N-TV: Internet-Cafés in China (11.06.03)

Die chinesische Regierung hat an zehn zumeist staatliche Unternehmen Lizenzen für den Betrieb von Internet-Café-Ketten vergeben. Nach Ansicht von Analysten wollen die Behörden auf diese Weise die Kontrolle über politische Inhalte im Netz verstärken.

Ein Vertreter des Kulturministeriums erklärte hingegen gegenüber Reuters, dass auf diese Weise das Geschäft vereinheitlicht werden solle. Lizenznehmer müssten mindestens 20 Internetcafes in zwei Städten oder Provinzen eröffnen. Ziel sei nicht, private Anbieter zu begrenzen, sagte der Sprecher. 95 Prozent der 110.000 Internet-Cafés im Land würden von Privatfirmen betrieben.

Verdrängung privater Internet-Cafés

Einer der Lizenznehmer, das China Audio-Visual Publishing House, plant den Angaben zufolge die Eröffnung von 50.000 Internet-Cafés in 40 Städten innerhalb von drei Jahren. Das Unternehmen ist dem Kulturministerium angegliedert. Weitere Lizenzen erhielten unter anderem zwei ebenfalls zum Kulturministerium gehörige Unternehmen sowie die Staatsfirmen Great Wall Broadband Network Service und China United Telecommunications.

Analysten und private Betreiber vermuten, dass die Regierung mit der Lizenzvergabe kleinere Anbieter aus dem Markt drängen und die Kontrolle über das Internet verschärfen wolle. "Wenn man Internet-Café-Ketten aufbaut, ist es einfacher zu überprüfen, was im Internet angesehen oder versendet wird", sagte Nathan Midler, Analyst bei IDC Asia Pacific. So müssten die Lizenznehmer die Namen von Nutzern registrieren. Auf diese Weise lasse sich zurückverfolgen, wer etwa eine politisch unliebsame Nachricht über das Netz versendet habe.

Vorerst keine weiteren Lizenzen

Die chinesische Regierung durchsucht nach Angaben von Beobachtern Inhalte nach politischen Reizwörtern, die etwa im Zusammenhang mit der verbotenen Falun-Gong-Bewegung oder dem Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens 1989 stehen. Ausländische Internet-Seiten und die Suche nach politisch sensiblen Themen würden regelmäßig gesperrt.

Nach Angaben staatlicher Medien umfasst der chinesische Internetsektor einen Wert von umgerechnet über 10 Mrd. Euro. Die Vergabe weiterer Lizenzen sei gegenwärtig zwar nicht geplant, Bewerbungen ausländischer Firmen um Lizenzen seien aber grundsätzlich willkommen, teilte das Kulturministerium mit.

Quelle: http://www.n-tv.de/3165713.html

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