Ein offener Brief von Sun Dianbin, einem Falun Gong Übenden aus der Provinz Heilongjiang

Sehr geehrte Staatsanwälte,

Mein Name ist Sun Dianbin und ich übe Falun Gong. Wegen meines Glaubens wurde ich vom Jixi Gericht der Provinz Heilongjiang zu zehn Jahre Gefängnis verurteilt und am 12. April 2002 in das Harbin Gefängnis gebracht. Im Harbin Gefängnis litten alle zu Unrecht gefangene Falun Gong Übende unter verschiedene Folter und mentale Verfolgung. Am Anfang hielten Gefängnisbeamte unsere zugeschickten Briefe zurück, erlaubten unseren Familienangehörigen nicht uns zu besuchen, stellten Bewacher ein, die uns 24 Stunden lang bewachten, schränkten unsere Toilettennutzung ein und unterzogen uns gewaltsam eine Gehirnwäsche. Später fingen sie an uns zu schlagen und folterten uns weiter körperlich und mental. Das Folgende sind zwei Beschreibungen meiner Verfolgung.

Der Assistentenleiter Zhang Jinshan des Trainingszentrums von Harbin steckte mich in eine kleine Zelle, um mich dazu zu zwingen die „Drei Erklärungen“ (1) zu unterschreiben. Xu Ziqiang und She Junjie kamen dann in die Zelle Nr.1 und folterten mich (Ich war nicht der Einzige. Zur gleichen Zeit litt, Zhao Jun, der auch gefangen war, an ähnlicher Verfolgung. Später musste er zur Behandlung ins Krankenhaus eingeliefert werden). Nachdem sie mich in eine kleine Zelle einsperrten, legten sie mir Ketten an, die mehr als 25kg wogen. Dann schlossen sie meine Handschellen an einem Metallring, der auf dem Boden befestigt war. Durch die Fesseln musste ich mich wie ein Ball zusammen rollen. Xu Ziqiang begann mich dann zu schlagen und zu treten. Ich hatte schwarze und blaue Flecken an meinem ganzen Körper. Während der Prügel verlor ich das Bewusstsein und konnte mich nicht mehr bewegen. Sie folterten mich auf diese Weise für vier Tage. Währenddessen sagte Xu Ziqiang: „Weist du, warum ich das tue? Ich wurde von unserem Leiter Zhang geschickt, um dich gewaltsam umzuerziehen. Wenn wir dich nicht umerziehen können, werden wir dich anzünden bis du stirbst. Meine Gefängnisstrafe wird dann nur noch auf drei Jahre reduziert, wenn ich dich zu Tode schlage.“ Sie folterten mich bis ich nervlich fast zusammenbrach.

Am 18. März 2004 mussten wir einige Fragen beantworten. Weil meine Antworten für Zhang Jiushan nicht zufrieden stellend waren, wurden ich und die Falun Gong Übenden Li Chengyi, Zhang Yuliang, Zhang Chuanqi und andere von Insassen wie Guan Dejun, Liu Yanpeng, Jing Zhidong, Li Donghui und der „Trainer“ der Insassen Liu Zhongli gefoltert. Sie alle wurden von Zhang Jiushan angeleitet. Sie zwangen uns in eine Position, dass sich „ein Pferd reiten“ nannte. In dieser Position mussten wir still stehen, den Kopf beugen und die Stirn gegen die Wand drücken. Wir durften uns kein bisschen bewegen, ansonsten wurden wir brutal geschlagen. Diese Position mussten wir bis tief in die Nacht beibehalten und erst dann durften wir schlafen gehen. Am Tag mussten wir an einem Gruppentraining teilnehmen und danach für eine lange Zeit stehen. Solch eine Verfolgung dauerte eine Woche an. In der Zwischenzeit, sagte Guan Dejun: „Unser Leiter Zhang sagte, dass wir euch eine harte Lektion erteilen müssen.“ Und als wir Gruppentraining hatten, sagte Liu Zhongli: „Der Leiter Zhang befahl uns euch hart zu schlagen. Solange sie noch atmen und nicht tot sind, ist es gut genug.“ Ihre Verfolgung und Misshandlung verursachte großen mentalen und körperlichen Schaden bei uns.

Im Folgenden werden zwei weitere Beispiele beschrieben, wie Falun Gong Übende im Harbin Gefängnis gefoltert werden

Der Falun Gong Übende Bian Fanwei, der in der zehnten Abteilung im Harbin Gefängnis (am 1. Juli wurde er vom Dqing Stadtgefängnis rübergebracht) eingesperrt wurde, erlitt durch die Insassen, die den Befehl erhielten, ihn zu verfolgen, extreme Folter. Die Insassen fesselten ihn mit einem Seil zusammen und hämmerten spitze Stäbchen in seine Nägel. Sie verwendeten auch elektrische Kabel und Nadeln, um Bian Fanweis Körper zu schocken. Dann setzten sie ihn in dem kalten Winter nach draußen. Davor schütteten sie aber noch kaltes Wasser über ihn.

Der Falun Gong Praktizierende Wang Dayuan, 32 Jahre alt, war Professor des Harbin Instituts für Technologie. Er wurde von Verbrechern, die von den Wachen der zweiten Abteilung des Harbin Gefängnisses angeheuert wurden, zu Tode geschlagen, weil er sich weigerte die „Vier Briefe“ (2) zu unterschreiben. Seine Finger, zwei Rippen und Arme wurden bei der Folter gebrochen. Später unterlag er seinen Verletzungen und starb. Sein Tod wurde öffentlich bekannt gegeben und von einem Arzt bestätigt.

Wir appellierten unseren Fall an die höhere Behörde des Harbin Gefängnisses. Doch sie behielten unsere Papiere zurück. Um ihre gesetzeswidrigen Verbrechen zu vertuschen, schickten sie ein Opfer nach dem anderen in ein anderes Gefängnis. Im Daqing Gefängnis, schickten 30 von uns Falun Gong Praktizierenden einen weiteren Appellbrief an die höhere Behörde, in der die Wachen und einige Insassen des Harbin Gefängnisses angeklagt und aufgefordert werden ihre gesetzliche Pflicht zu erfüllen.

Wir hoffen, dass unsere Staatsanwaltschaft diese Angelegenheit mit Fairness behandelt und unsere Menschenrechte wiederherstellen können.

(1)Praktizierende werden unter Gehirnwäsche und Folter gezwungen, diese Erklärungen als Bestätigung zu schreiben, dass sie ihren Glauben aufgegeben haben. Die „drei Erklärungen“ hat sich das „Büro 610“ ausgedacht und sie bestehen aus einem Reuebekenntnis, einer Garantieerklärung, niemals wieder Falun Gong zu praktizieren und dem Anfertigen einer Namens- und Adressliste aller Familienmitglieder, Freunde und Bekannter, die ebenfalls Praktizierende sind.

(2)eine Erklärung, die das Versprechen abgibt, nicht mehr zu praktizieren, zu appellieren, keine Materialien über die Wahrheit von Falun Gong zu verteilen und keine Kontakte mit Falun Gong-Praktizierenden zu pflegen.

Sun Dianbin

18. Juli 2004

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