Altonale-Straßenfest in Hamburg: „Falun Gong – großer Weg ohne Form“

Schon zum 14. Mal nahmen die lokalen Falun Gong Praktizierenden in diesem Jahr an der Altonale teil. Nur in den ersten beiden Jahren seit Bestehen des größten Hamburger Stadteilfestivals war die chinesische Meditationsart nicht auf der Altonale vertreten gewesen. Denn erst seit Beginn der grausamen Verfolgung in China im Juli 1999 machen die Falun Gong Praktizierenden auch in der zweitgrößten Stadt Deutschlands auf die Situation in der Volksrepublik aufmerksam. Die breite Öffentlichkeit im Ausland soll dazu beitragen die Verfolgung in China zu stoppen.

 

Doch anders als bei den sonstigen regelmäßigen Infoständen auf der Reesendammbrücke im Stadtzentrum oder bei den Kurzen Mühren beim Hauptbahnhof war diesmal auf den ersten Blick wenig von der Verfolgung zu sehen. Das bunte Treiben des Kulturfestivals bot den perfekten Rahmen um den Bezug zur chinesischen Kultur herzustellen und die zahlreichen Vorteile der Meditationsart vorzustellen. Schließlich wird Falun Gong oftmals als „Essenz der fünftausendjährigen chinesischen Kultur“ beschrieben.

 

Vielleicht lag es ja auch an dem anderen Erscheinungsbild, dass sich diesmal viele für die Meditationsart selbst interessierten. So will ein rund 25 jähriger Südamerikaner, der mit seiner rund fünfjährigen Tochter am Falun Gong Stand stehenbleibt, gar nicht erst viel von der Verfolgung wissen. Er zeigt auf die Grundsätze von Falun Gong, nämlich Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht, und sagt fast ungeduldig: „Wissen Sie, die furchtbare Verfolgung, das kann ich auch im Internet nachlesen – aber das ist es, was mich interessiert.“

Ein Hamburger kommt mit seiner Mutter und seinem Sohn zum Infostand. Er habe von der Verfolgung schon gehört, doch er selbst praktiziere einen indischen Weg und interessiere sich mehr für die Inhalte von Falun Gong. Als er hört, dass sich die Falun Gong Praktizierenden im täglichen Leben an Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht orientieren, in sich selbst die Ursachen suchen und sich selbst verändern, nicht die anderen, sagt er: „Ja, darin liegt die Kraft! Das ist wohl der Schlüssel. Das besondere an Falun Gong ist, dass sie sich nicht von den Menschen trennen und ins Kloster gehen, sondern sich in der Menschenwelt stählen.“ Und als er von dem „großen Weg ohne Form“ und dem Sprichwort im Einführungsbuch von Falun Gong „Der große Weg ist am einfachsten und leichtesten“ hört, hält er inne, bevor er leise sagt: „Ja, das stimmt. Es muss ein großer Weg sein. Sie haben meine Antennen dafür geweckt, ich werde mir das einmal ansehen.“

So bleibt auch ein Frau in langem schwarzen Rock mit grünem Oberteil sofort stehen, als sie die Falun Gong Übenden sieht. Sie könne die „gute Energie“ der Meditationsart spüren, sagt sie, und beginnt gleich auf der Altonale damit die Übungen zu lernen. Von der Verfolgung selbst habe sie wenig gehört und sie interessiert sich für den Organraub an Lebenden. Als sie hört, dass sich Organsuchende aus der ganzen Welt in China Organe erkaufen, sagt sie betroffen: „Bloß nicht! Auf keinen Fall diesen Organ-Markt unterstützen!“ Auch die Rettungskarte von Huiyu Zhang unterschreibt sie sofort.

 

Eine jung wirkende Frau über 60 sah lächelnd der Vorführung der Übungen zu: „Es ist so schön: Ich möchte die gute Energie der beiden Menschen gerne mitnehmen.“ Zur Kultivierung des Geistes nach „Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht“ sagte sie: „Ich finde das sehr gut, wenn man es schafft, so mit sich selbst im Reinen zu sein.“

Zwei junge Reporter des lokalen Radiosenders TIDE Radio, eine Frau und ein Mann interviewen eine Falun Gong Praktizierende. Sie interessiert, was Falun Gong ist, sowie das Angebot an Kalligrafie, wo sich die Besucher der Altonale ihre Namen auf Chinesisch schreiben lassen können und auch das Lotusblumenbasteln am Stand für Groß und Klein. Als Andenken nehmen beide eine Lotusblume sowie einen Flyer mit und gehen mit Freude zum Kalligraphie-Stand.

 

Rettung von verfolgten Falun Gong Praktizierenden

Zur Rettung von Huiyu Zhang, dem Bruder eines Hamburger Falun Gong Praktizierenden, sammelten die deutschen Praktizierenden auf der Altonale Unterschriften für seine Freilassung und starteten eine Postkartenaktion für seine Unterstützung. Die Postkarten auf Chinesisch und Deutsch werden nach dem Unterschreiben gesammelt und direkt an das Gefängnis in China geschickt. Huiyu Zhang, ein Architekt, sitzt seit 12 Jahren wegen des Praktizierens von Falun Gong zu Unrecht in Haft und wird seelisch und körperlich misshandelt, nachdem er 2002 friedlich für die Beendigung der Verfolgung von Falun Gong an die Pekinger Zentralregierung appellierte.

 

Trotz des Trubels der Altonale blieben viele bei dem großen Roll-Up-Banner mit einem Foto des Verfolgten und mit den Fakten über den Verfolgungsfall stehen. Während der Bruder des Inhaftierten neben dem Banner mit Organraub-Flyern stand, sprach neben ihm die dänische Praktizierende Karin mit Interessierten und sammelte viele unterschriebene Postkarten zur Rettung von Huiyu. Auch die Menschen, die am Lotusblumenbasteln teilnahmen oder sich eine Kalligrafie mit ihrem Namen anfertigen ließen, füllten so eine Rettungskarte aus.

 

„Das ist ja schrecklich“, sagt eine in Hamburg wohnende Mexikanerin Mitte 30, als sie von der Verhaftung von Huiyu Zhang erfährt und unterschreibt sofort eine Postkarte. Die Situation in China erinnere sie an Mexiko vor vielen Jahren, „nur ist es dort viel, viel schlimmer.“ Die Schergen der Kommunistischen Partei, die Falun Gong Praktizierende foltern „sind die schlimmsten, eiskalten Mörder! Der Organraub an Lebenden ist ein furchtbares Verbrechen! Eigentlich sollte man annehmen, dass die Welt nach dem Judenmorden durch die Nazis dazugelernt hat und das so etwas nie mehr wieder vorkommen würde. Aber die Kommunistische Partei Chinas verübt noch schlimmere Verbrechen als die Nazis. Das sind keine Menschen mehr, die so etwas machen können, die sind noch schlimmer als Tiere!“. Überhaupt könne sie nicht verstehen, „warum Falun Gong in China verfolgt wird. Die haben doch niemanden etwas getan, das sind unschuldige Menschen. Sie wollen doch nur gute Menschen sein und werden dafür verfolgt!“

Eine junge Russin aus Moskau unterschreibt sofort die Postkarte zur Rettung von Huiyin. Der Verfolgungsfall erinnert sie an das Unrecht in ihrem Heimatland. Betroffen mit einem ernsten, nachdenklichen Gesicht verlässt sie den Stand.

Ebenso unterschreibt ein Pastor sofort die Karte zur Rettung von Huiyin. Er ist bereits über die Verfolgung von Falun Gong in China informiert, weil er sich im Rahmen seiner Arbeit mit Glaubens- und Religionsfreiheit befasst. Während sich sein Sohn seinen Namen auf Chinesisch schreiben lässt, erkundigt sich der Vater nach Kontaktdaten, um das Thema später ggf. in der Kirchenzeitung aufzunehmen.

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