Deutscher Zeitungsartikel zu der Menschenrechtssituation in China – Stimmen von Menschrechtsaktivisten

Jede zweite Digitalkamera, jedes dritte Handy und jede vierte Waschmaschine weltweit tragen das Etikett »Made in China« (produziert in China). Doch das bedeute oft »hergestellt durch Zwangsarbeit«, kritisieren Menschenrechtler.

Von A wie Armbanduhren bis Z wie Zahnstocher reiche die Liste der Produkte, die in chinesischen Arbeitslagern unter menschenunwürdigen Bedingungen hergestellt werden. Auch Firmen wie Tchibo/ Eduscho, McDonalds und Nestlé haben solche Waren in ihrem Sortiment, sagt die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), die gestern in Berlin anlässlich der China-Reise von Kanzler Gerhard Schröder (SPD) von ihm ein klares Nein zu Menschenrechtsverletzungen forderte.

Nicht nur das politische System, sondern auch die chinesische Wirtschaft sei »untrennbar mit menschenrechtsverletzenden Praktiken verknüpft«, so die IGFM. Das Land gilt weltweit als neue Supermacht. Doch hinter der Fassade ticke manche Zeitbombe, warnte Manyan Ng vom Vorstand des deutschen Falun Dafa Vereins. Klassenunterschiede, Korruption, Umweltzerstörung, fehlende Meinungsfreiheit und Gewalt gegen anders Denkende prägten den Alltag, so Ng.

Mehr als 20 Millionen Menschen schuften derzeit in den »Laogai«, den Umerziehungslagern, schätzt die IGFM. Zu ihnen gehörte auch Xiong Wei, die im Januar 2001 verhaftet wurde, weil sie in Peking Flugblätter für Falun Gong verteilt hatte. Ohne Entgelt musste die Wirtschaftsingenieurin Essstäbchen für den Export verpacken – mindestens 6000 täglich, erinnert sie sich.

Einen traurigen Rekord halte Ostturkestan: Die Hälfte aller Hinrichtungen werden in der »Xinjiang« genannten Region an der nordchinesischen Grenze vollstreckt, berichtet Ümit Hamit, Generalsekretär der Ostturkestanischen Union Europas. Ebenso wie die dort ansässigen Uiguren brauche auch das tibetische Volk Unterstützung durch den deutschen Bundeskanzler, ergänzte Norbu D. Khamba, vom Verein der Tibeter in Berlin.

Vor allem die Ankündigung Schröders, sich für eine Aufhebung des Waffenembargos einzusetzen, das die Europäische Union 1989 nach den Ereignissen um den Platz des Himmlischen Friedens verhängt hatte, habe einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. China würde die Waffen vor allem zur Unterdrückung eigener und benachbarter Minderheiten einsetzen, fürchtet IGFM-Experte Peter Müller von Hong Kong-Watch. Der Kanzler sei ein »Weichei und Leisetreter, wenn es um Menschenrechte geht«, schimpfte Martin Lessenthin, Vorstandssprecher der IGFM.

(Neues Deutschland, 08.12.04)

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