Zwischen Ende März und April 2001, erhielt die 3. Abteilung des Pekinger Xin’an Zwangsarbeitslagers den Auftrag, Spielzeughasen für den Nestle Konzern herzustellen. Das Xin’an Arbeitslager hat insgesamt 7 Abteilungen. Jede Abteilung verfügt über eine Stärke von 110 Personen; 90% von ihnen sind Falun Gong Praktizierende.

Die Fakten:

Verantwortlich für die Abwicklung der Arbeit in der 3. Abteilung war die stellvertretende Abteilungsleiterin Li. Sie und der zuständige Abteilungsleiter Jiao waren über die nachfolgend dargestellten Vorgänge informiert.

Aufgabe der 3. Abteilung war es Spielzeughasen herzustellen. Die Materiallieferungen bestanden aus verschiedenen Stücken Hasenhaut, synthetischen Fiberfüllungen, Knöpfen für die Hasenaugen und kleinen Kleidungsstücken für die Hasen.

Die Montagearbeit, die verrichtet wurde, bestand aus folgenden Arbeitsschritten:

– die Füllung in die Hasen stopfen
– die Öffnungen zunähen
– die Hasenaugen annähen
– die Hasen anziehen
– den Hasen verschiedene Gesichtszüge verleihen
– die Hasen in eine Plastiktüte stecken und versiegeln.

Der Auftrag umfasste 10.000 Spielzeughasen und wurde in ca. 4 Wochen fertiggestellt. Alle paar Tage bekamen die jeweiligen Arbeitsgruppen neues Material zur Verarbeitung zugeteilt. Eine Gruppe von jeweils 12 Personen verarbeitete über 500 Spielzeughasen an einem Morgen.

Auffallend an diesen Hasen war, dass jeder Hase mit einem Label „Geschenk des Nestle Konzerns“ ausgestattet war. Die für die Materiallieferung und Qualitätskontrolle verantwortlichen Personen (ein Mann und eine Frau um die 30 Jahre) sagten, dass sie dem Auftrag zugestimmt hätten und dass der Pekinger Nestle Konzern die Spielzeughasen geordert hätte, um sie als Werbegeschenke in Verbindung mit anderen Nestle Produkten zu vertreiben.

Weitere Aufgabe der dritten Abteilung war es, Baumwollmatten zu häkeln, Essstäbchen zu verpacken und Schuhpolster herzustellen. Da das Arbeitslager pro Jahr von jeder Abteilung zehntausende Yuan Ertrag erwartet, wird keine Gelegenheit ausgelassen, Aufträge zu erhalten. Zumal der Bonus für das Arbeitslager gekürzt wird, wenn die Erwartungen nicht erfüllt werden.

Ich erinnere mich an eine andere Situation, von der ich in dieser Zeit hörte. Pekings Frauengefängnis hat einen Langzeitvertrag mit der China Kleidungsimport und -export Corporation. In diesem Frauengefängnis wurde ausschließlich für diesen Vertrag gearbeitet. Da die Arbeitsbelastung sehr groß war, mussten Abteilungen des Arbeitslagers zur Unterstützung hinzugezogen werden. Während die 6. Abteilung hauptsächlich damit beschäftigt war, Essstäbchen zu verpacken, war es die Hauptaufgabe der 7. Abteilung Schuhpolster zu fertigen. Manchmal, wenn die 6. Abteilung mit ihrer Arbeit nicht fertig wurde, half ihnen die Jugend Reform Abteilung. Die Essstäbchen, die hier verpackt wurden, waren Einweg Essstäbchen, die offiziell nicht mehr hergestellt werden durften. Trotzdem produzieren die Arbeitslager in Peking immer noch Hunderte von Boxen täglich. Kleine Restaurants und individuelle Food Häuser in Peking benutzen immer noch gerne diese Essstäbchen.

Ein typischer Arbeitstag im Arbeitslager dauerte von früh morgens bis spät in die Nacht. Erholungspausen gab es nicht, lediglich Arbeitsunterbrechungen für die Nahrungsaufnahme wurden gestattet. Wenn sich Besuch ankündigte oder eine höherer Beamter zur Inspektion kam, wurde die Arbeit versteckt. Offiziell sollte wohl niemand von den Vorgängen im Arbeitslager erfahren.

Dies sind meine Erfahrungen, die oben erwähnten Situationen habe ich persönlich so erlebt.

Bemerkung des Verfassers: In einem Bericht vom 28.12.2001 im Sydney Morning Herald, bestätigte die Nestle Corporation, dass sie einem Pekinger Spielzeughersteller einen Auftrag für 110.000 Spielzeughasen erteilt hatte. Ein Firmensprecher erklärte, dass in Übereinstimmung mit Nestle’s Corporat Geschäftsprinzipien keine Produkte oder Materialien von Firmen oder Institutionen, die zur Arbeit gezwungen werden oder die aus Arbeitslagern stammen, gekauft würden.