Wie „im Märchen“ so im „echten Leben“

Wie ein junger Bettler den Buddha aufsuchte und seine altruistische Haltung sein Schicksal veränderte.

Vor langer Zeit lebte ein junger Mann, der so arm war, dass er jeden Tag um sein Essen betteln musste. Nichts wünschte er sich mehr, als ein normales Leben führen zu dürfen. Um seinem Ziel näherzukommen, versuchte er einen Vorrat anzulegen. Und obwohl er sehr sorgsam mit seinem Essen umging, stellte der junge Mann immer wieder fest, dass in seinem Versteck die zurückgelegten Lebensmittel auf unerklärlicherweise verschwanden.

Eines Nachts versteckte er sich im Vorratsraum und entdeckte, dass eine wohlgenährte Maus sich an seinen Reserven gütlich tat. Der junge Mann regte sich fürchterlich auf. „Ich bin nur ein armer Bettler, reiche Leute haben viel mehr Korn und Reis als ich. Warum isst du nicht dort? Ich musste für das Wenige, dass ich habe, viele Stunden betteln gehen.“

Die Maus antwortete souverän: „Die Menge des Essens, das dir zur Verfügung steht, ist durch dein Schicksal bestimmt. Egal wie hart du arbeitest, du wurdest dazu bestimmt ein Bettler zu sein und arm.“ „Warum ist das so?“, wollte der junge Mann wissen. „Das weiß ich auch nicht antwortete die Maus, da musst du den Buddha fragen.“

Der Pilgerweg zu Buddha

Der junge Mann wollte unbedingt den Buddha sprechen und ihn fragen, wie er sein Schicksal ändern könnte. Er wollte verstehen, warum er sein Leben als Bettler fristen sollte. Am anderen Tag brach er auf. Er lief den ganzen Tag hindurch und erreichte bei Einbruch der Dunkelheit ein Haus, das in der Nähe seines Wanderpfades lag. Als er klopfte, öffnete der Diener die Türe und fragte nach seinen Wünschen. Als der Besitzer des Hauses hörte, wie der junge Mann nach Essen fragte, kam er ebenfalls zur Türe.

„Warum bist du immer noch draußen, wenn es doch dunkel wird?“ wollte der Besitzer von dem jungen Mann wissen. „Ich bin auf dem Weg zum Buddha, um ihn über mein Schicksal zu befragen“, antwortete der junge Mann ihm. Daraufhin ließ ihn der Besitzer eintreten. Er ließ für den Bettler allerlei Köstlichkeiten auftragen und beschenkte ihn mit einigen Silbermünzen. Verwirrt fragte der junge Mann: „Wozu bekomme ich das alles?“ Der Besitzer sagte: „Ich habe eine 16-jährige Tochter, die nicht spricht. Wenn du den Buddha siehst, so frag ihn bitte, warum dem so ist.“ Der junge Mann willigte ein und machte sich am anderen Tag in der Früh wieder auf den Weg.

Der Mönch im Tempel

Einige Tage später führte der Weg den jungen Mann zu einem Tempel. Dort wollte er um etwas zu Trinken bitten. Als er dort ankam, traf er auf einen energischen und freundlichen älteren Mönch, der einen Zinnstab in der Hand hielt. Er brachte dem Bettler ein Glas Wasser und wollte wissen, wohin er unterwegs war. Als er dem Mann erklärt hatte, dass er unterwegs zum Buddha war, wurde dieser ganz aufgeregt und griff nach seinen Händen. Er sagte: „Bitte hilf mir und frag den Buddha für mich, warum ich nach 500 Jahren der fleißigen Kultivierung noch immer hier bin. Ich hätte doch schon lange in den Himmel aufsteigen sollen, nicht wahr?“ Der Bettler versprach dem Mönch den Buddha zu fragen und ging seines Weges.

Die Schildkröte im Fluss

Als der junge Bettler weitere Tage gelaufen war und manch Hürde dabei genommen hatte, gelangte er endlich an einen Fluss. Als er sich dem Ufer näherte, erkannte er zu seiner Bekümmernis, dass es weder eine Art Brücke, noch Boote gab, um auf die gegenüberliegende Seite zu gelangen. Frustriert schmiss der junge Bettler seinen Rucksack auf den Boden und schrie: „Warum muss mein Leben immer so hart und elendig sein?“ und brach dabei in Tränen aus.

Nur Sekunden später schwamm eine Schildkröte an dem jungen Mann vorbei und fragte ihn, worüber er so traurig sei. Als die Schildkröte hörte, dass er den Buddha aufsuchen wollte, bat er ihn: „Ich habe schon 1000 Jahre kultiviert, bin aber noch immer kein Drache geworden. Würdest du bitte den Buddha für mich fragen, warum ich noch hier bin? Dafür trage ich dich auch ans andere Ufer.“ Froh ließ sich der Bettler hinübertragen und versprach der Schildkröte, dem Buddha ihre Frage zu stellen.

Im Traum das Gespräch mit Buddha

Der junge Mann war noch mehrere Tage weitergelaufen, als er nicht mehr weiter konnte und sich müde hinsetzte. Er war sich nun nicht mehr sicher, ob er Buddha antreffen würde. Er schlief tief ein und hatte einen beeindruckenden Traum. Im Traum traf er auf den Buddha, der ihn ansprach und sagte: „Du bist so weit gelaufen, um mich zu sprechen, du musst eine wichtige Frage für mich haben“. Der junge Mann antwortete ihm, dass er mehrere Fragen habe, worauf der Buddha ihm nur drei Fragen erlaubte.

In diesem Kosmos gibt es einen Grundsatz, der heißt: Wer nichts verliert, gewinnt nichts; wenn einer etwas gewinnt, muss er etwas verlieren.

Zhuan Falun Kapitel 4 Gewinn und Verlust

Der Bettler dankte dem Buddha und überlegte, welche der Fragen er zuerst stellen sollte. Er beschloss, mit der Frage der Schildkröte zu beginnen, da sie bereits mehr als 1000 Jahre kultiviert hatte. Also sprach er: „Verehrter Buddha, die Schildkröte hat schon mehr als 1000 Jahre kultiviert, warum ist sie noch immer nicht in einen Drachen verwandelt worden?“ Buddha antwortete: „Weil die Schildkröte eine Anhaftung an ihren Rückenpanzer hat.“

Als Nächstes stellte er die Frage des Mönches, der bereits 500 Jahre kultiviert hatte: „Verehrter Buddha, warum ist der Mönch, der bereits 500 Jahre kultiviert hatte, noch immer nicht ein Unsterblicher geworden?“ Buddha antwortete: „Weil er eine Anhaftung an seinen Zinnstock hat.“

Nun blieb nur noch eine Frage übrig. Ihm war klar, dass er die Seinige nicht werde stellen können. Er frage die des Großgrundbesitzers: „Verehrter Buddha, warum ist die Tochter des Besitzers stumm?“ Buddha antwortete: „Sie wird sprechen, sobald sie ihren zukünftigen Ehemann erblickt.“

Der lange Weg zurück

Als die dritte Frage beantwortet war, verschwand der Buddha augenblicklich und der junge Mann erwachte aus seinem Schlaf. Da er seine eigene Frage nicht stellen konnte, ging er davon aus, dass es ihm bestimmt war ein Bettler zu sein. Ohne große Hoffnung machte er sich auf den Rückweg.

Als er am Fluss erneut auf die Schildkröte traf, ließ er sich von ihr zuerst ans andere Ufer tragen, bevor er die Antwort Buddhas an sie weitergab. Als er wieder Boden unter den Füßen hatte, sagte er zur ungeduldig wartenden Schildkröte: „Hängst du nicht zu sehr an deinem Rückenpanzer?“ Die Schildkröte begriff sofort, nahm ihren Panzer ab und gab ihn dem jungen Bettler. „Ich schenke dir meinen Rückenpanzer, sagte die Schildkröte, in ihm sind 24 glänzende Perlen. Ich schenke sie dir und danke dir für deine Hilfe.“ Kaum hatte sie dies ausgesprochen, verwandelte sie sich in einen Drachen und flog davon. Der Bettler nahm die Perlen an sich und wanderte weiter.

Alsbald kam der Tempel in Sicht. Als er eintrat, fand er den alten Mönch und dieser war ganz gespannt darauf, Buddhas Antwort zu hören. Der junge Bettler sagte: „Glaubst du, dass du eine Anhaftung an den Zinnstecken in deiner Hand hast?“ Der alte Mann begriff sofort. Er drückte dem Bettler den Stab in die Hand und entrückte augenblicklich in den Himmel.

In diesem Kosmos gibt es noch einen Grundsatz: Du hast sehr großes Leiden ertragen, so wird auch dein eigenes Karma umgewandelt. Denn du hast etwas hergegeben, wie viel du ertragen hast, so viel wird umgewandelt (…)

Zhuan Falun Kapitel 4 Gewinn und Verlust

Zuletzt kam der Bettler an dem Haus des Großgrundbesitzers vorbei. Bevor er anklopfen konnte, wurde die Türe aufgerissen, die Tochter kam herausgelaufen und rief: „Vater, der Mann, der den Buddha gesucht hat, ist zurückgekommen!“ Der Besitzer war schockiert, hatte er doch die Stimme seiner Tochter zuvor noch nie gehört. Er war so glücklich darüber, dass seine Tochter nun sprechen konnte, dass er den Bettler fragte, ob er seine Tochter heiraten möchte.

Und obwohl der junge Mann den Buddha nicht hatte zu seinem eigenen Schicksal befragen können, hatte sich sein Schicksal alleine dadurch geändert, dass er sich die Mühe gemacht hatte, den Buddha zu suchen und in seiner Selbstlosigkeit die Interessen anderer vor seine eigenen gestellt hatte.

Quelle: Die Geschichte heisst: „Altruism changes his fate“ zu finden im Buch „Treasured Tales of China“ Vol 3, auf den Seiten 20-23. Classical Poets Publishing, Mount Hope, New York, 2020 Zheng Jian

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