Wieder die Reinheit

Verehrter Meister, liebe Mitpraktizierenden:

Ich hatte durch die Lockerung der Zügel schon wieder ganz vergessen, was ich im Januar in New York zum Thema Reinheit erfahren durfte.

Ich möchte euch ein paar Erfahrungen erzählen die ich machte, nachdem ich wieder die Gelegenheit hatte beim Chortreffen in Deutschland dabei zu sein.

Für diese Choraufnahme war bestimmt, dass wir drei Lieder singen. Eine Woche davor konnte ich zwei Lieder nur ein bisschen und eines gar nicht. Die Anforderung ist es aber, beim Treffen in Deutschland alle drei Lieder, wenn geht auswendig zu können. Zwei von den Liedern sind chinesisch, das erschwert natürlich die Sache. Wie mich meine Umstände bestimmten, hatte ich keine Zeit die Lieder zu lernen, bevor wir im Auto auf dem Weg nach Deutschland saßen.

Da ist schon das erste Problem meines Kultivierungszustandes. Meine Umstände bestimmten mich, nicht ich sie. Das kann ich auch erst aus der jetzigen Sicht erkennen.

In Deutschland angekommen, war ich in der glücklichen Lage, beinahe alles mit Hilfe meiner Mitpraktizierenden bei der Autofahrt auswendig gelernt zu haben. Als ich dann dort ein paar Minuten vor dem offiziellen Beginn des Treffens noch mit meiner Frau telefonierte, sagte ich: „Jetzt freu ich mich schon auf das dicht gedrängte Programm. Es ist wirklich ein lückenloses Programm für alle beteiligten. Nach diesem Wochenende werde ich wieder sehr gereinigt sein.“

In der Tat: Am nächsten Tag, dem Samstag, hatte ich beim FZN um 18:00h wieder mein starkes Empfinden der Reinheit. Dieses Mal in Deutschland war das Umfeld und die Fokussierung auf unser Ziel wieder sehr stark. Dieser eine Körper wurde immer stärker und reiner. Ich konnte auch spüren wie ich mich im Prozess wieder veränderte. Jedenfalls war beim FZN um 18:00h die Zeit scheinbar stehen geblieben. Wenn ein Gedanke kam, dann kam er in Zeitlupe und ich konnte ihn sofort beseitigen, bevor er mich störte. Im Nachhinein kommt es mir fast so vor, als wäre ich für 15 Minuten gedankenfrei gewesen – ich konnte das Mantra äußerst bewusst rezitieren bzw. den aufrichtigen Wunschn die schlechten Faktoren im Kosmos zu beseitigen viel stärker aussenden.

Dieses Gefühl von „Nichts ist da“ habe ich leider viel zu selten. Es ist einerseits ein Geschenk vom Meister und andererseits glaube ich, es ist ein Hinweis, um mir zu zeigen, das dies eigentlich der Normalzustand eines Kultivierenden wäre, nämlich IMMER in einem Zustand zu sein, in dem man „vor dem Konflikt einen Schritt zurück ist, das Meer weit der Himmel grenzenlos.“

Am nächsten Tag konnte ich dann während der Aufnahme diesen Zustand bewahren. Auch konnte ich die Dinge umsetzen, die uns unsere Stimmtrainerin mühevoll beizubringen probiert. Alle drei Lieder gingen schon auswendig. Das ist sich gerade noch einmal ausgegangen. Diese Lieder so knapp zu lernen, darf ich beim nächsten Mal nicht mehr zulassen. Mein Verhalten war dem Meister und dieser heiligen Mission gegenüber verantwortungs- und respektlos.

Dieses Wochenende war für mich sehr lehrreich. Ich erkannte meine Situation zu Hause, in der ich Lehrer, Student und Vater bin einmal mehr als Situtation, der ich nicht gewachsen bin, wenn ich mich nicht gut kultiviere. Dafa muß an erster Stelle stehen. Erst dann ist mein Puffer so groß, dass ich aufrichtig durch den Alltag gehen kann. Erst dann kann ich meinen für mich bestimmten Kultivierungsweg gut gehen. Überall sind hier Faktoren, die mich von meiner Kultivierung fernhalten. Ich habe eben verstanden, dass sie mich tatsächlich fernhalten. Dieses Herunterfallen passiert so schleichend und kontinuierlich, dass ich sogar noch glaubte den Anforderungen der Fa-Berichtigung zu entsprechen. Wie respektlos!

Erst in dieser Situtation, einer sehr aufrichtigen Situation konnte ich meine wirklichen Stand erkennen. Dafür möchte ich mich zutiefst bei unserem Meister für diesen Hinweis bedanken.

Dass mich meine Umstände bestimmen und nicht ich sie, kann nur auf Abwege führen. Ich muss einfach darüber stehen. Das ist erst dann möglich, wenn ich ausreichend das Fa lerne und die Übungen mache. Ein Mitpraktizierender sagte in Deutschland: „Einige Praktizierende haben scheinbar Angst, eine Gottheit werden zu wollen.“ Ich habe erkannt, dass dies auch für mich zutrifft. Ich hafte an meinen Eigensinnen. Ich muss sie einfach loslassen. Durch meine Gemütlichkeit, schiebe ich meine Kultivierung immer wieder auf den nächsten Tag. Ich möchte aber wieder ein oberer Mensch sein, der das Dao kultiviert sobald er es gehört hat. „Wann sonst wenn nicht heute kultivieren.“

Ich möchte diesen Zustand in mir halten. Ich möchte dazu beitragen in Österreich und auch regional eine bessere Kultivierungsumgebung zu haben, damit wir alle das Fa mit Fa betrachten können und so den Anforderungen der Zeit gerecht werden.

Ich danke für eure Aufmerksamkeit. Bitte weist mich als Mitkultivierende auf eventuelle abwegige Erkenntnisse hin.

Alle Artikel, Grafiken und Inhalte, die auf Yuanming.de veröffentlicht werden, sind urheberrechtlich geschützt. Deren nicht-kommerzielle Verwendung ist erlaubt, wenn auf den Titel sowie den Link zum Originalartikel verwiesen wird.

Das Neueste

Archiv