Studie zeigt positive Gehirnveränderungen durch Meditation auf Mitgefühl

Ist es möglich, Mitgefühl zu lernen? Eine neue Studie aus Amerika bejaht diese Frage. Forscher der Universität Wisconsin-Madison fanden heraus, dass die regelmäßige Pflege von Freundlichkeit und Mitgefühl mithilfe von Meditation jene Gehirnregionen anregt, die den Menschen Empathie (Einfühlungsvermögen) verleihen.

Am 25. März wurden die Untersuchungen im Wissenschaftlichen Bereich 1 der Öffentlichen Bibliothek Wisconsin veröffentlicht. Man nutzte erstmals fMRI (Schichtbilder erzeugende Magnetresonanz), um den Beweis zu erbringen, dass liebevoller Umgang und Mitgefühl genauso erlernt werden können wie das Spielen eines Musikinstrumentes oder die Professionalisierung im Sport. Gehirnregionen, die für Gefühle und Sinneseindrücke verantwortlich sind, zeigten nach intensiver Meditation auf Mitgefühl große Veränderungen.

Die Forschungen ergaben, dass wir Menschen – begonnen bei Kindern, die andere schikanieren über Personen, die zu wiederkehrenden Depressionen neigen, bis hin zur Gesellschaft im Allgemeinen – von solchen meditativen Praktiken profitieren können, sagt Studienleiter Richard Davidson, Professor der Psychiatrie und Psychologie an der Uni Wisconsin-Madison, als Experte im Bereich der Effektivität von Meditation.

Mit dem Wissenschaftler Antoine Lutz arbeitete er mit einer Gruppe an einem Forschungsprojekt, die zusammengesetzt war aus tibetischen Mönchen und Laien-Praktizierenden, die mindestens 10.000 Stunden mit Meditation verbrachten. In diesem konkreten Fall bestand die Kontrollgruppe aus 16 Mönchen und 16 Laien. Die Laienpraktizierenden waren altersmäßig durchmischt und hatten keinerlei Vorkenntnisse, ihnen wurden die Fundamente der Meditation zwei Wochen vor den Aufzeichnungen beigebracht.

"Viele traditionelle Wege, die sich mit der inneren Weiterentwicklung befassen, führen liebevollen Umgang, Warmherzigkeit, sowie andere glücklich zu sehen und den Wunsch, ihnen das Leiden zu erleichtern als Ziel an. Liebevoller Umgang und Herzlichkeit sind in der Philosophie und Mission des Dalai Lama von zentraler Bedeutung", so Davidson, der mit dem Oberhaupt der Tibeter bereits intensiv arbeitete. "Wir wollten herausfinden, wie sich diese freiwillige Erzeugung von Freundlichkeit auf jene Gehirnregionen auswirkt, die mit Empathie in Zusammenhang stehen."

Bei der Meditation, die auf Mitgefühl ausgerichtet ist, werden verschiedenste Techniken angewandt, deren Aneignung oftmals mehrere Jahre dauert. Die erwähnte Kontrollgruppe wurde zuerst angewiesen, sich auf ihnen lieben Mitmenschen zu konzentrieren und ihnen Wohlsein und Freiheit von Leiden zu wünschen. Nach einiger Übungszeit wurden sie dann angeleitet, solche Gedanken gegenüber allen Wesen zu entwickeln.

Alle 32 Testpersonen wurden im Magnetabbildner des UW-Madison Waisman Zentrums für Gehirnkartographie gebeten, entweder mit der Freundlichkeitsmeditation zu beginnen oder diese zu unterlassen. In allen Stadien wurden, um emphatische Reaktionen zu erzeugen, negative, positive und neutrale Aufnahmen der menschlichen Stimme abgespielt: eine notleidende Frau, ein lachender Säugling und die Hintergrundgeräusche eines Restaurants. "Wir nutzten Geräusche anstatt optischer Reize, damit die Meditierenden ihre Augen leicht offen halten konnten, ohne sich auf ein Bild konzentrieren zu müssen, wie das sonst bei dieser Praxis üblich ist," so Lutz.

Während die Meditierenden Freundlichkeit herauf beschworen, zeigten die Aufnahmen eine signifikante Aktivität in der insulären Kortex – einer Region, die nahe dem Frontallappen des Gehirns liegt und eine Schlüsselrolle in der optisch sichtbaren körperlichen Reaktion auf Gefühle innehat. Die Deutlichkeit der Reaktion der insulären Kortex verlief parallel mit der Intensität der Meditation.

" Die insuläre Kortex ist für das Aufspüren von Gefühlen generell sehr wichtig und dient auch dem Aufzeichnen körperlicher Reaktionen auf Wahrgenommenes – wie beispielsweise Herzrate und Blutdruck – und stellt diese Informationen anderen Gehirnteilen zur Verfügung," erläutert Davidson, der ebenfalls als Konrektor des Forschungszentrums HealthEmotions (GesundesEmpfinden) tätig ist.

Diese Aktivität war ebenfalls in den temporären seitlichen Verbindungen, besonders der rechten Hirnhälfte erhöht. Studien bringen dieses Areal mit Empathie, besonders dem Erkennen von geistigen und emotionalen Zuständen anderer in Verbindung.

"Beide Gebiete stehen mit dem Teilen von Gefühlen und Empathie in Zusammenhang," so Davidson. "Die Kombination der beiden Effekte war besonders bei den ausgebildeten Meditierenden sehr ausgeprägt."

Die Untersuchungen stützen die Annahme von Davidson und Lutz, dass man durch fortdauerndes Ausüben die Fähigkeit zu Glücklichsein und Freundlichkeit fördern und entwickeln kann.

"Menschen hängen nicht grundsätzlich an selbst gesetzten Grenzen fest" so Davids. "Wir können an der Formbarkeit unseres Gehirns gewinnen, indem wir es auf derartige Qualitäten einstimmen."

"Die Möglichkeit Herzlichkeit zu formen, was mit der Regulierung von Gedanken und Gefühlen einhergeht, kann bei Menschen, die empfänglich dafür sind, nützlich für die Vorbeugung von Depressionen sein" so Lutz. "Sich mit dem Leiden Anderer und nicht nur dem eigenen zu befassen, zeigt neue Wege auf," erklärte er – hinzufügend, dass das Erlernen von gutem Umgang sich selbst gegenüber der erste schwierige Schritt ist.

Die Forscher wollen, um Aggression und Gewalt einzudämmen, junge Leute zu dieser Meditation besonders in der Phase des Erwachsenwerdens anregen. "Ich denke, dies kann ein Mittel sein, die zu diesem Zeitpunkt gravierende Nähe zum Absturz aufzufangen" erklärt Davidson. "Diese Form der Meditation dient der Harmonisierung aller Arten von Beziehungen" setzt er hinzu.

"Die Erde kann etwas mehr Herzlichkeit und Mitgefühl gebrauchen. Bei sich selbst zu beginnen, zeigt ziemlich direkt die positiven Folgen."

Lutz und Davidson hoffen, weitere Ergebnisse über die Hirnänderungen Einzelner, die über eine längere Zeit Herzlichkeit und Mitgefühl bewusst praktizieren, beisteuern zu können.

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