Die Verfolgung im Pekinger Tuanhe Arbeitslager

Ich wurde am 4. April 2003 gesetzeswidrig verhaftet und fast 300 Tage im Pekinger Tuanhe Arbeitslager gefangen gehalten. Dort sah und erfuhr ich die Verbrechen in dieser irdischen Hölle.

Am Anfang wurde ich der Abteilung 5 zugeteilt. Jeden Tag mussten wir die so genannten „Umerziehungslieder“ singen, bevor wir essen oder schlafen gehen durften. Außerdem mussten wir laut „Melden!“ rufen, wenn wir einen Raum betraten. Um etwas zu Essen zu bekommen, mussten wir erst vor dem Polizeichef niederknien und fragen: „Wie geht es Ihnen, Chef?“ Und dann mussten wir „Danke Chef!“ sagen, wenn wir unser Essen bekamen.

Die Polizei hetzte „Überläufer“ (1) und Insassen auf die Falun Gong-Übenden, um jede ihrer Handlungen zu bewachen und ihnen damit die Bewegungsfreiheit einzuschränken. Die Polizei lockte die Insassen mit Strafminderung. Bei Verweigerung drohte ihnen eine Strafzeitverlängerung. Die Übeltäter und Insassen erlaubten den Übenden nicht die Artikel des Meisters Li zu lesen oder auswendig aufzusagen. Sie unterbrachen die Übenden sogar, wenn sie die Artikel leise vor sich hinsagten. Außerdem gab es ein Verbot über Themen mit Falun Gong Inhalten zu reden. In jedem Raum des Arbeitslagers gab es eine Überwachungskamera, die jede Bewegung der Übenden überwachte.

Einmal meldete ein Wachbeamter, dass ich zu einer anderen Falun Gong-Übenden gesprochen habe. Zur Strafe wurde ich in eine Einzellzelle gesperrt. Im Lager wurden die Falun Gong-Übenden, die fest zu ihrem Glauben an Falun Gong hielten und sich der „Umerziehung“ (2) verweigerten in eine Einzellzelle eingesperrt oder sie wurden in Trainingseinheiten gesteckt, in denen sie verschiedene Folter erleiden mussten.

Am 8. Juli 2003 rekrutierte das Lager ein „Starkes Angriffsteam“, das früher die berüchtigte „Starke Angriffsklasse“ hieß. Später wurde dieser Name in die „erste Abteilung“ umgeändert. Ich war die erste, die an dem Rekrutierungstag zum „starken Angriffsteam“ geschickt wurde. Die Falun Gong-Übenden, die sich nicht umerziehen ließen, wurden von Anderen isoliert in Räume eingesperrt, in denen zwei Insassen die Übenden 24 Stunden lang bewachen. Die Fenster waren mit Zeitungen bis auf 2.54cm auf jeder Seite zugeklebt, so dass man von innen nicht rausgucken konnte. Aber von außen in den Raum reinblicken konnte.

Die Mahlzeit bestand nur aus einem gedämpften Brot und einer kleine Gemüsesuppe.

Falun Gong-Übende mussten auf einem kleinen 20cm großen Plastikstuhl mit zusammengedrückten Knien, die Hände auf die Knie gelegt und geradem Rücken und Hals von 5 Uhr morgens bis 23 Uhr Mitternacht oder sogar noch länger sitzen. Jede kleinste Bewegung wurde von den Insassen mit Beschimpfungen und Schlägen bestraft. Bereits einen Tag auf diesem Stuhl zu sitzen, verursacht Verletzungen. Nach langem Sitzen fangen Gesäß und Steißbein an abzuschürfen bis es anfängt zu bluten oder zu eitern.

Neben der körperlichen Folter gab es auch noch die seelische Folter, wie Beschimpfungen, Gehirnwäsche, Verbot von Familienbesuchen, Drohungen und Einschüchterungsversuche und Isolation bis zur Verzweiflung. Durch diese Misshandlungen wollten die Übeltäter erreichen, dass die Übenden ihren Glauben an Falun Gong aufgeben. Die körperliche Folter beinhaltet Prügel, Elektroschocks, langes Sitzen auf einem kleinen Stuhl, Verhungern lassen durch Verabreichung magerer Essensrationen, Schlafentzug und Waschverbote. Außerdem wurden die Falun Gong-Übenden den extremen Wetterverhältnissen ausgesetzt. Sie mussten in der glühenden Sonnenhitze oder im eiskalten Wetter stehen. Zudem wurden ihnen faule Dinge in die Nase oder in den Mund gesprüht. Manchmal wurden die Übenden gleichzeitig auf verschiedene der beschriebenen Arten gefoltert.

Ich weiß, dass Ende 2003 dem Falun Gong-Übenden Liu Quanwang, der in der ersten Abteilung eingesperrt war, Urin in seinen Mund, in seine Nase und auf seinen Körper gesprüht wurde. Er musste für eine lange Zeit auf dem kleinen Stuhl sitzen und bekam kaum etwas zu Essen. Zudem wurde er beschimpft, verprügelt, mit scharfen Objekten gestochen und durfte nicht schlafen.

Bei den Falun Gong-Übenden die dazu gezwungen die “drei Erklärungen” (3) zu unterschreiben, wurde die Verfolgung trotzdem fortgesetzt. Sie mussten Materialien lesen, deren Inhalte Falun Gong verleumdeten und entsprechende Videos anschauen. Danach mussten sie ihre Gefühle, Gedanken und eine kurze Zusammenfassung ihrer neuen Sicht schreiben. Dieser Bericht musste solange korrigiert bzw. neu geschrieben werden bis die Polizei mit dem Inhalt zufrieden war. Dann mussten sie die Zusammenfassung vor der Gruppe vortragen und dabei mithelfen andere Falun Gong-Übende „umzuerziehen.“ Außerdem mussten sie weiterhin Sklavenarbeit verrichten, um den Profit des Lagers zu erhöhen. Und weil viele die „drei Erklärungen“ gegen ihren Willen unterschrieben, waren sie tief in ihrem Herzen sehr verbittert. Durch die wiederholte Gehirnwäsche, Zusammenfassungen schreiben und das Vortragen vor der Gruppe erlitten die Übenden schreckliche seelische Qualen. Für einen Falun Gong-Übenden ist dieser Schmerz größer als der körperliche Schmerz.

Dies sind meine persönlichen Erfahrungen, über die Folter, die ich im Tuanhe Arbeitslager gesehen und erlebt habe.

1) Ein Überläufer ist ein ehemaliger Falun Gong Praktizierender, der aufgrund von Gehirnwäsche und Folter das Praktizieren aufgegeben hat und jetzt bei der Verfolgung anderer Praktizierender mit hilft.

2) „Umerziehung“ ist eine oft verwendete Formulierung für Folter und Misshandlung, eine übliche Taktik im Versuch Falun Gong Praktizierende dazu zu bringen, ihren Glauben zu widerrufen.

3) Praktizierende werden unter Gehirnwäsche und Folter gezwungen, diese Erklärungen als Bestätigung zu schreiben, dass sie ihren Glauben aufgegeben haben. Die „drei Erklärungen“ hat sich das „Büro 610“ ausgedacht und sie bestehen aus einem Reuebekenntnis, einer Garantieerklärung, niemals wieder Falun Gong zu praktizieren und dem Anfertigen einer Namens- und Adressliste aller Familienmitglieder, Freunde und Bekannter, die ebenfalls Praktizierende sind.

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