Acht Jahre Kultivierung als Übersetzerin

Es ist ungefähr acht Jahre her, dass ich – einige Monate nachdem ich mit dem Praktizieren von Falun Gong angefangen hatte – dem Aufruf der Minghui-Redaktion gefolgt war und mich zum Übersetzen von Artikeln meldete.

Anfangs war ich enttäuscht, dass gerade Minghui Übersetzer benötigte, ich hätte lieber bei
einer anderen Website angefangen, weil ich damals das Verständnis hatte, dass die andere Website zur Errettung der Menschen war und Minghui „nur“ Informationen für Praktizierende bot.

Obwohl mir damals eine chinesische Mitpraktizierende immer wieder sagte, dass das Lesen von Minghui wichtig sei, interessierten mich die Artikel der anderen Praktizierenden eigentlich nicht. Als dann Übersetzer gesucht wurden und nichts im Leben eines Praktizierenden zufällig geschieht, war mir klar, dass diese Website und diese Artikel doch etwas mit mir zu tun hatten.

Mittlerweile weiß ich auch, dass Minghui nicht nur von Praktizierenden, sondern auch von Menschen gelesen wird, die noch vom Bösen gesteuert werden, und außerdem zunehmend das Interesse der normalen Menschen geweckt hat. So haben wir wirklich eine große Verantwortung und müssen unsere Sache so gut wie möglich machen.

Ich habe Englisch studiert und einige Zeit in England gelebt, benötigte diese Kenntnisse aber nicht beruflich. Außerdem habe ich früher einmal ein halbes Jahr lang bei einer Zeitung den ganzen Tag lang Texte abgetippt, sodass ich richtig schnell tippen kann. Ich wusste, dass ich diese Fähigkeiten erlangt hatte, um sie in einem Dafa-Projekt einzusetzen. Seitdem übersetze ich täglich – bis auf wenige Ausnahmen im Jahr.

Die Übersetzungsarbeit für Minghui habe ich von Anfang an sehr ernst genommen und so zeitnah wie möglich erledigt. Anfangs gab es auch hin und wieder einige Probleme, z.B. dass das Internet nicht funktionierte, als ich einen Text abschicken wollte. Solche Dinge wollte ich nie anerkennen und habe dann nach einer Lösung gesucht, um beispielsweise den Text von einem anderen Computer aus abzuschicken. Ich war der Meinung, dass ich dem Bösen einfach nicht erlauben durfte, mich bei dieser Arbeit zu stören. Wenn das Böse sehen würde, dass ich mich einfach nicht abbringen lasse, würde es die Lust verlieren, mich dahingehend zu prüfen. Wenn ich an diese acht Jahre der Kultivierung bei dieser Übersetzertätigkeit zurückdenke, dann bin ich für diesen Entwicklungsprozess sehr dankbar. Im Folgenden habe ich meine derzeitigen Gedanken zu Wahrhaftigkeit und zum Umgang mit der Zeit niedergeschrieben.

Früher war ich ein sehr ängstlicher und zögerlicher Mensch und war von mir selbst gar nicht überzeugt. Deshalb hatte ich anfangs wirklich große Scheu davor, einen Text so zu übersetzen, um mit gutem Gewissen sagen zu können, dass ich genau das auf Deutsch wiedergegeben habe, was im Englischen dastand.

Der Gedanke der Aufrichtigkeit war damals in mir vorherrschend. Ich wollte auf keinen Fall irgendetwas hinzufügen, um den Text z.B. gefälliger für den Leser zu machen.

Ich war sehr unsicher und dachte, dass ein Text auf einer Website öffentlich verbreitet wird, für dessen Übersetzung ich verantwortlich bin und wenn etwas daran nicht stimmt, dann war das mein Fehler. Irgendwann erkannte ich, dass ich diesen Eigensinn der Angst loswerden musste. Ich dachte, dass durch das Loslassen von Ängsten, sich mit der Erhöhung der Xinxing wahrscheinlich auch die Haltung in Bezug auf den Umgang mit dem Übersetzungstext ändert.

Was ist wahrhaftig? – Wie geht man mit kommunistischer Parteikultur um?

Anfangs legte ich sehr viel Wert darauf, möglichst genau zu übersetzen, weil ich meinte, dass nur das wahrhaftig sei. Ich wollte auf keinen Fall irgendetwas von meinen Ansichten hinzufügen und auch den Text nicht sprachlich verbessern. Außerdem dachte ich, dass die Berichte genauso wie sie waren, als Zeitdokumente der Nachwelt überliefert werden sollten. Es dauerte einige Zeit, bis ich zu der Erkenntnis kam, dass eine wahrhaftige Übersetzung mehr ist, als nur die genaue Wiedergabe eines Textes. Es geht darum, das darzulegen, was der Schreiber ausdrücken wollte. Wenn er also umständlich dreimal mehr oder weniger das Gleiche schreibt (weil seine Muttersprache Chinesisch ist und sein Englisch vielleicht nicht so gut ist) und in einem endlos langen Satzbau eher den Leser verwirrt, dann muss ich an den Leser denken und einen klar verständlichen Satz daraus machen.

Manchmal war für mich in den Texten noch sehr stark kommunistische Parteikultur spürbar, entweder durch Ausdrücke oder durch die Denkweise des Schreibers. Zunächst meinte ich, dass diese Texte auch so wiedergegeben werden müssten, weil Übersetzen ja bedeutet, dass man das Wesen des Textes getreu wiedergibt.

Ich fühlte mich aber sehr unwohl dabei und gelangte nach und nach zu der Überzeugung, dass es nicht meine Aufgabe ist, kommunistische Parteikultur weiter zu verbreiten. Ja, es ist sogar meine Aufgabe, das zu unterbinden. Seitdem schenke ich solchen Texten besondere Aufmerksamkeit und überlege, wie ich die Formulierung hinbekomme, dass der Inhalt erhalten bleibt, aber Gut und Böse klar zu unterscheiden ist. Bei Berichten über Zwangsernährung muss nach meinem Verständnis zum Beispiel immer klar herausgestellt werden, dass sie brutal ist und dass sie durchgeführt wird, um den Praktizierenden zu quälen und nicht, um sein Leben zu retten. Das könnte nämlich ein unbedarfter Leser denken, der nur die Gepflogenheiten in deutschen Gefängnissen kennt.

Der Zeitfaktor

Wie gehe ich mit der mir und dem ganzen Team zur Verfügung stehenden Zeit um? Es gibt Berge von Texten zum Übersetzen und ständig steigen die Anforderungen; zum Beispiel soll in einer bestimmten Rubrik täglich eine bestimmte Anzahl von neuen Texten erscheinen. Man steht also unter Zeitdruck und soll möglichst viel möglichst gut übersetzen. Wenn man nur auf die Steigerung der Quantität achtet und die Verbesserung der Qualität außer Acht lässt, ist es Eigensinn. Wenn man aber umgekehrt zu verbissen unbedingt die Qualität steigern will und nicht mehr daran denkt, dass eben eine bestimmte Menge von Texten übersetzt werden muss, geht das auch nicht. Wenn ich nämlich mein Quantum nicht erfülle, weil ich eigensinnig an irgendeinem Begriff herumfeile, muss jemand anderer meine Arbeit machen. Wenn ich aber andererseits nur viel übersetze, der Korrekturleser aber so viel Zeit braucht, um meinen Text für den Leser ansprechend umzuschreiben, ist das vielleicht auch kein umsichtiger Umgang mit der Zeit.

Mir wird immer mehr bewusst, dass die Arbeit als Übersetzer viel mehr beinhaltet, als die bloße korrekte Wiedergabe eines Textes in einer anderen Sprache. Man muss an den Verfasser, den Korrekturleser, den Editor und ganz besonders auch an den Leser denken. Ich bin sehr dankbar, dass ich mich in diesem Team kultivieren darf, in dem ich neben dem Loslassen vieler Eigensinne so ganz nebenbei auch noch immer bessere Fertigkeiten im Englischen und im Deutschen entwickele.

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