Beseitigung meiner grundlegenden Anschauungen

Mein Vater ist ein sehr rationaler und materialistisch denkender Mensch. Sein Fernsehprogramm besteht fast ausschließlich aus Nachrichtensendungen. Bekanntlicherweise ist der Mensch wie ein Gefäß, was man hineinfüllt, so ist sein Denken. Nun, was man also in den Nachrichten sieht, sind Katastrophen, Krieg, Schicksalsschläge, Politik, usw. Nach und nach bildete sich bei ihm eine grundlegende Anschauung, dass alles schlecht und übel ist. Die Welt ist schlecht, die Menschen sind schlecht und…..man muss schlau genug sein, um sich dagegen zu schützen, seine eigenen Interessen zu wahren. Er hat immer nur für die Familie gearbeitet, wollte für sich selbst fast nie etwas und hat es immer gut mit uns Kindern und unserer Mutter gemeint. Sein Wunsch ist es, uns so auf das Leben vorzubereiten, dass wir dem Ansturm des Bösen, insbesondere in Form von Betrügern möglichst gut standhalten. Durch die negative Ausgangsbasis entwickelte sich daraus eine große Angst, dass irgendjemand seine Dinge wegnehmen könnte. Er entwickelte eine Art Schlauheit und sammelte Informationen, um alle Situationen und Fallen rechtzeitig zu erkennen und zu umgehen. Es entwickelte sich Misstrauen gegen alles und jeden. Die schlechten Gedanken bildeten Gedankenkarma, er schimpfte oft über jede Kleinigkeit und er fühlte sich dabei oft sehr unwohl. Er hat jetzt keine Freude mehr am Leben, was ihm früher Spaß gemacht hatte, interessiert ihn nun nicht mehr. Der einzige Lichtblick in seinem Leben sind seine Enkelkinder. Mit ihrer offenen, herzlichen Art brachten sie sogar sein Herz zum hüpfen.

Irgendwie bildete sich bei mir im Laufe der Jahre durch diesen Einfluss eine grundlegende Anschauung. Erst jetzt erkannte ich, dass die Ausgangsbasis meines erworbenen Denkens darauf beruhte. Die selben Gedankenmuster, die Welt ist schlecht, die Menschen sind schlecht, usw. nur nicht so ausgeprägt aber eben grundlegend. Oft schimpfte ich und regte mich auf, wusste manchmal gar nicht warum und verstand es auch nicht. Vor kurzem war ich zu einem Bewerbungstest und es wurden einige Verkaufs- und Beratungssituationen simuliert. Bei der Auswertung erklärte man mir, dass meine Testergebnisse gut waren, aber…..“Sie haben einen Hang zum Negativen!“ Auch während dieses Tages ergab sich eine interessante Situation. In der Mittagspause war ich mit einigen anderen Teilnehmern in einem Straßencafe. Die Atmosphäre war nett und freundlich, die Sonne schien, ich trank einen Saft. Als wir im Testcenter zurückwaren, traf ich einen der Mitarbeiter und er fragte mich, wie es denn in der Stadt war. Zu meinem Erstaunen antwortete ich: „Es war heiß, stressig und teuer.“ Als wenn ich die Situation durch eine schwarze Brille erneut beurteilt hätte. Zu diesem Zeitpunkt dachte ich nur „Merkwürdig“.

Erst ein paar Tage später konnte ich es grundlegend erkennen. Das Denken, dass die Welt schlecht ist, ist schon an sich eine Akzeptanz des Bösen. Wir müssen die Verantwortung für uns selbst und alles Gute übernehmen, nicht alles stehen und liegen lassen. Das grundlegende Grundlegendste ist gut, es ist das Fofa. Die Welt, das Universum, die Menschen – alles ist gut. Das ist die Ausgangsbasis meines neuen Verständnisses. Ich hatte es oft gelesen und glaubte auch, dass ich es verstanden hätte, aber nicht so grundlegend wie jetzt. Das Böse ist nur eine sehr oberflächliche Verschmutzungserscheinung, nicht wert darüber nachzudenken, einfach nur beseitigen und wegwischen, für alle Lebewesen und eine gute Zukunft.

Übrigens verändert sich jetzt auch langsam mein Vater. Er schimpft nicht mehr so viel. Wenn er schimpft, kommt es sehr schnell und geht auch sehr schnell wieder. Bald wird er erkennen, dass das, was ihn so aufregt nicht zu ihm gehört. Wir werden ihn dabei unterstützen, diese schlechten Dinge loszuwerden. Die Familiensituation ist jetzt viel entspannter, die aufbrausenden Elemente werden immer leichter kontrollierbar und nehmen ständig ab. Auch seine Ängste schwinden mehr und mehr, als wenn er es selbst verstanden hätte, lässt er sie immer mehr los. Sein Leben wird friedlicher, ruhiger, mehr Platz, um schöne Dinge zu tun.

Praktizierender aus Deutschland

Veröffentlicht am: 19.07.02

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