USA: Interview mit Dai Zhizhen in Philadelphia vor der Freiheitsglocke (Teil 2)

Li: Es ist nicht so leicht für Sie, mit einem Kind die Welt zu bereisen. Was ist für Sie die größte Schwierigkeit?

Dai: Die größte Schwierigkeit, der ich gegenüberstand, ist, dass die chinesischen Spione jedes erdenkliche Mittel verwendeten, um mich zu hindern [den Menschen vom Tod meines Mannes zu berichten]. Im letzten März starb meine Mutter; sie hatte sehr gelitten. Ihre Telefonleitung war verdrahtet. Die chinesischen Spezialagenten des Büro 610 [Anm.: Das „Büro 610“ ist ein staatliches Organ, das eigens für die systematische Verfolgung von Falun Gong geschaffen wurde. Es untersteht direkt dem Komitee für Politik und Recht des Zentralkomitees der KP Chinas und besitzt uneingeschränkte Vollmacht gegenüber allen Verwaltungsbehörden und Justizorganen.] belästigten sie ständig und versuchten sie dazu zu bewegen, mich davon abzuhalten über meine Erlebnisse zu sprechen. Es gibt ein chinesisches Sprichwort: „Eine der schlimmsten Leiden für einen grauhaarigen Menschen ist, das eigene Kind vor sich selbst sterben zu sehen.“ Mein Mann starb. Ich liebte ihn sehr und nun muss ich allein für ein kleines Kind sorgen. Sie verstand als meine Mutter meinen Schmerz und empfand ihn mit mir. Ich konnte ihr, ihren letzten Willen mich und mein Kind zu sehen, nicht erfüllen. Sie hat meine Tochter nur ein einziges Mal gesehen. Die chinesische Regierung beschlagnahmte alle meine Briefe an sie, so konnte sie nicht einmal die Fotos von ihr sehen. Sie vermisste uns beide sehr. Sie wollte gern, dass ich meine Tochter heim [nach China] brachte, um sie noch ein letztes Mal zu sehen. Ich konnte aber kein Visum bekommen, um mich von ihr zu verabschieden; es brach mir das Herz. Sie wollten mich auf diese Art dafür bestrafen, dass ich gesprochen hatte. Meine Tochter fragte: „Warum können wir nicht nach China gehen, um Großmutter zu besuchen?“ Ich sagte: „Weil wir kein Visum bekommen.“ Sie: „Warum können wir kein Visum bekommen?“ Ich: „Weil wir Falun Gong praktizieren.“ Sie: „Wieso kriegen wir kein Visum, wenn wir Falun Gong praktizieren?“ Ich weinte. Ich wusste nicht, wie ich es ihr erklären sollte. Das war die schmerzlichste Sache für mich. Ich weiß nicht, wie diese schreckliche Erfahrung ihr gesamtes Leben beeinflussen wird. Sie ist noch so klein. Es gibt Tausende von Kindern in China, die den Schmerz ertragen müssen, ihre Familien und ihre Lieben verloren zu haben.

Li: Kürzlich wurden in China fabrizierte Gerüchte, die Falun Gong schlecht machen, unter den Grund- und Mittelschülern verbreitet. Würden Sie bitte diesen Schülern etwas sagen?

Dai: Ich möchte ihnen sagen, dass ich China liebe. Ich liebe seine Kultur, seine Menschen, sein Land und seine Flüsse und Seen. Ich hoffe, dass Ihr diesen Lügen nicht glaubt. Es gibt Falun Gong-Praktizierende in mehr als 60 Ländern, die dort die Freiheit zum Praktizieren genießen. Die Schönheit von Falun Gong ist in alle Ecken der Welt verbreitet. Früher oder später werden wir zurückkommen.

Li: Sie sind in so viele Länder gereist und haben so viele Schwierigkeiten und Unterdrückung erfahren. Was macht Sie so unerschütterlich?

Dai: Das macht Falun Dafa. Ich bin durch die ganze Welt gereist, um es zu finden. Ich bin während der chinesischen Kulturrevolution aufgewachsen. Ich sah, wie schlecht es meiner Mutter ging. Sie weinte zu Hause immer bitterlich. Darum habe ich von Kind an beschlossen, nie das zu erleben, was meine Mutter erleben musste. Ich habe hart und schwer studiert und gearbeitet. Ich erreichte fast alles, was ich wollte. Mit 17 schrieb ich mich in der Universität Hangzhou ein und machte den Abschluss in Tourismus. Nach meiner Graduierung und dem Bachelor-Abschluss ging ich nach Guangzhou zurück und arbeitete in einem Luxushotel. Im Jahre 1987 ging ich nach Australien. Während meiner Studienjahre habe ich eine Menge Bücher gelesen, um den Sinn des Lebens zu erfahren. Aber ich fand keine Antwort. Als ich in Australien angekommen war, beschloss ich, in der westlichen Kultur eine Antwort zu finden und wurde sechs Jahre lang ein Mitglied der Kirche. 1992 fing ich an, die Welt mit meinem australischen Pass zu bereisen. Ich besuchte alle Museen und Kunst-Gallerien. Ich blieb fünf Monate in den USA und Kanada und dann sieben Monate in Europa. Ich war sehr traurig, weil ich keine Antwort fand. Zuletzt blieb ich in Hawai. Als ich die wunderbare Küste sah, musste ich weinen. Mir war klar, dass ich in der westlichen Welt nichts mehr erfahren konnte und so beschloss ich, nach China zurückzukehren. Am 18. April 1997 besuchte ich mit meiner Mutter eine Verwandte. Mir fiel zufällig Zhuan Falun [Hauptwerk von Falun Gong] in die Hände und meine Lebensfrage war darin beantwortet. Seitdem hat sich mein Leben verändert. Vorher war ich sehr selbstsüchtig gewesen. Ich sorgte mich nur um meine eigenen Träume und meine Karriere und dachte nie an andere Menschen. Ich traute niemanden. Ich wollte auch keine Mutter werden. Ich sagte: „Warum sollte ich ein Leben in diese hoffnungslos sinnlose Welt setzen?“ Nachdem ich mit Falun Gong begann, bin ich Mutter geworden und will allen verfolgten Kindern helfen.

Li: Wonach haben Sie denn gesucht?

Dai: Wozu wir hier sind – nach dem Sinn des Lebens.

Li: Haben Sie gefunden, was Sie suchten, nachdem Sie angefangen hatten, Falun Gong zu praktizieren?

Dai: Oh ja, das habe ich!

Li: Was ist die stärkste Veränderung, nachdem Sie mit Falun Gong begannen?

Dai: Die größte Veränderung ist die, dass ich der Lehre folgte, zuerst an die anderen zu denken. Das ist wirklich verblüffend. Wenn ich mich in meinem Zimmer eingeschlossen hätte, nachdem ich erfahren hatte, dass mein Mann ermordet worden war, dann hätte ich einen geistig-seelischen Zusammenbruch erlitten. Ich wagte nicht, darüber nachzudenken, was für ein Mensch meine Tochter jetzt gewesen wäre. Sie hätte verschlossen, exzentrisch und unsozial werden können. Aber sehen Sie meine Tochter heute an: sie ist größer als die meisten 4-jährigen, sie singt und tanzt gerne und ist glücklich. Sie ist ganz anders als andere Kinder, die nur von ihrer Mutter erzogen worden sind. Das ist die Schönheit von Falun Dafa. In jedem Land, in dem wir waren, wohnten wir in den Häusern von Praktizierenden. In Europa wohnten wir meistens bei Praktizierenden aus dem Kaukasus. Wir werden überall mit offenen Armen empfangen. Als mein Mann gestorben war, fuhr ich fort, den Lehren von Falun Dafa zu folgen. Nach einem guten Jahr konnte ich allmählich meinen Kummer überwinden und mich von der Trauer, die auf mir lastete, befreien. Wenn ich damals nur an mich gedacht hätte, würde mein Leben einen anderen Verlauf genommen haben. Nun, da ich immer zuerst an die anderen denke, ist der Weg vor mir weit geöffnet. Viele Menschen sagen, dass ich nun ganz anders aussehe als auf den Fotos, die sie von mir kannten. Sie sagen, dass ich jünger aussehe und dass meine Tochter glücklich aussieht. Ich bin sehr dankbar für die Lehren von Falun Gong.

Li: Kultiviert sich Ihre Tochter auch?

Dai: Ja. Sie macht die Meditationsübung. Als wir in Süd Afrika waren, zeigte sie den Kindern dort, wie man die 5. Übung macht, die Meditationsübung. Sie war bewundernswert.

Li: Es ist nicht so leicht für Sie, mit einem Kind durch die Welt zu reisen. Wie machen Sie das?

Dai: Ich bin aus der Hotelbranche. Ich kenne eine Menge Menschen in den verschiedensten Umgebungen. Falun Gong ist nach meinem Empfinden ein wirklich reines Land. Das ist gar nicht zu beschreiben. Die Chinesen sagen, dass es „richtige Zeiteinteilung, günstige geografische Vorbedingungen und Übereinstimmung mit den Menschen“ erfordert, um vollkommene Harmonie zu erreichen. Es benötigt nicht nur eins der Dinge, um alles in vollkommene Harmonie zu bringen. Meine Tochter wächst in so einer Umgebung auf. Sie spricht fließend Englisch, das ihr westliche Praktizierende beigebracht haben. Ich war so begünstigt, dass ich dieser Umgebung vorgestellt wurde und Schritt für Schritt so geworden bin, wie ich heute bin. Ich hoffe, dass Sie Zhuan Falun lesen werden und mit vielen Falun Gong-Praktizierenden sprechen. Sie werden bemerken, dass sie außergewöhnliche Menschen sind.

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