Rhein-Neckar-Zeitung (Deutschland): Lieder und Klänge gegen die Verfolgung

Sinsheim. Er ist gelernter Maschinenschlosser und Gärtner. Als Rockmusiker ist der Hilsbacher Michael Hackmayer (Jahrgang 1966) vielen Fans in Erinnerung. Frontsänger war er, spielte E-Piano bei der Rockgruppe „Wild Frontier“, tingelte in den 80ern mit der Band an manchem Wochenende durch den Kraichgau.

Das ist Vergangenheit. Jetzt tritt Hackmayer vor ein anderes Publikum. Mit anderen Liedern und Ziel: Einsatz gegen die Verletzung der Menschenrechte. Das jüngste Konzert mit seinem Freund, dem Pianisten und Musikpädagogen Jacek Wohlers, fand in der Queen Elisabeth Hall in London statt, bei einem Gala-Abend zur Feier des chinesischen Neujahrsfestes. Im Mittelpunkt: Die Menschenrechte in der Volksrepublik China, die nicht nur der Veranstalter, ein liberaler TV-Sender der Auslands-Chinesen, mit Füßen getreten sieht. Hackmayer und Wohlers trugen Lieder vor, Balladen, die Schicksale von Verfolgten in China aufgreifen.

Mit der Musik hat der Angestellte einer Demeter-Gärtnerei in Gondelsheim (bei Bretten), schon früh Sänger im Kirchenchor Hilsbach, immer noch viel am Hut. Die Schwerpunkte sind andere geworden, neue Inhalte bestimmen seine Lieder. Gefallen hat er am Liedgut der romantischen Komponisten Schubert und Schumann gefunden, bildet bei einer Karlsruher Opernsängerin seine Stimme aus.

Seit drei Jahren kämpft Hackmayer musikalisch gegen Folter und Unterdrückung religiöser, politischer und ethnischer Minderheiten durch die Machthaber in der Volksrepublik China. Zwei CD sind aufgelegt worden. „Der friedliche Weg“ erschien 2002. 2003 folgte die CD „Freiheit für Xiong Wei“, der die Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) mit Unterschriften und Aktionen aus der Isolierung helfen will.

Lieder sind für ihn das „Mittel , Menschen mit dem bekannt zu machen, was in China los ist.“ Zu China hat er einen persönlichen Bezug, spricht aber nur einige Worte Han, war noch nie im roten Riesenreich. Freundin und künftige Ehefrau Zhou, eine Ingenieurin aus Hangzhou, die in Walldorf arbeitet, lernte er kennen, als er sich 2001 der traditionellen chinesischen Bewegungs- und Meditationsschule Qi-Gong in Mannheim zuwandte. Deren Übungen befreiten ihn vom hartnäckigen Rückenleiden, das zuvor weder Orthopäden noch Schulmediziner oder Homöopathen lindern konnten.

Im Reich der Mitte war diese Lehre 1992 mit staatlicher Förderung verbreitet worden. Das änderte sich 1999, als die buddhistisch orientierte Meditationsbewegung ohne Rangordnung und Organisationsform, die Harmonie von Geist und Körper propagiert, rund 100 Millionen Anhänger hatte. Falun Gong Übende waren fortan Staatsfeinde. Sie werden auch heute verhaftete, gefoltert, verfolgt und ins Arbeitslager gesperrt.

Im Kreis seiner badischen Falun Gong Freunde, die sich zu gemeinsamen Übungen treffen, war es selbstverständlich, mit öffentlichen Aktionen auf die Menschenrechtsverletzungen in China aufmerksam zu machen und Menschen aufzuklären. Für Hackmayer lag nahe, dabei seine Fähigkeiten einzubringen: Balladen, Lieder und gemeinsam produzierte CD.

Die Liedersammlung „Freiheit für Xiong Wei“ machte die IGFM aufmerksam. Einladungen folgten. So zur IGFM-Gala im November 2003 im „Roten Rathaus“ am Berliner Alexanderplatz, wo die Menschenrechte China eingefordert wurden. Im Januar 2004 war es die Gala in Paris, im März 2004 Genf, anlässlich der UN-Menschenrechtstagung, bei der Hackmayer und Wohlers mit Liedern und Balladen auftraten. Der evangelische Christ ist kein Eiferer, kleidet seinen Einsatz in einfache Worte: „Ich trete für die Grundrechte der Menschen ein. Wenn ich dafür etwas tun kann, dann mache ich das auch.“ Zur Zeit produziert er nach Feierabend mit seinem Musikerkollegen die nächste CD. Sie soll im Sommer fertig sein. Außerdem freut er sich aufs Hochzeitsfest. Getraut wird das Paar in der Sankt-Anna Kapelle auf dem Steinsberg.

Donnerstag, 24.Februar 2005

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