Der Landbote, 30.03.2002: Zeugin gegen den Staatsterror

Cui Ying Zhang ist Kunstmalerin. Für ihre im traditionellen chinesischen Stil
gemalten Bilder hat sie schon verschiedene Preise erhalten.

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In den letzten Tagen zeigte sie eine Auswahl ihrer Werke im Eingang des Kirchgemeindehauses Liebestrasse. Ein ungewöhnlicher Ort für eine ungewöhnliche Ausstellung. Denn Cui Ying Zhang ist auch überzeugte Falun-Gong-Anhängerin, jener Meditationsbewegung, die das chinesische Regime als gefährliche «Sekte» mit brutalsten Methoden zu unterdrücken versucht. Abertausende von Falun-Gong-Sympathisanten sind seit dem Verbot der Behörden vor drei Jahren eingekerkert oder in Arbeitslager gesteckt worden, unzählige wurden und werden gefoltert.

Auch Zhang gehört dazu. Ihre Ausstellungen sind ihr Anlass, als Zeugin auf die Situation in ihrem ehemaligen Heimatland aufmerksam zu machen und um Sympathien für die Verfolgten zu werben. Vor sechs Jahren ausgewandert, besitzt Zhang inzwischen die australische Staatsbürgerschaft, eine Tatsache, die ihr wahrscheinlich das Leben gerettet hat. Anfang 2000 reiste sie nach Peking, um für die Wiederzulassung ihrer Meditationslehre zu demonstrieren. Kaum angekommen, wurde sie verhaftet und ohne Gerichtsverhandlung in ein Hochsicherheitsgefängnis gebracht. Was folgte, war der reine Horror. Da sie sich weigerte, Falun Gong abzuschwören, sperrten sie die Gefängnisbehörden zur Strafe als einzige Frau in den Männertrakt. Die Mitgefangenen wurden dazu ermuntert, sie als renitente Falun-Gong-Anhängerin zu treten und zu schlagen.

Um sie am Meditieren zu hindern, wurde sie in Ketten gelegt. Schlafen konnte sie nur auf dem kalten Betonboden, für das Essen war sie auf die Barmherzigkeit ihrer Zellengenossen angewiesen. Nach einiger Zeit war ihr ganzer Körper von Pusteln übersät, ihre entzündete Haut löste sich in Fetzen ab. Und immer wieder die Schläge.

Von ihrem Mann alarmiert, nahmen sich Menschenrechtsorganisationen ihres Falles an, und auch die australische Regierung schaltete sich ein. Nach acht unendlichen Monaten wurde sie schließlich im vorletzten November wieder freigelassen und des Landes verwiesen. Seither ist Zhang immer wieder mit ihren Bildern unterwegs. Russland, Kanada, Frankreich, Italien – in über 20 Ländern ist sie als Künstlerin und Anwältin der Menschenrechte aufgetreten. Vor drei Tagen erhielt sie die Möglichkeit, vor der Uno-Menschenrechtskommission in Genf auszusagen. Nach Winterthur reist sie nach Heidelberg weiter. Ihr Engagement ist ihr Verpflichtung, solange die Verfolgungen in China anhalten.

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