Gao Fenghan: ein Maler mit unkonventionellem Geist

Gao Fenghan (1683–1748) war Beamter und Künstler zur Zeit der Qing-Dynastie. Er war ein Freigeist, verfügte über ein breites Allgemeinwissen und war auf mehreren Gebieten sehr talentiert. Er beherrschte mehrere Kalligrafieschriftarten, war Siegelschnitzer, verfasste Gedichte und malte. Seine Lieblingsmotive waren Landschaften und Blumen.

Links: Pines on Peaks above the Clouds; Credit Line Gift of Carol S. Brooks in honor of her father, George J. Schlenker, and R. T. Miller Jr. Fund,
Rechts: Prunus Blossoms; Credit Line Gift of Carol S. Brooks in honor of her father, George J. Schlenker, and R. T. Miller Jr. Fund Allen Art Collection, Oberlin USA

Gao Fenghan, der in eine Beamtenfamilie hineingeboren worden war, schlug dann auch den klassischen Berufsweg ein. In seiner Position als Magistrat hatte er das Privileg auf Geschäftsreisen Maler anderer Provinzen kennenzulernen. Diese Begegnungen beeinflussten seinen eigenen Entwicklungsweg.

All diese Erfahrungen kamen ihm zugute, als er im Alter von 54 Jahren erkrankte. Er verlor sogar seine Stellung, da die rechte Hand gelähmt war und er nicht länger mit ihr schreiben konnte. Auch das Malen musste er aufgeben.

Trotz dieses herben Schlages gab Gao Fenghan nicht klein bei: Anstatt sich in trüben Gedanken zu verlieren, zog er sich für vier Jahre in ein buddhistisches Kloster zurück. Dort lernte er mit der linken Hand zu schreiben und zu malen.

Während der Zeit im Kloster freundete er sich mit einer Gruppe Maler an, die als „exzentrisch“ galten. Auch von ihren unkonventionellen Malstilen ließ er sich inspirieren. Danach kehrte er in seine Heimatstadt in der Provinz Shandong zurück. Seine Werke aus der zweiten Phase seiner künstlerischen Laufbahn unterscheiden sich aufgrund des Handwechsels deutlich von seinen früheren Werken.

Bild gemalt mit der linken Hand: Chrysanthemums by a rock; Credit Line: Bequest of John M. Crawford Jr., 1988, Metropolitan Museum New York

Die Legende über Gao Fenghan

Es heißt, dass Gao Fenghan ein gutes Herz hatte und in folgender Geschichte wird daran erinnert, wie er einem Bettler aus der Hungersnot verhalf.

Eines Tages, als sich besagter Magistrat auf Reisen befand, begegnete er einem blinden Bettler, der ihm seine Essschüssel entgegenhielt. Gao Fenghan bemerkte die zerfetzten Kleider des alten Mannes und fand, er wirkte gar niedergeschlagen. Er fühlte sich angesichts des Leids dieses Mannes betroffen und wollte ihm helfen. Er griff in seine Taschen und bemerkte, dass er gerade keinen Cent Geld bei sich hatte.

Nach kurzer Überlegung lud er den Bettler zu einem Essen ein und wusch danach dessen Essschüssel sauber. Er schnitze in die Schüssel ein Gedicht, welches die Situation des Bettlers beschrieb. Der blinde Mann bedankte sich und ging fort.

Zu der Zeit wurde schnell bekannt, dass Gao Fenghan dem Bettler ein Gedicht in seine Essschale eingraviert hatte. Viele Leute wollten die Essschüssel des Blinden sehen und die eingravierten Zeilen lesen. Um einen Blick auf die Schüssel werfen zu können, legten die Leute dem Blinden Esswaren hinein. Nun war der Bettler stadtbekannt und musste nicht mehr hungern. Als er einige Jahre später starb, verkaufte ein Bürger die Schüssel und bezahlte damit die Beerdigung des blinden Mannes.

Eines Nachts träumte Gao Fenghan von dem alten Bettler. Der wollte sich im Traum bei ihm dafür bedanken, dass er dank seiner berühmt gewordenen Schüssel die letzten Jahre seines Lebens in relativer Bequemlichkeit hatte verbringen dürfen.

Einen Tag nach dem Traum brachte die Frau einer seiner Bediensteten einen kleinen Jungen zur Welt. Fenghan verstand sofort, dass dies die Inkarnation besagten Bettlers war. Der Junge wuchs im Haushalt von Fenghan auf und war der fleißigste und loyalste Bedienstete aller seiner Diener.

Als Fenghan alt war und nur mit Hilfe das Bett verlassen konnte, wich der junge Mann nicht von seiner Seite. Die beiden hatten ein Verhältnis wie Vater und Sohn. Die Leute sagten: „Dank dem, dass Fenghan dem alten Mann geholfen hatte, als er ein Bettler war, hat er nun, da er selbst alt ist, einen Sohn, der sich um ihm kümmert.“

Quellen für diesen Bericht:
Geschichte „Helping a Blind Beggar by Engraving His Bowl“ aus dem Buch Treasured Tales of China Vol.1, Seite 70, Middle Kingdom Publishing, Mount Hope, New York, 2018
Research bei: Metropolitan Museum of New York und Allen Memorial Art Museum, Oberlin Ohio USA

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