Die chinesische Geschichte ist reich an beispielhaften Erzählungen für Respekt gegenüber den Eltern. Die 24 Beispiele für Respekt gegenüber Eltern, wurden von Guo Jujing aus der Provinz Fujian während der Yuan Dynastie (1280 – 1368 n Chr.) ausgewählt und zusammengestellt, während er den Tod seines Vaters betrauerte. Er erzählte von den großen Leistungen kindlicher Jungen ihren Eltern gegenüber, aus der Zeit des uranfänglichen Kaisers Shun bis in unsere Zeit. Sogar heute machen diese Erzählungen einen wichtigen Teil der orthodoxen chinesischen Tradition aus.
Während der Frühlings- und Herbstzeit lebte ein kindlicher Sohn mit dem Namen Alter Meister Lai (Lao Laizi). Von frühester Jugend an, war er stets voller Respekt und Gehorsam seinen Eltern gegenüber. Er befolgte ihre Wünsche und sorgte sich um ihr Wohlergehen. Er wollte ihnen als pflichtbewusster Sohn dienen. Mit Siebzig brachte er dem betagten Paar, das wegen seiner kindlichen Hingabe eine so hohe Lebensspanne erreicht hatte, immer noch große Opfer. Er kümmerte sich darum, dass sie es im Winter warm hatten, im Sommer kühl und verpflegte sie mit leichter Kost, die sie in ihren zahnlosen Mündern leicht aufnehmen konnten.
Um seine Eltern bei guter Laune zu halten, erwähnte der Alte Meister Lai niemals das Wort „alt“ in ihrer Gegenwart. Eines Tage belauschte er die Klagen seiner Eltern: „Schau dir unseren Sohn an, der ist ja schon in seinen alten Tagen! Sicher werden sich unsere Tage auch dem Ende nähern!“ Als er dies hörte, konnte sich sein Herz der hilflosen Gefühle, die in ihm aufstiegen, nicht mehr erwehren. „Ich muss unbedingt einen Weg finden, um sie aufzuheitern!“ gelobte er sich. Entschlossen, seine Eltern vom Klagen über ihr zunehmendes Alter abzuhalten, heckte er einen Plan aus.
Der Alte Meister Lai verkleidete sich in das Kostüm eines kleinen Zirkuskindes oder imitierte Gang und Verhalten eines spitzbübischen Knaben beim Spiel. Er schminkte sich mit dem Make-up komischer Opern, hielt eine Blumentrommel, spielte Pferdchen und schnitt komische Possen vor den Augen seiner entzückten Eltern.
Um ihre Musikantenknöchelchen zu kitzeln, bediente er sich eines Spielzeugs und mimte unsinniges Kinderplappern, wobei er singend und tanzend auf den Boden platschte. Manchmal brachte er einen Stab ins Wohnzimmer, auf dem er zwei volle Wassereimer balancierte. Er stolperte absichtlich, ein unsinniges Liedchen singend, dabei Wasser auf den Boden spritzend und Perücke und Gesichtspuder durchnässend. Mit seinen lustigen Showeinlagen brachte er die alten Leutchen immer dazu, in Lachsalven auszubrechen. Seine Art, den Narren zu spielen, verbannte erfolgreich die melancholischen Momente seiner Eltern und machte sie für Tage glücklich. Obwohl er ja kein Jugendlicher mehr war, war er in der Lage, sich pflichtbewusst um die körperliche Gesundheit und das geistige Wohlbefinden seiner Senioren zu kümmern. Das hatte oberste Priorität in seinem Leben.
Lao Laizi’s kindliche Hingabe beeindruckte alle, denen dies zu Ohren kam und er wurde mit uneingeschränktem Lob, für dieses außergewöhnliche Beispiel großen Respekts und besonderer Wirkung bedacht.
Zu seiner Ehre ein kleiner Vers:
Er schlug eine lustige Kapriole und mimte den fröhlichen Narren,
Die Brise des Frühlings bauschte sein Blumen-Trommel Kleid.
Die alten Leutchen lachten in zahnloser Freude;
Der Äther vom Klang ihres Entzückens erfüllt.