Ein Zugbegleiter schützt heimlich einen Falun Gong Praktizierenden

Meine Tochter kam Ende 2003 aus dem Ausland nach Hause, um mich zu besuchen. Weil ihr Flug in Peking ankam und es keinen Anschlussflug nach Jilin gab, musste ich den Zug nach Peking nehmen, um sie vom Flughafen abzuholen. Ich hatte eine Fahrkarte mit einem Sitzplatz an der Tür. Auf der Reise nach Peking saß ein junger Mann, der als Überwacher für den Geheimdienst arbeitete, neben mir. Er hatte schreckliche Kopfschmerzen, deshalb machte ich ihm meinen Sitzplatz frei, damit er sich auf zwei Plätze hinlegen konnte. Ich legte Zeitungen auf den Boden, auf die ich mich setzte. Der Winter in Nordchina ist sehr kalt und die Zugluft von der Türe war eisig. Die anderen Praktizierenden dachten, der junge Mann müsse ein Verwandter von mir sein, dass ich so ein Opfer für ihn brachte. Erst als der junge Mann aufwachte und sich höflich bei mir bedankte, sahen die anderen, dass wir uns nicht einmal kannten. Sie waren sehr berührt von meiner Selbstlosigkeit.

Ich sagte zu dem jungen Mann: „Sie brauchen mir nicht zu danken. Ich werde immer freundlicher und uneigennütziger, weil ich Falun Gong praktiziere. Wenn sie jemandem danken wollen, dann danken sie Falun Gong und unserem Lehrer Li Hongzhi.“ Dann begann ich zu erzählen, wie der Lehrer uns beibringt bessere Menschen zu werden und wie sehr ich geistig und körperlich profitiert habe, und dass meine Krankheiten verschwunden waren, seit ich zu praktizieren begonnen habe. „Aber jetzt“, fügte ich hinzu, „werden Falun Gong Praktizierende durch die Kommunistische Partei Chinas verfolgt und getötet.“ Unbemerkt hörte ein junger Zugbegleiter, der für diesen Waggon zuständig war, meine Wahrheitserklärung über Falun Gong und die Verfolgung. Er fragte mich: „Tantchen, wohin fährst du? Was ist der Zweck deiner Reise?“ (Anmerkung: In der chinesischen Gesellschaft gilt es als höflich, eine ältere Frau mit „Tante“ anzusprechen)
Ich sagte, dass ich nach Peking fahre, um meine Tochter vom Flughafen abzuholen, und dass ich dann den Zug zurück nach Jilin nehmen würde. Dann fuhr ich fort, die wahren Umstände zu erklären und beantwortete alle Fragen der anderen Passagiere über Falun Gong.

Den ganzen Rest der Fahrt informierte ich über Falun Gong. Als der Zug in den Pekinger Bahnhof einfuhr, näherte sich der junge Schaffner und gab mir detaillierte Auskunft, wie ich zum Flughafen komme. Er sage mir auch, dass es wichtig sei, für die Rückfahrt nach Jilin Karten im selben Waggon zu kaufen. Er sagte: „Auch wenn du keine Karten für den selben Waggon bekommst, musst du in diesen Wagen kommen, wenn du eingestiegen bist.“

Bevor ich zum Flughafen fuhr, kaufte ich zwei Fahrkarten und bat um Plätze im selben Waggon wie bei der ersten Fahrt. Auf dem Weg zum Flughafen nahm ich die Tickets heraus und sah, dass ich exakt den selben Platz bekommen hatte. Was für ein Zufall. Das war genau das, was der junge Mann von mir verlangt hatte.

Nachdem ich meine Tochter vom Flughafen abgeholt hatte, besuchten wir den Tiananmen Platz und machten einige Fotos. Ich machte auch eine Aufnahme von dem Platz, an dem ich früher ein Falun Gong Banner hochgehalten hatte. Bald wurde es Zeit, wieder zurück zum Bahnhof zu fahren. Auf dem Weg zu unserem Waggon trafen wir wieder den jungen Zugbegleiter auf dem Bahnsteig. Er fragte mich, für welchen Waggon wir Karten bekommen hätten. Als ich ihm sagte, dass wir Plätze in seinem Wagen hatten, sah er sehr zufrieden aus.

Nachdem wir unsere Plätze eingenommen hatten, begann ich mich mit anderen Reisenden zu unterhalten und fand dabei mehrere gute Gelegenheiten ihnen die wahren Umstände über Falun Gong zu erklären. Meine Tochter hinderte mich nicht daran und mischte sich in die Gespräche auch nicht ein. Sie hatte schon einige Jahre im Ausland gelebt und wusste weder über die Hasspropaganda und die „Schmutzkübelkampagnen“ der Kommunistischen Partei Chinas gegen Falun Gong noch über die grausame Verfolgung der Praktizierenden Bescheid. Während der Nacht schliefen viele Passagiere ein und der Zugbegleiter hatte nicht viel zu tun. Er kam vorbei, um meine Tochter zu begrüßen und lud sie ein, sich das Schaffnerabteil anzusehen. Meine Tochter nahm das Angebot gerne an. Als sie zurückkehrte, hatte ich das Gefühl, dass sie geweint hatte. Ich fragte sie aber nicht weiter danach, weil ich dachte, sie hätte ihm über die Härten des Studierens im Ausland erzählt. Meine Tochter lobte den jungen Mann und meinte, er wäre ein guter Mensch. Sie sagte: „Mutti, du hast eine sehr gute Person getroffen. Du kannst glücklich sein.“ Meine Tochter entschloss sich, ihm ein Geschenk zu machen. Sie suchte von all den Geschenken, die sie aus dem Ausland mitgebracht hatte, das Beste aus. Es war mehrere hundert Yuan wert. Es war ein sehr schönes Geschenk.

Als sie wieder aus dem Schaffnerabteil zurückkam, wollte sie überhaupt nicht mehr schlafen. Sie sah mich die ganze Zeit gütig an. Zu dieser Zeit wusste ich nicht, was dieser Blick bedeuten sollte.

Es waren einige Jahre vergangen seit unsere Familie und die Verwandtschaft meine Tochter gesehen hatten. Als wir zuhause ankamen, warteten mehrere Dutzend Familienmitglieder auf uns, um eine Wiedersehensfeier zu Ehren meiner Tochter zu halten. Als sie ihre Tante sah, begann sie zu weinen und erzählte ihr, was ihr der junge Zugbegleiter gesagt hatte: „Die KPC befahl allen Zugbegleitern umgehend die Eisenbahnpolizei zu verständigen, wenn jemand über Falun Gong redete, um ihn verhaften zu lassen. Der Zugbegleiter erhält 5.000 Yuan für jeden der Eisenbahnpolizei gemeldeten Falun Gong Praktizierenden.“ Danach erzählte sie, warum sie dem Schaffner das teuerste Geschenk gegeben hatte. Das Geschenk war eigentlich für ihren jungen Bruder gedacht, aber sie entschied sich es dem jungen Schaffner zu geben. „Der Zugbegleiter blieb die ganze Nacht auf und stand am Ende des Waggons, um zu verhindern, dass die Eisenbahnpolizei den Wagen betrat. Wenn sie hereingekommen wären, hätten sie dich sicher gehört und dich verhaftet. Weißt du, warum er darauf bestand, dass du im selben Waggon zurückfährst?“ Meine Tochter erklärte: „Er hatte Angst, dass du verhaftet würdest, wenn du in einem anderen Waggon gesessen hättest. Weißt du was er mir sagte? Er sagte: ‚Deine Mutter ist ein guter Mensch. Alle Falun Gong Praktizierenden sind gute Menschen.’“ Am Ende meinte meine Tochter: „Du hattest Glück eine so gute Person zu treffen. Wer weiß, wo du jetzt sonst wärst.“

Als ich verstand wie ehrenhaft dieser junge Zugbegleiter gehandelt hatte, fühlte ich mich sehr bewegt.

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