In der größten Gebrauchtwarentauschbörse in unserer Provinz kann man beinahe alles finden, was man benötigt, vom Bergbaugerät über Autoteile bis zu Knopfzellenbatterien.

Ich brauchte einen aufladbaren Akku, der ursprünglich in Japan hergestellt wurde. Während ich mit dem Manager der Tauschbörse über den Akku sprach, näherte sich uns ein Mann mittleren Alters und fragte mit lauter Stimme, ob wir Gewehre zum Kaufen hätten. Er dachte, ich wäre ein Miteigentümer. Der Manager entgegnete: „Nein“. Doch der Mann wollte nicht gleich aufgeben und so wandte er sich an mich: “Ich habe gehört, hier könne man alles kaufen, auch Gewehre. Können Sie mir eventuell sagen, wo ich möglicherweise ein Gewehr bekommen kann?“ Er schaute sehr finster drein und wirkte unterernährt. Es schien, als hege er großen Groll. Nachdem wir uns unterhalten hatten, begann er mir zu vertrauen und erzählte mir dann Folgendes:

„Ich war Landwirt mit einiger Bildung. Es gelang mir in einem örtlichen Geschäft unterzukommen und wurde schließlich Marketingdirektor. Einmal hatten wir eine LKW Ladung Waren im Wert von 180.000 Yuan auszuliefern. Weil ich dem Handelsdezernat nicht rechtzeitig genug Bestechungsgelder anbot, wurden die ganzen Waren konfisziert. Mit anderen Worten, die Strafvollzugsbeamten eigneten sich die Waren an. Keine Vergütung, keine Quittung. Zwei Jahre versuchte ich, sie anzuklagen, doch ohne Erfolg. Wegen dieses Vorfalles zerbrach meine Familie. Ich hatte keine andere Wahl, als in eine andere Stadt zu gehen. Ich sammelte gebrauchte Bücher, Zeitungen und Pappbecher um meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Ich hatte keine Wohnung, in der ich leben konnte und so hauste ich in einer Scheune eines Landwirts und wusste nie, wohin ich gehen sollte, um meine nächste Mahlzeit zu bekommen. Ich las einmal eine Geschichte über eine Person, die einen Beamten wegen einer durch ihn erlittenen Ungerechtigkeit tötete und wurde durch sie inspiriert. Weil mich diese Gesellschaft ungerecht behandelte, werde ich einige Menschen töten, um Aufsehen zu erregen. Kein Beamter in dieser Gesellschaft ist sauber. Wenn ich jemanden töte, wird es ein hochrangiger Beamter sein. Ich habe einige Namen solcher Beamten gesammelt und ich habe vor, einige von ihnen umzubringen, um mich zu rächen und mir einen Namen zu machen…“

Während ich seine Geschichte anhörte und seinen Appellbrief las, dachte ich bei mir: „Dem muss ich helfen.“ Wir arrangierten einige Treffen hinterher und jedes Mal erklärte ich ihm die Wahrheit. Einmal rezitierte ich ihm Lunyu und er war schockiert! Bald fand er ein Exemplar von Zhuan Falun, als er gebrauchte Bücher sammelte. Von da an begann er das Fa zu lernen. Jedes Mal, wenn er das Buch einmal ganz zu Ende gelesen hatte, machte er ein Zeichen an die Wand.

Ich blieb mit ihm in Verbindung, versorgte ihn mit noch mehr Material und neuen Vorträgen des Lehrers. Ich bot ihm auch etwas finanzielle Hilfe an. Allmählich gewann er wieder Hoffnung für sein Leben und begriff, was es bedeutet, ein Mensch zu sein. Später fand er einen zeitlich begrenzten Job. Obwohl dieser Job ermüdend war, mochte ihn der Chef sehr gut leiden und lobte ihn als einen hart arbeitenden Angestellten.

Einmal fand dieser Mann in der Nähe seines Arbeitsplatzes eine Geldbörse mit über 1.000 Yuan darin und er fragte, was er tun solle. Ich sagte zu ihm, er sei bereits ein Praktizierender und er solle den Prinzipien von "Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit, Nachsicht" folgen. Als wir uns das nächste Mal trafen, erzählte er mir begeistert, dass er, als er etwas darüber nachgedacht hatte, eine Verloren/Gefunden Anzeige an seinem Arbeitsplatz aufhängte.

Ich hatte Mühe, meine Tränen zurückzuhalten. Ich blickte auf die Zeichen, die er nach dem Lernen des Fa an die Wand gemacht hatte und weinte in meinem Herzen: „Lehrer, wie barmherzig Sie doch sind!“