Artikel in der Schottischen Zeitung The Herald: „Warum ich niemals aufgeben werde“

24. Februrar 2004

Die schmächtige Figur von Bin He deutet an, dass er jünger als 30 Jahre ist. Doch ist die sorgfältige und leidenschaftslose Erzählweise seiner Geschichte das Ergebnis einer bitteren Erfahrung von Gefangenschaft und Folter, einer Erfahrung, die ihn, wie er sagt, beinahe tötete.

Als Bin vor sieben Jahren Finanzwesen auf Magister an der Universität von Wuhan, Chinas drittgrößter Stadt, studierte, begann er unter Magenschmerzen und Fieber zu leiden. Er konsultierte mehrere Ärzte, aber keiner konnte irgendeine Fehlfunktion entdecken. Ein Freund seines Vaters regte an, als er zu seiner Familie in der Stadt Guangshei zurückkehrte, doch Falun Gong auszuprobieren, ein System mit sanften Übungen und Meditation, basierend auf Wahrheit, Gutherzigkeit und Toleranz.

Als eine ursprüngliche Form von den vielen tausenden von Qigongwegen oder Übungs- und Meditationssystemen wurde es in China der Öffentlichkeit 1992 in Seminaren, die von Herrn Li Honghzi durchgeführt wurden, zugänglich gemacht. 1999 praktizierten es mehr als 70 Millionen Menschen in ganz China.

Im Westen wird der Anspruch, dass es einen heilenden Effekt hat, mit Skepsis betrachtet. Dennoch heben Befürworter hervor, dass es ein ethisches System ist, das den Praktizierenden Verantwortung für ihr Entscheiden und Tun auferlegt.

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Letzte Woche wurden fünf Falun Gong Anhänger mit bis zu 14 Jahren Gefängnisstrafe für ihre Aussage, dass Falun Gong durch die Regierung verfolgt wird, belegt. […]

Bin begann 1997 mit dem Praktizieren. „Ich lernte die Prinzipien, stand eine Stunde früher auf und machte die Übungen täglich für eine oder eine halbe Stunde und zwei Wochen später waren alle meine Krankheitssymptome verschwunden.“ Wegen der Popularität wurde es untergraben. „Im Juli 1999 wurde meinen Eltern nahegelegt, eine Ansage im Fernsehen anzusehen und sicher zu gehen, dass die gesamte Familie zusah. Wir erfuhren, dass es illegal wäre, Falun Gong zu praktizieren; dieser Ansage folgte ein Propagandaprogramm, in dem behauptet wurde, dass die dort gezeigten Selbstmorde und Morde durch Falun Gong Praktizierende begangen worden waren.“

Er wurde von seinem Job als Wirtschaftslehrer suspendiert. Es wurde für ihn unmöglich, einen anderen Job zu bekommen, bis die Ostasiatische Bank, die ihren Geschäftssitz in Hong Kong hat, nicht die gleichen Fragen stellte und ihm einen Job gab.

Da Praktizierende zu Tausenden eingesperrt wurden und die Regierung unter Jiang Zemin damit fortfuhr, Lügen und Fehlinformationen zu verbreiten, fühlte er sich verpflichtet zu protestieren. Er ging nach Peking, wo reguläre Proteste auf dem Platz des Himmlischen Friedens stattfanden, wo er seinen Bruder Jian traf und einen Freund Li Changjun. Trotz der Präsenz vieler Zivilpolizisten gelang es Bin ein Pro-Falun-Gong-Plakat zu entrollen.

„Wir wurden innerhalb Sekunden festgenommen. Sie sagten, sie würden uns eine Lektion erteilen und auf der Polizeistation wurde ich zusammen geschlagen. Dann wurden wir zu einer Haftanstalt gebracht, aber ich weigerte mich, ihre Fragen zu beantworten. Sie wollten wissen, wer das organisiert hatte und ich blieb dabei, dass es keinen gab.“

„Sie fesselten mich an den Handgelenken und stellten sich auf meine Hände. Sie schlugen mich mit einem Ledergürtel und benutzten an sensiblen Stellen meines Körpers Elektroschockgeräte mit 30.000 Volt. Dann verursachten sie unvorstellbaren Schmerz, in dem sie Ränder kleiner Holzstäbe auf meine Zehen drückten. Schließlich gaben sie Chillipulver in meinen Mund und meine Nase. Ich gab ihnen immer noch keine Antwort und so schlugen mich alle zusammen. Die Folter dauerte von 17:00 Uhr bis 3:00 Uhr. Am Ende sagten sie, dass sie mich, wenn ich meinen Namen und Adresse herausrückte, freiließen. Ich machte das, doch sie behielten mich ein, also begann ich einen Hungerstreik. Nach drei Tagen banden sie mich an einen Stuhl und zwangsernährten mich durch eine Kanüle in meiner Nase. Ich begann zu brechen und sie bemerkten, dass ich sterben könnte und so brachten sie mich ins Krankenhaus.“

„Ich wurde in eine Haftanstalt nahe meiner Heimatstadt und meiner Familie gebracht und meine Familie wurde über meine Inhaftierung informiert. Von dort wurde ich zu einem `Umerziehungs-Zentrum´ gebracht, das eingerichtet worden war, um Menschen gehirnzuwaschen und zu foltern, damit sie Falun Gong aufgäben.“

Bin sagte, dass im Zentrum ungefähr 70 oder 80 Falun Gong Praktizierende gewesen wären, jeder saß in einer Zelle ohne jegliche Möblierung. „Uns wurde nicht erlaubt, den Raum zu verlassen oder irgendwelche Übungen zu machen und von 6:00 bis 22:00 Uhr wurden wir gezwungen, Fernsehen zu sehen, Radio zu hören oder Nachrichten zu lesen, die alle zur Überzeugung der Falun Gong Praktizierenden gestaltet worden waren, dass es Selbstmord und Mord verursachte. Von zwei Menschen ist mir bekannt, dass sie in diesem Zentrum starben.“

„Dann mussten wir auf drei Seiten schreiben, dass wir Falun Gong bereuten. Ich wollte nicht aufgeben und sie wollten mich in ein Arbeistlager schicken, doch zahlten meine Eltern, die bereits eine Menge Geld für „Kost und Logis“ bezahlt hatten, ein Lösegeld (was unrechtmäßig ist), und mit der Hilfe einflußreicher Leute wurde ich auf Kaution freigelassen.“

Da Bins Pass schon vorher ausgestellt worden war, hatte er einige Schwierigkeiten mit den Behörden, doch war er in der Lage von Shenzhen nach Honkong und dann als Student nach London zu gehen. In England wurde ihm Asyl gewährt und seine Frau und seine dreijährige Tochter trafen mit ihm in London zusammen.

Bin macht sich um seinen Bruder Jian, 22 Jahre, Sorgen, der im Arbeitslager ohne Gerichtsbeschluss festgehalten wird, doch im nächsten Monat „abgeurteilt“ werden soll.

Seine Eltern wurden durch das Bezahlen der Krankenhauskosten, nachdem er gefoltert worden war, finanziell ruiniert. Auch wenn Bin sie anrufen kann, wird die Leitung jedesmal, wenn er Jian erwähnt, unterbrochen.

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Das europäische Falun Gong Informationszentrum berichtet aus `zuverlässigen chinesischen Quellen´ von 64 Todesfällen aus Folter und Missbrauch von Falun Gong Praktizierenden zwischen November 2003 und Januar 2004. In 23 Fällen starben die Opfer nach ihrer Haftentlassung, womit die Behörden jegliche Verantwortung für ihr Sterben von sich weisen können.

Yuyu Williamson ist eine chinesische, mit einem Schotten verheiratete Frau, die Falun Gong in Glasgow lehrt und Bin Unterbringung gewährt, der sich momentan dort aufhält, um sich an internationale Menschenrechtsgruppen zu wenden. Sie erläutert: “Es besteht aus fünf einfachen Übungen, davon vier im Stehen, um Energiekanäle zu öffnen und dieser Energie den Fluss zu ermöglichen und einer sitzenden Meditation. Es ist nicht nur das Üben, sondern das Zusammenspiel von Geist und Körper, das es kraftvoll macht.“

Sie gibt an, dass sie nach einiger Zeit des Praktizierens frei von rheumatischem Fieber wurde, das ihr Qualen bereitete, seitdem sie bei schlechtem Wetter als Teenager auf den Feldern arbeiten musste, nachdem ihre Eltern während der Kulturrevolution inhaftiert worden waren.

„Es macht für mich Sinn, dass Körper und Geist zusammenarbeiten“, sagt sie.

Für weitere Informationen über Falun Gong siehe www.falundafa.org oder www.clearharmony.net

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