Meine Erlebnisse in Peking

München, 6.03.2002

Peking, 14.Februar 2002

An diesem Tag näherte ich mich um 13:45 dem Platz des Himmlischen Friedens.
Rund um den Platz befanden sich Hunderte von Polizisten und wo man hinsah Polizeiautos. Man konnte nur durch eine Unterführung auf den Platz gelangen. Die Unterführung war gefüllt mit Polizisten, und ich wurde dort einer Ausweiskontrolle unterzogen. Als ich auf dem Platz ankam, bemerkte ich, dass die meisten Anwesenden Polizei oder Geheimpolizei waren. Jeder Schritt von mir wurde von unzähligen Augenpaaren verfolgt. Alle paar Meter standen Polizisten.

Nach einigen Minuten sah ich einen Mann, der ein gelbes Tuch herausziehen wollte. In Sekundenschnelle stürzten von allen Seiten mindestens 20 Polizisten auf ihn zu, rissen ihn zu Boden und schlugen und traten auf ihn ein. Polizeiautos rasten heran. Danach wiederholten sich ähnliche Szenen mehrmals.

Als ich das Gefühl hatte, dass etwas weniger Polizisten um mich herumstanden, zog ich auch mein gelbes Transparent, auf dem stand “Falun Dafa ist gut“ auf Deutsch und auf Chinesisch.

Sofort kamen von allen Seiten Polizisten und Geheimpolizisten auf mich zugelaufen. Ich wurde in die Beine und Rippen getreten, an den Haaren gerissen, zu Boden gebracht und zum Polizeiauto gezerrt. Dabei wurde auch meine Hose zerrissen. Ich bekam immer wieder Tritte. Vor dem Polizeiauto lag bereits eine junge Deutsche (Annett Munter aus Öhringen) von unzähligen Polizisten umringt auf dem Boden und wurde mit den Füssen getreten. Nachdem das Polizeiauto mit anderen Praktizierenden und Polizisten voll besetzt war, fuhren wir zu einem Gebäude in der Nähe, das offensichtlich ein Polizeistation war.

Unter den Festgenommenen befanden sich Schwester und Bruder (Annett und Steffen Munter), Vater und Töchter (Hubert Körper mit Steffi und Caroline K.) und andere, die mit gewalttätigen Mitteln wie Schlagen und Würgen voneinander getrennt und dann einzeln in einen Raum vorgeführt wurden. Dort wurden mir und den anderen alle mitgeführten Utensilien gewaltsam abgenommen. Wer sich widersetzte, wurde brutal zusammengeschlagen. Es wurden auch gegen unseren Willen Aufnahmen von uns gemacht. Als ich beim ersten mal meine Hand vor das Gesicht hielt, wurden mir weitere Schläge angedroht. Später sah ich einen Praktizierenden, der auch die Hand vor sein Gesicht hielt und der daraufhin auf den Boden geworfen und sehr brutal geschlagen wurde.

Ein anderer Polizist warf unsere Jacken auf den Boden; als ich sie wieder aufhob, warf er sie wieder auf den Boden.
Meine Bitte mit dem deutschen Konsulat in Verbindung zu treten, einen Dolmetscher zu bekommen sowie Telefonate führen zu dürfen wurden ignoriert.

Danach wurde unsere Gruppe wieder unter Gewalteinwirkung getrennt und jeder einzelne von je drei Polizisten zum Bus abgeführt, der uns zu einem Gebäude in der Nähe des Flughafens fuhr, das sich „Airport Garden Hotel“ nannte, aber gar kein Hotel war, sondern offensichtlich in den Händen des Staatssicherheitsdienstes lag und streng bewacht wurde. Zuerst wurden wir wieder unter teilweise starker Gewalteinwirkung voneinander getrennt und zu einem großen Raum geführt, in dem bereits viele Polizeibeamte unter einer großen Rauchglocke saßen und sich über mich lustig machten. Dort wurde ich nochmals einer Leibesvisitation unterzogen. Dann wurde ich von zwei Polizisten und einer Polizistin in ein dunkles „Hotelzimmer“ zum Verhör geführt.

Sie zwangen mich meine Personalien, Einreiseweg und Hotel bekanntzugeben obwohl sie bereits meinen Reisepass und Flugticket konfisziert hatten.

Mein Brief, der auf Chinesisch abgefasst war, und in dem ich die chinesisch Regierung bat die ungerechtfertigte Verfolgung von Falun Gong einzustellen und in einen friedlichen Dialog mit uns zu treten, damit die Missverständnisse geklärt werden können, wurde als Propagandamaterial beschlagnahmt.

Nach dem Verhör forderten sie mich mehrmals auf, ein Chinesisch geschriebenes Dokument (Vermutlich das Protokoll), zu unterschreiben. Ich verweigerte beharrlich meine Unterschrift, da ich den Inhalt des Dokumentes nicht lesen konnte.

Daraufhin wurde ich in eine Gruppe mit ca. 15 Praktizierenden gebracht, wir saßen eng aufeinander am Boden und wurden von 20-40 Polizisten bewacht.

In der Nacht beschlossen wir, uns nicht trennen zu lassen, indem wir uns fest einhakten. So kam es fast halbstündig zu Übergriffen der Polizei, die uns separieren wollte, und wir wurden die ganze Nacht durch Befragung und gewalttätiges Zerren, Würgen u.s.w. misshandelt. Einmal wurde ich von Polizisten äußerst schmerzhaft gewürgt, so dass ich vor Schmerzen und Todesangst laut schrie. Gelegenheit zum Schlafen wurde uns die ganze Nacht über nicht gegeben.

Mein nochmaliges Bitten Telefongespräche führen zu dürfen und mit unserer Botschaft zu sprechen, wurden wieder ignoriert..

Am nächsten Morgen, als wir müde von der langen Nacht waren , trennten die Polizisten uns wieder gewaltsam. Ich bekam einen heftigen Schlag von einem Polizisten mit dem Ellenbogen auf das Kinn, dadurch lockerte ich meinen Griff, und sie konnten uns wieder voneinander trennen.

Danach wurden wir zu den Flugzeugen gebracht. Der Flug der Lufthansa wurde um eine halbe Stunde verzögert, um uns rechtzeitig, d.h. innerhalb von 24 Stunden, ausfliegen lassen zu können.

Ich wurde meines gesamten Gepäckes und meiner Schuhe beraubt. So landete ich im Winter auf dem Flughafen Frankfurt ohne Schuhe, mit zerrissener Hose und mit schmerzhaften Prellungen.

Folgende Utensilien wurden mir von der Pekinger Polizei
entwendet bzw. beschädigt:

Großer blauer Reiserucksack 100€
schwarzen Anzug 350 €
Krawatte 30 €
4 weiße Hemden 120€
weitere Wäsche 100€
Wasch- und Rasierutensilien 30€
grüner Biwaksack 30€
Jogginganzug 50€
4 T-Shirts 40€
Lehrbuch Chinesisch 20€
Ordner mit Schriften 10€

Schwarze Umhängetasche mit 70€
schwarzer Gore-Tex Überhose 110€
Wörterbuch Deutsch-Chinesisch 20€
Reiseführer Peking 20€

1 schwarze Buntfaltenhose wurde bei der Verhaftung
zerrissen. 60€
1 Paar schwarze Schuhe während der Haft von der Polizei entwendet. 60€
1 Paar Socken durchlöchert durch längeres Laufen ohne Schuhe. 5€

Wert gesamt: € 1225

400 Yuan wurden beim Hotel Rainbow, Xi Jing Road, Xuan Wu District, 100 €
Beijing China, Tel.: 63012266, zur Kaution hinterlegt und nicht zurückerstattet.

Mein Urlaub wurde gewaltsam unterbrochen, meine bereits bezahlte, geplante Rückreise über Hongkong
wurde verhindert, so dass mir Gepäck, das ich in Hongkong abgestellt hatte, kostenpflichtig nachgeschickt werden musste.

Ich wurde 23 Sunden lang ohne Begründung gewaltsam festgehalten.
Ich wurde getreten, gedemütigt, gewürgt und an den Haaren gezerrt, geschlagen unter anderem mit dem Ellenbogen auf das Kinn und durch starkes Würgen fast zur Bewußtlosigkeit gebracht.
Verweigert wurde mir die Kontaktaufnahme mit der Deutschen Botschaft, das Telefonieren, ein neutraler Übersetzer zur Kommunikation.

Bernd Aurnhammer

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