Die tiefgründige chinesische Sprache (Teil 1): Cangjie’s Tränen

Eröffnungsgedicht:

Als der Himmel über der gelben Erde dunkel war und das Universum unfruchtbar,
erschuf Pangu das Universum und auf diese Weise waren Himmel und Erde geboren.
Nüwa erschuf die Menschheit, mit Frauen beginnend.
Cangjie ersann die chinesischen Schriftzeichen, indem er dem chinesischen Volk das Licht der Weisheit schenkte.
Seitdem hat die chinesische Kultur Zehntausende von Jahren in der Geschichte geblüht.

Erzähler: Einmal veranstalteten die Gottheiten in China auf der Spitze des Berges Hua, ein großartiges Bankett. Das Bankett fand nur einmal in Hundert Jahren statt und Gottheiten kamen von überall her, um sich an diesem Bankett zu erfreuen. Auf der anderen Seite des Berges Hua, genossen Cangjie und sein Schüler Wentong unter einem göttlichen Baum sitzend, eine kühle Briese.Nach einer Weile…

Wentong: Lehrer, ich habe vernommen, Sie waren derjenige, welcher die chinesischen Schriftzeichen ersonnen hat!

Cangjie: Ich würde nicht wagen, dies so darzustellen. Eigentlich brachte ich die Zeichen vom Himmel herunter nach China. Die chinesischen Schriftzeichen haben tiefgründige und komplizierte Bedeutungen. Weil sie sehr tiefgehende Bedeutungen besitzen, stellen sie ein exzellentes Medium dar, für die Ausbreitung und Aufrechterhaltung der chinesischen Kultur.

Wentong: Die chinesischen Schriftzeichen sind wirklich etwas Großartiges! Im übrigen, Lehrer, gibt es auf dem Berg Hua heute ein göttliches Bankett. Gehen sie eventuell dort hin, um diesem Bankett beizuwohnen?

Cangjie: Ich würde lieber noch ein Weilchen hier bleiben. Geh Du doch voraus, ohne mich. Sollte sich dort etwas Besonderes zutragen, komm zurück und berichte mir darüber.

Erzähler: Aus diesem Grund begab sich Wentong allein zu dem Bankett. Viele Gottheiten genossen die lebendige Party. Unsterbliche begrüßten sich und plauderten miteinander. Nach einer Weile überreichte ein Unsterblicher, Wentong seine Visitenkarte. Wentong betrachtete sie und fragte ihn voller Neugier:

Wentong: Unsterblicher, Sie haben solch einen speziellen Namen.

Unsterblicher: Ha, Ha… meinst Du etwa, dies sei ein beachtenswerter Name?

Wentong: Oh, nein. Er ist nur so ungewohnt.

Unsterblicher: Warum denn?

Wentong: Sehen Sie doch? Er bedeutet: “Der Sonderbare aus dem Norden.“

Unsterblicher: Oh, Du hast einen Fehler gemacht! Er bedeutet: “Der Weise aus dem Norden.“ [Im vereinfachten Chinesisch, welches von der chinesischen kommunistischen Partei Chinas ausgedacht wurde, wird Weiser mit dem Zeichen (…)geschrieben, was wiederum einem anderen Wort (…) ähnlich ist, was soviel bedeutet, wie bizarr, sonderbar, unheimlich.]

Wentong: Aber es sieht doch aus wie das Wort „sonderbar“, wie ich es auch immer betrachte.

Unsterblicher: Wahrscheinlich bist Du nicht vertraut mit diesen vereinfachten chinesischen Schriftzeichen, die gerade jetzt in der menschlichen Welt populär werden.

Erzähler: Wentong machte einen verwirrten Eindruck. Er nahm die Visitenkarte mit zurück zu seinem Lehrer. Cangjie schaute die Schriftzeichen auf der Karte an. Er konnte einige der veränderten chinesischen Schriftzeichen deuten, doch manche der Schriftzeichen sind so vollständig verändert worden, dass er nicht ausmachen konnte, was sie eigentlich darstellen sollten. Cangjie wurde sehr aufgebracht.

Wentong: Lehrer, die Zeichen auf der Karte mögen fremdartig aussehen, jedoch haben sie eine einfachere Form. Sie sollten leichter zu schreiben sein. Oh, ich mag sie.

Erzähler: Weil Wentong grinste, schlug ihn Cangjie auf den Kopf.

Cangjie: Vergiss Bequemlichkeit oder Schnelligkeit. Es gibt da ein chinesisches Sprichwort: „Eile produziert Ausschuss.“ Jeder Strich in einem chinesischen Schriftzeichen hat eine besondere Bedeutung. Wenn Du die Form eines chinesischen Schriftzeichens veränderst, wirst Du auch seine Bedeutung verändern. Die Konsequenzen werden sehr ernst sein. Wir dürfen die Form der chinesischen Schriftzeichen absolut nicht willkürlich abwandeln oder beschädigen, damit man sie leichter schreiben kann.

Wentong: Oh, ich begreife.

Cangjie: Wentong, ich glaube, wir müssen auf die menschliche Ebene hinuntersteigen, um die Beschädigung der chinesischen Schriftzeichen in der menschlichen Welt zu überprüfen.

Erzähler: So schwangen sie sich auf eine Briese und ritten auf ihr, zur Erde hinunter. Sie gelangten nach China. Sie reisten durch ganz China und gingen durch all die wichtigen Straßen und schmalen Gässchen. Was sie da sahen, war überall vereinfachtes Chinesisch. Cangjie konnte seine Tränen nicht zurückhalten, als er erkannte, dass die chinesischen Schriftzeichen, die er mit viel Mühe den alten Menschen in China beigebracht hatte, völlig ruiniert worden waren. Plötzlich fiel Wentong etwas ein.

Wentong: Lehrer, Konfuzius sagte einmal: „Wenn das Tao verdirbt, würde ich lieber auf dem Meer leben.“

Cangjie: Hmm, in Ordnung.

Erzähler: Also ritten sie auf der kühlen Briese auf die andere Seite des Meeres. Nach kurzer Zeit rief Wentong mit Freude aus:

Wentong: Lehrer, schauen Sie! Dort ist ein Stück Bananenblatt im Meer.

Cangjie: Das ist kein Stück Bananenblatt. Es ist eine Insel mit dem Namen Formosa, eine andere Bezeichnung für Taiwan. Mir kam zu Ohren, dass die Menschen dort sehr einfach und ehrlich sind. Dort floriert die traditionelle chinesische Kultur.

Wentong: Lasst uns doch mal nachschauen. Möglicherweise ist das der Platz, den wir suchen.
Erzähler: Cangjie und Wentong gingen auf die Insel.

Wentong: Hey! Das ist so ein schöner Platz, mit seinen grünen Hügeln und dem klaren Wasser! Horchen Sie, wie die Vögel zwitschern! Riechen Sie den Duft der blühenden Blumen!

Cangjie: Ja! … Ich höre jemanden laut rezitieren. Lassen sie uns doch einen Blick darauf werfen!

Erzähler: Cangjie und Wentong gelangten zu einem großen Gebäude. An dessen Tor stand: „Minghui Schule“. In einem Klassenzimmer diskutierte eine Lehrerin mit der Klasse über chinesische Schriftzeichen. Aufmerksam lauschten Cangjie und Wentong vor einem Fenster. Die Lehrerin schrieb auf die Schultafel: „Ein Weiser schätzt Güte und Treue.

Schüler: Frau Lehrerin! Einige Zeichen haben so viele Striche. Das ist keine kleine Arbeit, diese zu schreiben.

Lehrerin: Jeder Strich eines chinesischen Schriftzeichens hat seinen eigenen Ursprung. Manchmal mag es anfangs beim Schreiben eine Herausforderung darstellen; jedoch wenn man seine Bedeutung erst einmal kennt, auf der Basis der Wurzel des Wortes, wird man es niemals vergessen, wenn man es einmal gelernt hat.

Lehrerin: Lasst uns das Wort „Weiser“ (…) als Beispiel nehmen. Der obere Teil besteht aus zwei Wortwurzeln: Ohr (…) und Mund (…). Dies bedeutet, dass der Weise in der Lage sein muss, weise zuzuhören, um das Richtige vom Falschen unterscheiden zu können und er muss ebenfalls redegewandt sein, damit er das Tao verbreiten und die Fragen seiner Schüler beantworten kann. Nur wenn eine Person in der Lage ist, diese virtuosen Qualitäten zu erreichen, wird er qualifiziert sein, ein Weiser genannt zu werden. Wenn man irgendeinen dieser Striche aus Bequemlichkeit verändert oder weglässt, indem man(…) in (…)verändert, würde wahrscheinlich diese Person nicht in der Lage sein, weise zuzuhören oder zu sprechen. Dann kann sie auch nicht als weise Person bezeichnet werden.

Erzähler: Als Cangjie vor dem Fenster diesem Vortrag der Lehrerin zuhörte, nickte er immer wieder mit seinem Kopf und fühlte sich unermesslich dankbar, Zeuge zu sein, dass die chinesischen Schriftzeichen aufrechterhalten und an die nächsten Generationen in Taiwan weitergegeben werden. Und ein weiteres Mal war er zu Tränen gerührt.

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