Aargauer Zeitung, 14.02.2002: China: Polizei nimmt 46 westliche Falun-Gong-Anhänger fest Angeblich genügend gewarnt

15:23

Wenige Tage vor dem Besuch von US- Präsident George W. Bush in Peking haben die chinesischen Behörden am Donnerstag 46 westliche Anhänger der verbotenen Falun-Gong-Bewegung festgenommen.

Sieben Deutsche und vier Briten

Unter ihnen waren auch sieben Deutsche und vier Briten, wie eine Sprecherin der Bewegung in New York mitteilte. Es gebe momentan jedoch keine Hinweise darauf, dass sich Schweizer darunter befinden, hieß es beim Eidg. Departement für Auswärtige Angelegenheiten (EDA). Schon im Novemer waren rund 35 Falun-Gong Anhänger festgenommen worden, darunter auch vier aus der Schweiz. Die Falun-Gong Anhänger hatten diesmal bei ihrer bisher größten Demonstration versucht, gegen die Verfolgung der in China verbotenen Bewegung zu demonstrieren. Ein AFP-Reporter beobachtete, wie die Sicherheitskräfte 25 Männer und Frauen festnahmen. Auf dem Platz des Himmlischen Friedens warfen sie die Demonstranten zu Boden und zerrten sie in Polizeitransporter, wie der AFP-Reporter weiter berichtete.

Demonstranten zu Boden gezerrt

Auf dem Platz hielten sich zu dem Zeitpunkt zahlreiche Passanten und Touristen auf. Auch sieben Journalisten wurden vorübergehend festgenommen, unter ihnen der AFP-Reporter. Er berichtete, dass ein Polizist eine Frau mit dem Gesicht auf den Sitz eines Transporters drückte und sein Knie in ihren Rücken stiess. Als eine Falun-Gong-Anhängerin ein Fenster habe öffnen wollen, sei sie von demselben Polizisten ins Gesicht geschlagen worden.

«Gerügt und verwarnt»

Die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete, die Gruppe habe «für den bösen Kult agitiert und einen Tumult angezettelt». Sie seien «gerügt, verwarnt, aufgeklärt und humanitär behandelt» worden. Die Formulierung deutete nach Ansicht von Beobachtern darauf hin, dass Peking den Fall vor dem geplanten Besuch von US-Präsident George W. Bush am kommenden Donnerstag in Peking möglichst reibungslos abwickeln will. Bereits in der Nacht zum Donnerstag waren 21 Falun-Gong-Anhänger in ihren Hotels festgenommen worden. Am Montag hatten ein amerikanischer und ein kanadischer Falun-Gong-Anhänger in Peking demonstriert und waren umgehend festgenommen worden. Einen Tag später wurden sie abgeschoben.

Verbotene Bewegung

Die Falun-Gong-Bewegung, die nach eigenen Angaben in China 70 Millionen Anhänger hat, ist seit Juli 1999 wegen angeblicher Umsturzpläne verboten. Seither wurden nach Angaben von Falun Gong Zehntausende ihrer Anhänger festgenommen. Menschenrechtsorganisationen zufolge starben bisher rund 300 Falun-Gong-Anhänger in Haft. Die Lehre der Bewegung besteht in einer Verbindung aus traditioneller chinesischer Heilkunst und religiösen Ritualen aus dem Buddhismus und Hinduismus [A.d.R.: FG hat keine religiösen Ritualen. Es handelt sich um eine buddhistische Kultivierungsschule]. Nach eigenen Angaben verfolgt sie keine politischen Ziele. (sda/sot)

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