Westlicher Praktizierender: Einige Gedanken über die Natur von Schönheit und Verlangen

Es gibt ein Mädchen, das so schön ist, dass sowohl Männer als auch Frauen sie voller Ehrfurcht anschauen, ihr Aussehen bewundern. Obwohl ich normalerweise solchen Dingen nicht viel Beachtung schenke, schaute auch ich manchmal ihre Bilder auch an, da sie eine meiner „Freundinnen“ auf einer gewissen Webseite war. Anfänglich betrachtete ich sie als Freundin, um ihr die Wahrheit zu erklären, doch auch ich konnte ihrer Schönheit nicht unvoreingenommen begegnen.

Jedes Mal, wenn ich ihr Foto betrachtete, tauchte ein ganzes Bündel an Gefühlen in mir auf. Gestern setzte ich mich still in mein Zimmer, um diese Gefühle zu beobachten, um nach innen zu schauen und die Hauptursache zu ergründen und ich sah, dass ich ihre Schönheit bewunderte und dass mir das Betrachten ihrer Bilder, Vergnügen bereitete. Ich sah, wie sich diese Gefühle intensivierten und sich Vergnügen in Verlangen, sie zu werden, verwandelten.

Von Natur aus bin ich eher ein Einzelgänger und so fragte ich mich: „Wenn du sie werden würdest, welche Absicht steckt dahinter? Du scheust vor Menschen zurück, du kümmerst dich nicht um die Belange von Begierde oder die Anliegen der meisten anderen Männer, du genießt deine Einsamkeit und warum also möchtest du diese Schönheit haben?“ Irgendwo ganz tief innen, sah ich ein Verlangen. Ich sah, dass Vergnügen zu Verlangen führt. Ein Verlangen existiert nicht nur grob auf der materiellsten Ebene, sondern auch auf subtilen Ebenen. Ein Verlangen, ein „Habenwollen“ ist eine Illusion von etwas Äußerlichem haben wollen. In Kultivierungskreisen wird gesagt, dass die Augen die Fenster für Wünsche, Verlangen, sind.

Der Meister sagte:
“Beim Praktizieren auf Abwege oder häretische Wege geraten, bezieht sich gerade darauf, daß man nach etwas im Außen gestrebt hat. Besonders wenn du im Buddhismus im Außen strebst, wird gesagt, daß du einen dämonischen Weg gehst.“ (Zhuan Falun, Lektion 9, "Das reine Herz").
Wie ich es verstehe, kann das Göttliche nur innen gefunden werden. Es ist unsere innewohnende Natur. Es ist bereits da, in uns verborgen, wie eine Perle in einer Muschelschale. Weil Geist und Materie ein und dasselbe sind, ist das Göttliche nicht von der Illusion (materielle Existenz) getrennt, es durchdringt sie. Die Illusion kann das Göttliche niemals durchdringen, doch das Göttliche durchdringt alle Illusionen und ist überall. Da es überall ist, wird es überall reflektiert.

Der Meister sagte, auf unterschiedlichen Ebenen gibt es unterschiedliches Fa. Zhen, Shan, Ren ("Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit, Nachsicht") manifestieren sich unterschiedlich auf jeder Ebene: “Teilchen der Luft, Stein, Holz, Erde, Stahl, menschliche Körper: In allen Substanzen existieren die Eigenschaften Zhen, Shan, Ren;“ (Zhuan Falun).

Shan zum Beispiel, ist auf einer höheren Ebene ihrer Manifestation, Barmherzigkeit. Auf einer niedrigeren Ebene jedoch manifestiert sie sich als Freundlichkeit gegenüber Mitmenschen, Liebe zu Geschwistern, Liebe zwischen Mann und Frau und auf viele andere Weisen. Die Sehnsucht eines Praktizierenden nach Vollendung ist auch eine Manifestation von Shan auf einer bestimmten Ebene.

Der Meister sagt uns, dass auf höheren Ebenen alles sehr schön ist und dass die Lebewesen dort genauso schön sind. Je höher die Ebene, desto jugendlicher und schöner scheinen die Wesen zu sein. Schönheit ist eine göttliche Qualität. Und weil das Göttliche alles durchdringt, sehen wir seine Manifestation auf dieser Ebene ebenfalls. Warum ist Schönheit für Menschen so attraktiv? Weil sie eine Reflektion göttlicher Schönheit ist, eine Reflektion dessen, woher wir kommen und wir sind alle Teil davon. Wenn wir jedoch kontinuierlich auf die Reflektion starren, werden wir niemals die Quelle finden.

Der Meister schrieb:
„…Blindlings tasten; nächtlich wandern; den Mond aus dem Wasser holen.“ („Tatenvoll“ aus Hong Yin).

Langsam, wie das Schälen einer Zwiebel, nähern wir uns unserer wahren Natur. Wir sollten bestrebt sein, die Ebene hinter der Einbildung zu erreichen, jenseits von Verlangen, jenseits der Gefühle und des Verstandes. Wir müssen alle Wünsche, Verlangen und Eigensinne alltäglicher Menschen auflösen. Der Meister schrieb auch:

Im Dao Das Herz verweilt nicht dabei –
Nicht im Streit mit der Welt.
Schauen ohne sehen –
Nicht verirrt, nicht verwirrt.
Horchen ohne hören –
Das Herz nicht gerührt.
Essen ohne schmecken –
Des Mundes Eigensinn abtrennen.
Handeln ohne trachten –
Immer im Dao.
Ruhig ohne denken –
Mystisches und Wundervolles, sichtbar.

04.01.1996 (Hong Yin)I

Ich saß still, reflektierte und ging tiefer nach innen und sah, das was ich wirklich will, finde ich in mir selbst, es ist bereits da. Man muss nur die Aufmerksamkeit nach innen lenken.

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