Schwiegermutter und ihr Ehemann immer noch Groll gegen sie und beklagten sich darüber, dass sie wegen Falun Gong ihren Arbeitsplatz verloren hatte und die Familie somit nicht versorgt werden konnte. Sie sprachen oft sarkastisch über sie. Während dies alles weiterging, war sie bemüht, eine Arbeit zu finden, aber kein Arbeitgeber wagte es, sie einzustellen, sobald sie erfuhren, dass sie eine Falun Gong Praktizierende war.

Leute von der Polizeibehörde, der Polizeiwache und von der Industrie- und Handelsbank kamen oft, um sie zu belästigen und zu versuchen, sie dazu zu bringen, auf ihren Glauben zu verzichten. Obwohl sie schon nichts mehr mit ihrem Arbeitgeber zu tun hatte, befahl der Bankdirektor Ma Xinke dennoch, dass jemand sie überwachen sollte. Ihre persönliche Freiheit wurde dadurch sehr eingeschränkt. Angesichts all dieser unfairen Behandlungen hatte sie keine andere Wahl, als von ihrem verfassungsmäßigen Recht Gebrauch zu machen, und gegen die Ungerechtigkeit zu appellieren.

Die Polizei und ihr früherer Arbeitgeber eskortierten Xiuju wieder zurück zur Strafanstalt im Minengebiet. Nach Aussage eines Insiders war sie mit ausgestreckten Armen an ein Bett gefesselt, weil sie in einen Hungerstreik getreten war. Mehrere Tage lang war ihr nicht erlaubt, sich zu bewegen. Die Folter führte dazu, dass sie die Kontrolle über ihre Ausscheidungsorgane verlor, aber sie durfte auch nicht die Toilette benutzen. Die Behörden stuften ihren Fall als einen „ernsten und besonderen Fall“ ein. Mei Shijun, einer der Polizeichefs im Minengebiet und Chef des „Büros 610“ (1), überwachte sie streng (laut internen Quellen ist Xiuju von Mei aktiv verfolgt worden; er hatte auch angeordnet, dass ihr Haus geplündert und sie festgenommen werden sollte). Xiujus Vater, der um seine Tochter sehr besorgt war, kniete vor dem Bankdirektor nieder und bat, dass er seiner Tochter helfen sollte. Während ihrer über einmonatigen Gefangenschaft in der Strafanstalt war es ihren Familienangehörigen und sogar ihrer zehnjährigen Tochter nicht gestattet, sie zu besuchen. Später erfanden die Behörden einige grundlose Anschuldigungen und verurteilten sie zu zwei Jahren Arbeitslager. Die Polizeibehörde und die Bank schickten ein spezielles Fahrzeug, um sie ins Shijiazhuang Arbeitslager zu schicken.

Die Verfolgung war noch lange nicht vorüber. Nachdem sie ins Arbeitslager gebracht worden war, sagten die Beamten des Lagers zuversichtlich: „Keine Sorge. Sie wird innerhalb von drei Tagen umerzogen [d.h. einer Gehirnwäsche unterzogen].“ In den vergangenen zwei bis drei Jahren ist ihr Haus geplündert worden, sie wurde verhaftet, eingesperrt, hat ihren Job verloren, Probleme mit der Familie gehabt und ständig Druck von den Behörden bekommen. Dennoch hat sie ihren Glauben nicht aufgegeben. An dem Tag, nachdem sie ins Shijiazhuang Arbeitslager gekommen war, hatte sie jedoch ihre Familie angerufen und ihnen gesagt: „Ich höre auf, Falun Gong zu üben.“ Als sie anrief gab es auch anderen Lärm im Hintergrund. Wir haben keine Möglichkeit herauszufinden, was ihr in dieser Nacht im Arbeitslager widerfahren war.

Später schickte sie Briefe an die relevanten Ämter des Minengebietes, an ihre Familienangehörigen und Freunde, in denen sie auf Falun Gong verzichtete. Während einer Versammlung im Arbeitslager, bei der Falun Gong kritisiert wurde, hatte sie vor dem versammelten Lager auf Falun Gong verzichtet. Schon bald darauf plagte sie jedoch ihr Gewissen und sie gab öffentlich der Lagerleitung bekannt, dass sie nur aufgrund der Folter in der Vergangenheit Sachen gegen Falun Gong gesagt und geschrieben hatte und sie das nun für null und nichtig erklärte.

Ihre Taten brachten die Wachen des Lagers zur Verzweiflung. Was darauf folgte waren noch heftigere Folterungen. Sie wurde ins Tangshan Arbeitslager gebracht, von dem berichtet wird, dass es eine „hohe Umerziehungsrate“ und ein fortlaufendes Gehirnwäscheprogramm hat. Es ist immer noch nicht bekannt, was Xiuju während ihrer Gefangenschaft im Tangshan Arbeitslager widerfahren ist. Im Arbeitslager wurde sie geistig verwirrt und erlitt durch das Trauma einen Nervenzusammenbruch. Aus Angst für ihre sich verschlechternde gesundheitliche Verfassung zur Verantwortung gezogen zu werden, informierte das Arbeitslager die Polizeibehörde des Minengebiets und die Bankverwaltung, sie abzuholen. Die Mitarbeiter der Bank weigerten sich, die Verantwortung für Xiuju zu übernehmen, und behaupteten, dass das nicht mehr für die Bank arbeitete. Als sie zuerst ins Lager geschickt worden war, meinten die Bankdirektoren, dass sie für Xiuju „äußerst verantwortlich“ waren. Als ihr Leben in großer Gefahr war, wich die Bank ihrer „äußersten Verantwortung“ aus. Xiuju musste trotz ihrer schlechten Verfassung bis zum Ende ihrer Haftstrafe im Jahr 2003 im Arbeitslager bleiben, weil die Bank sich weigerte, ihre Freilassung zu akzeptieren.

Als sie schließlich freigelassen wurde, kam Xiuju zu ihrer Mutter nach Hause. Als ich sie wieder sah, war sie sehr dünn und bleich geworden. Ihre Augen waren fahl und zeigten Panik und Furcht. Sie weinte und lachte unvernünftig. Die ganze Zeit musste sich jemand um sie kümmern. Mitzuerleben, dass ihre Tochter zu solch einer geistigen Verfassung gefoltert worden war, machte ihre Eltern wütend. Sie gingen überall hin, um zu appellieren, aber niemand half ihnen. Ihre Eltern hatten keine andere Wahl, als sich Geld zu leihen und ihr eine ärztliche Behandlung zukommen zu lassen. Durch die Behandlung und die Fürsorge von ihren Eltern und Schwestern hat sich ihre Situation verbessert. Ihr Vater starb aufgrund der übermäßigen Trauer und Sorge, die er in den vergangenen Jahren mit sich herumgetragen hatte. Das Haar ihrer Mutter war ergraut. Die Sorge um ihre Tochter, die bis zu einem Nervenzusammenbruch gefoltert wurde, einen teilweise gelähmten Schwiegersohn, kein Einkommen und eine junge Enkelin, die zur Schule musste, war eine große Last für sie.

Dass Xiujus Vater starb, ließ ihre gesundheitliche Verfassung noch schlechter werden. Ihre Schwiegermutter forderte auch eine Entschädigung, weil sie geholfen hatte, sich um sie und ihren behinderten Ehemann zu kümmern. Ihre Tochter, die sie zwei Jahre nicht gesehen hatte, beklagte sich auch darüber, dass sie sich nicht um die Familie gekümmert hatte. Nachdem sie sich noch nicht vollständig von ihrem Trauma erholt hatte, war Xiuju mit all diesen Schwierigkeiten konfrontiert. Sie sah ihre Mutter, deren Haar grau geworden war, und ihren teilweise gelähmten Mann, der ihr gegenüber immer noch kalt war. Sie konnte keine Arbeit finden. Wo waren die Regierung, die Polizeibehörde, die Bank und das Nachbarschaftskomitee, die sich alle einmal für sie so sehr „interessiert“ hatten? Sie konnte nichts tun, außer leise zu weinen und mit sich selbst zu reden. Von all dem Druck verzweifelte sie und begann wieder unvernünftig zu handeln. Später schnitt sie sich ihr schönes Haar ab. Mitte Juni fuhr sie mit dem Fahrrad weg und kam nicht mehr nach Hause. Seitdem hat sie niemand mehr gesehen.

Ich konnte diesen Bericht nicht schreiben, ohne über die Ungerechtigkeit, Grausamkeit und Gleichgültigkeit zu weinen, die die verantwortlichen Parteien einer freundlichen Person gegenüber gezeigt haben. Mehrere Jahre hat Xiuju die Verfolgung erduldet. Nur weil sie von ihrem verfassungsmäßigen Recht auf Glaubensfreiheit Gebrauch gemacht und dafür appelliert hat, ist sie zu solch einem Zustand gefoltert worden. Ihre Familie, die Situation bei der Arbeit und ihr Leben wurden in solch einen schrecklichen Zustand gebracht.

Ein Klassenkamerad von Xiuju

(1) Das „Büro 610“ ist ein staatliches Organ, das eigens für die systematische Verfolgung von Falun Gong geschaffen wurde. Es untersteht direkt dem Komitee für Politik und Recht des Zentralkomitees der KP Chinas und besitzt uneingeschränkte Vollmacht gegenüber allen Verwaltungsbehörden und Justizorganen.

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