Der Standard (Österreich): Kampf gegen Chinas Internet-Zensur

US-Software überwindet die staatlichen Filter – Heftige Auseinandersetzung um Freiheit im Netz
In China tobt ein politischer Kampf ums Internet: Auf der einen Seite verstärkt die kommunistische Führung mithilfe des 800 Mio. Dollar teuren "Golden Shield"-Projekts seine Bemühungen, den Zugang zu Webseiten einzuschränken und die Inhalte zu zensurieren. Führende Nachrichtenquellen wie BBC oder New York Times sind gesperrt, und bei Nennung sensibler Schlüsselwörter werden weitere Webseiten blockiert. Dabei erhält China indirekte Hilfe von US-Technologiekonzernen wie Microsoft, Cisco, Google und Yahoo, die um ihr Geschäft im größten Wachstumsmarkt der Erde bangen.

Austricksen

Aber auch die Gegenseite genießt Unterstützung aus den USA, erzählt der chinesische Demokratieaktivist und Medienexperte Erping Zhang, der seit 1984 in den USA lebt. Technologiefirmen wie Dynamic Internet Technology (DIT) und Ultrareach Internet haben Programme entwickelt, mit denen Internetuser die Zensurbehörden umgehen können. Per E-Mail werden Links zu Soft-ware-Downloads verbreitet, die den Zugang zu blockierten Seiten öffnen. Der Trick ist ein ständiger Wechsel der IP-Adressen, dem die Behörden mit ihren Zensurfiltern nicht folgen können.

Spenden

"Das ist eine harte Schlacht", sagt Erping im Standard-Gespräch. "Die KP beschäftigt 50.000 Internet-Polizisten und kontrolliert alle Inhalte, aber diese Firmen sind ihnen immer einen Schritt voraus." Mit der finanziellen Hilfe von Stiftungen und privaten Spenden wären dort mehr als hundert fähige IT-Experten beschäftigt.

Um die Behördenfilter zu durchbrechen, müssten 20 Millionen der rund 115 Millionen chinesischen Internet-User von solchen Technologien Gebrauch machen, glaubt Erping; dann würden sich die verbotenen Inhalte über E-Mail rasch ausbreiten. Doch dafür sei ein starker Anstieg in der Zahl privater PCs notwendig, denn Computer an den Unis und in Internetcafés würden genau überwacht.

Zensur

Der Politikwissenschafter, der der die Association for Asian Research (Afar) in New York leitet und sich für die Rechte der unterdrückten Falun-Gong-Bewegung einsetzt, wünscht sich von der IT-Industrie mehr Zivilcourage im Umgang mit China sowie staatliche Exportbeschränkungen für Technologien, die der Internet-Zensur dienen. Aber auch ohne dem sei der Ausgang dieser Schlacht für Erping klar: "Die Nutzer werden gewinnen, denn die Mehrheit will freien Zugang zu Informationen." (Eric Frey / DER STANDARD Printausgabe, 22.06.2006)

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