Brutale Folter in Umerziehungslagern in Xinjiang – Kampf um ein freies orientalisch Turkestan

Die beiden Frauen Gulbahar Haitiwaji und Gulbahar Jalilova treten regelmäßig in der Öffentlichkeit auf und berichten von ihren Erfahrungen aus den Umerziehungslagern, aus denen sie, dank des Engagements ihrer Familien, entkommen sind.

Bühnenbild der Podiumsdiskussion mit Frau Gulbahar Haitiwaji (links), dem Übersetzer Herrn Asgar Can und Frau Gulbahar Jalilova (rechts) Foto: Privat

Am 27. September 2022 fand das von der Gesellschaft für bedrohte Völker organisierte Podiumsgespräch in Zürich statt. Durch den Abend moderierte der WOZ-Redaktor Jan Jirát. Für die beiden Frauen übersetzte Asgar Can, Vorsitzender der Uigurischen Gemeinde in Europa e. V.

Das kleine Lokal war bis auf den letzten Platz besetzt. Das Publikum war durchmischt. Männer und Frauen, Alte und Junge zeigten sich sichtlich betroffen über das, was die Frauen aus den Lagern berichteten.

Ebenfalls im Publikum saß eine Falun-Dafa-Praktizierende aus der Schweiz, deren Familie aus der Region Xinjiang stammt. Schüler der zum buddhistischen System zugehörigen Kultivierungsschule „Falun Dafa“ werden in China seit dem Sommer 1999 verfolgt und erleiden ein ähnliches Schicksal, wie viele der turksprachigen Ethnien in Xinjiang.

Aus all jenen Gründen ist ihr Kontakt zur Familie sehr spärlich, da jedes Telefonat ihre Familie in Schwierigkeiten bringen könnte. Sie wollte über die Podiumsveranstaltung in Erfahrung bringen, wie sich die Situation in ihrer Heimat aktuell darstellt und ob die Dinge, die sie über die Lager gehört hatte, wahr sind.

Frau Jalilova: Aus dem Hotel entführt

Frau Gulbahar Jalilova ist gebürtige Kasachin und war, als sie verhaftet wurde, in ihrer Funktion als Geschäftsfrau in der Region Xinjiang unterwegs, um Ware abzuholen. Die Polizei holte sie aus ihrem Hotelzimmer heraus, beschlagnahmte ihren Pass und beschuldigte sie des Terrorismus.

Im Umerziehungslager wurde sie mit schweren Eisenketten gefesselt. Sie konnte nur gebückt gehen. Sie wurde verhört, gefoltert und bekam Injektionen mit unbekannten Substanzen. Während Frau Gulbahar Jalilova dem Publikum von ihren Erlebnissen im Lager berichtet, weint sie immer wieder. Sie leidet bis heute gesundheitlich unter den Belastungen der Gefangenschaft.

Es gelang ihrer Familie, sie nach gut einem Jahr freizubekommen. Sie hatten Verantwortliche in Russland, Kasachstan und den Uno-Menschenrechtsrat angeschrieben und um Hilfe gebeten.

Gegenüber der Schweizer ZeitungBlick sagte Frau Gulbahar Jalilova, dass sie nach ihrer Freilassung aus Scham nicht bei ihrer Familie in Kasachstan bleiben konnte. Sehr zum Missfallen der Chinesen reiste sie zuerst in die Türkei, danach nach Frankreich und begann, mit den Medien über die Geschehnisse in Xinjiang und den Umerziehungslagern zu sprechen.

Sie wird bis heute dafür verfolgt. Doch das nimmt sie in Kauf: „Sie werden mich nie in Ruhe lassen“, sagte sie gegenüber Blick, „aber ich habe keine Angst! Solange ich lebe, werde ich die Wahrheit sagen.“

Frau Haitiwaji: In die Falle getappt

Frau Gulbahar Haitiwaji lebte mit ihrem Mann und den beiden Töchtern bereits in Frankreich, als sie mehrere Anrufe von ihrem früheren Arbeitgeber bekam, der sie mit schroffer Stimme dazu aufforderte, nach Xinjiang zurückkehren. Sie sollte dort Papiere für ihren Rentenanspruch unterschreiben. Obwohl Frau Gulbahar Haitiwaji ein ungutes Gefühl hatte, reiste die Ingenieurin auf Anraten ihres Mannes nach Xinjiang. Er war sich sicher, dass seiner Frau nichts passieren würde.

Als sie dort ankam, überschlugen sich die Ereignisse. Ihr wurde der Pass weggenommen und sie wurde in eines der Lager verbracht. Ihre Familie hörte während sechs Monaten nichts mehr von ihr, bis ein Anruf einer Verwandten kam und sie darüber informierte, dass ihre Mutter sich im Umerziehungslager befand.

Frau Gulbahar Haitiwaji war drei Jahre inhaftiert und erlebte stundenlange Verhöre, Folter, Hunger, Gewalt, Zwangssterilisation und Gehirnwäsche. In der Zelle brannte Tag und Nacht das Licht. Nur Dank des unermüdlichen Einsatzes ihrer Familie kam sie wieder frei und konnte nach Frankreich zurückkehren.

Wie Frau Jalilova entschied sie sich dafür, mit ihrer Geschichte in die Öffentlichkeit zu gehen. Sie hat sogar ein Buch veröffentlicht.

Im Artikel des Tages Anzeigers stellt sie die Frage, wieso Verbrechen dieser Art nicht als Genozid eingestuft würden. Die Wirklichkeit in Xinjiang sei schlimmer, als es der Uno-Bericht zum Ausdruck bringe, so Frau Haitiwaji.

Sie leidet bis heute unter Albträumen und Angstattacken und ihr Sehvermögen hat seit der Gefangenschaft stark nachgelassen. Auf die Frage des „Tages Anzeigers“, welche Botschaft sie an den Staats- und Parteichef richten würde, antwortete sie kurzerhand: „Hast du kein Herz? Schämst du dich nicht, Xi Jinping? Lass alle Gefangenen sofort frei!“

Warum werden die Uiguren verfolgt?

Die Ressourcen und der Standort der autonome Region Xinjiang sind wichtig für Xi Jinpings weltumspannendes Projekt der neuen Seidenstraße. 1949 wurde die heutige autonome Region von der Kommunistischen Partei in die Volksrepublik China eingegliedert. Seit der Zeit der Öffnung Chinas unter Deng Xiaoping, begann man die Region wirtschaftlich zu entwickeln und es siedelten sich vermehrt Han-Chinesen an.

Bereits 1999 machte Amnesty International in einem Pressebericht auf die dort durch die Kommunistische Partei verursachten Menschenrechtsverletzungen aufmerksam: „Die Uiguren sind nicht nur wirtschaftlich und sozial benachteiligt, ihnen werden nicht nur Religions- und Redefreiheit verwehrt, sie werden überdies regelmäßig Opfer von Folter und Hinrichtungen.“

Unter dem Vorwand, dass Muslime potenzielle Terroristen sind, werden Umerziehungs- und Arbeitslager errichtet. In den Lagern müssen die Gefangenen ihre eigene Kultur, Sprache und Religion ablegen. Sie passen sich der Han-Chinesischen Kultur an, lernen Mandarin und lobpreisen die Kommunistische Partei für ihre Umerziehung. Das Büchlein mit den Gedanken Xi Jinpings lernen sie auswendig.

Die Falun-Dafa-Praktizierende sagte, dass das, was die beiden uigurischen Frauen berichteten, ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Mit dem Einverständnis des Übersetzers durfte sie auf dem Büchertisch die END CCP-Petition auflegen. Einige der Zuschauer haben unterschrieben, so auch Frau Gulbahar Haitiwaji und Frau Gulbahar Jalilova.

Als Ergänzung ein Ausschnitt aus dem Bericht von France24 auf Englisch. Der Abschnitt beginnt mit der Minute 19. In den folgenden Minuten kommen auch die beiden Frauen vor.

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