Neuseeland: Radiointerview enthüllt Organraub in China

Am 18. Mai 2015 interviewte Wallace Chapman, ein Moderator bei Radio Neuseeland, Herrn David Kilgour über den vor kurzem gesendeten Dokumentarfilm „Erzwungene Organ-Entnahmen“. Das Interview zeigt weitere Einzelheiten über den systematischen Organraub in China auf.

(Zitiert aus der Abschrift)

Chapman: Grauenhafte und schockierende Praktiken in China sind Thema des neuen Dokumentarfilms „Erzwungene Organ-Entnahmen“, bei dem David Matas und David Kilgour mitgewirkt haben. Beide waren für den Friedensnobelpreis nominiert. Der Film hat für exzellente Erzählkunst im elektronischen Medium die renommierte US Peabody-Auszeichnung der Universität von Georgia gewonnen.

David Matas und David Kilgour sagen, dass in Krankenhäusern in China zehntausende von politischen Gefangenen getötet wurden – vorwiegend Falun Gong-Praktizierende – um deren Organe zu entnehmen und zu verkaufen.

David Kilgour ist ein ehemaliges kanadisches Parlamentsmitglied. Er war stellvertretender Sprecher und Staatssekretär. Er hat die Problematik des Organraubs jahrelang verfolgt und mit David Matas das Buch „Blutige Ernte – Untersuchungsbericht zu den Anschuldigungen der Organentnahmen an Falun Gong-Praktizierenden in China“ veröffentlicht. Er und David Matas erhielten auch den Menschenrechtspreis der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte in der Schweiz.

Lassen Sie uns zuerst darüber sprechen, wie die Sache ans Licht kam. Menschen fuhren nach China, um ein Organ zu erhalten und da stellte sich die Frage: „Wie kann China auf einmal so viele Organe zur Verfügung stellen?“

Kilgour: Genau. Da war ein Arzt in Israel mit Namen Jacob Lavee. Er war einer von vielen (israelischen Ärzten). Er hatte einen Herzpatienten, der dort war (für eine Transplantation in China), ich denke zwei Wochen später (kam der Patient zurück). Dann sagten sie: „Wie können sie innerhalb von zwei Wochen ein Herz für Sie haben?“

Er stellte weitere Fragen und fand heraus, was offensichtlich passiert war, nämlich, dass augenscheinlich jemand genau am Tag der Transplantation getötet wurde. Und aufgrund seiner enormen Anerkennung konnte Dr. Lavee Israel (die israelische Regierung) dazu bringen, Gesetze zu verabschieden, die verbieten, ein Organ auf dem Schwarzmarkt von … zu kaufen. Es war nicht nötig China zu sagen, weil China das einzige Land ist, wo dies passiert.

Und wir hoffen, dass Länder wie Neuseeland und Kanada ähnliche Gesetze verabschieden werden, die Neuseeländern oder Kanadiern den Kauf von Organen egal woher auf dem Schwarzmarkt verbietet. Wie ich schon sagte, man muss nicht einmal das Wort China erwähnen, weil es das einzige Land der Welt ist, wo dies passiert.

C: Also war es so, dass die Zahlen nicht stimmten? Man würde 100.000 Personen brauchen, die im Gefängnis sitzen, um diese Menge an Organen zu erzeugen.

K: Für 10.000 Transplantationen pro Jahr würden wir eine Bank von 100.000 lebenden „Spendern“ benötigen, die herumsitzen und darauf warten für ihre Organe getötet zu werden. Es ist ein grässlicher Gedanke und ich wünschte, dass jeder in Neuseeland und Kanada wüsste, was geschieht, eben weil es geschieht.

C: Hat China kein Organspendersystem? Wie andere Länder? Wie in Großbritannien, da müssen Sie monatelang, manchmal Jahre warten, aber sie haben ein Organspendersystem.

K: Dass Leute ihre Organe spenden, ist sehr gegen die Kultur Chinas, und als sie ihr Testsystem einrichteten, wurden innerhalb eines Jahres, ich glaube 37 Organe gespendet, ich denke, das war im Jahr 2010. Es ist also nicht so, dass sie überhaupt kein Organspendersystem hätten. Sie haben vielleicht theoretisch eines, aber es hat überhaupt nicht funktioniert.

Sie bekommen ihre Organe von hingerichteten Häftlingen, einige von denen, die wegen Kapitalverbrechen verurteilt wurden. Wir sind davon überzeugt, dass sehr viele von ihnen, die meisten von ihnen, von politischen Gefangenen, wie Falun Gong-Leuten kommen, die wegen nichts verurteilt wurden. Sie sitzen nur in Zwangsarbeitslagern und warten darauf, dass sie alle drei oder vier Monate von Ärzten auf den Zustand ihrer Organe untersucht werden.

Wenn dann jemand aus Auckland oder Wellington oder Ottawa kommt, schauen sie im Computer nach und suchen Übereinstimmungen für den bestimmten Empfänger. Dann wird buchstäblich jemand, wie ein Hummer in einem schrecklichen Restaurant getötet, damit diese Person mit einem neuen Herzen oder einer neuen Leber nach Neuseeland oder Kanada zurückkommen kann.

C: Und Sie haben die Berichte, nicht wahr? Und sie sind grauenvoll. Ich muss sagen, dass der Film „Erzwungene Organ-Entnahmen“ schockierend war. „Ein Chirurg konnte es nicht mehr länger ertragen und brach vor seiner Frau zusammen, Menschen werden geschlagen und dann zu einem Teil des Krankenhauses gebracht, eine Militärwache steht mit einem Gewehr an der Tür, und dann wird der Patient operiert – wenn man es so nennen kann – ohne Narkose. Erzählen Sie uns, was da passiert.

K: Sie beziehen sich auf Sujiatun, das ist ein Kapitel im Buch. Jeder kann dieses Kapitel über Sujiatun lesen, gehen Sie dazu einfach auf David-Kilgour.com und dann zum Bericht. Er steht in 21 Sprachen zur Verfügung. Sie können einfach bis Sujiatun herunterscrollen und lesen, was da passierte. Aber wie Sie gesagt haben, der Arzt entnahm zwischen 2001 und 2003, bei 2000 Falun Gong-Praktizierenden die Augenhornhäute. Seine Frau sagte: „Du musst damit aufhören.“ Und zu seiner Ehre tat er das dann. Bei einigen der Einzelheiten im Film, die sie beschreiben, kann man kaum glauben, dass sie geschehen. Aber es war so und ist immer noch so in China.

C: Es wurde behauptet, dass das sehr lukrativ für China sei, und auch eine wichtige Einkommensquelle für Chinas gesamtes Gesundheitssystem bilde. Ist das wahr? Was denken Sie, wie profitabel ist das?

K: Es gibt verschiedene Einschätzungen. Es handelt sich wahrscheinlich um eine Milliarde Dollar pro Jahr für die Ärzte, die Krankenschwestern, die Krankenhäuser und die Leute, die von ländlichen Gebieten wie Sujiatun nach Schanghai fliegen, wo der Empfänger in einem Krankenhaus sitzt.

Es ist ein riesiger Geldbetrag und ja, Sie haben recht, das Gesundheitssystem war in großen Zahlungsschwierigkeiten. Es hat dem Krankenhaussystem geholfen. Es haben sich aber auch viele Ärzte und Leute der Volksbefreiungsarmee bereichert, die die Organe sehr aktiv in Umlauf gebracht haben.

Der Arzt, von dem wir sprachen, führte die Augenhornhautoperationen durch. Ihm wurden umgerechnet Hunderttausende US Dollars für die Durchführung dieser Operationen bezahlt. Schließlich floh er und landete in Kanada. Seine Frau ist in den Vereinigten Staaten.

C: Steigen eigentlich viele Ärzte und Chirurgen aus? Ich meine, was wir in dem Film gesehen und erlebt haben, ist so schockierend, so schrecklich, dass man sich nur fragen kann, warum irgendein Chirurg so etwas überhaupt machen kann.

K: Das ist eine ethische Frage und es gibt in China kein Gesetz hierzu. Zudem ist der finanzielle Anreiz enorm, für alle Beteiligten, Polizei, die Piloten, so wie sie sagen.

Leider scheint es in China keine medizinische Ethik zu geben. Und dies ist eine der Folgen davon. Und das ist auch der Grund, warum Leute wie die von der NZ Medical Association nichts mit diesen abscheulichen Praktiken zu tun haben sollten. Sie sollten keine Berichte dieser Ärzte annehmen. Sie sollten auch keine Medikamente von Neuseeland nach China bringen lassen.

Wir sollten es allen Beteiligten so schwer wie möglich machen, diese abscheuliche Praxis fortzusetzen, die wir als ein neues Verbrechen gegen die Menschlichkeit bezeichnen. Es ist einfach unglaublich, dass so etwas im 21. Jahrhundert passieren kann, und so wenige Leute scheinen zu verstehen, dass es passiert. Aber ich glaube, dass mehr Menschen auf der ganzen Welt zu verstehen scheinen, dass es geschieht.

Beispielsweise hatten wir vor kurzem eine Anhörung in Brüssel. Eine ausgezeichnete Anhörung. Und ich denke, es ist ziemlich allgemein bekannt – und nicht zuletzt wegen solcher Filme wie „Erzwungene Organ-Entnahmen“, der den Peabody Award der Universität von Georgia in den USA gewonnen hat und in zwei Wochen in New York gezeigt wird.

C: Der Kern der Geschichte ist auch ein Aspekt der chinesischen Gesellschaft, der Falun Gong genannt wird. Jede Woche ist am unteren Ende der Queen Street in Oakland, der größten Stadt in Neuseeland, eine kleine Demonstration von Falun Gong Mitgliedern mit Plakaten des Protestes.

Vor ein paar Monaten führten sie eine Nachstellung des Organraubs auf. Dort wurde ich zum ersten Mal darauf aufmerksam. Aber es ist nicht viel bekannt über Falun Gong. Wer sind diese Leute?

K: Ich glaube, eine der Zeitungen, die zu unserer Pressekonferenz kamen war der New Zealand-Herold. Einer von ihnen machte die Fotos, einer der Chefreporter war da. Wir fanden es großartig, weil wir dachten, dass dadurch bekannt werden würde, was vor sich geht. Das war vor einigen Jahren.

Aber im Herold erschien kein einziges Wort darüber. Ich weiß nicht, warum die Medien in Neuseeland, zumindest ein spezielles, es für nicht angebracht hielt, über die Geschichte zu schreiben. Ich denke, die Geschichte ist in der Welt weit genug verbreitet worden. Jetzt ist sie zum Beispiel in Kanada, Europa und in den Vereinigten Staaten sehr bekannt. Es ist auch bekannt, dass die Regierung in China derzeit zu alledem keine schlüssige Erklärung hat. Doch sie klagen uns an, gegen China zu sein.

David Matas, Sie und ich, wir sind nicht gegen China. Wir bemühen uns nur, ein Verbrechen gegen die Menschheit zu beenden, das bis zum heutigen Tag andauert.

C: Erzählen Sie mir ein wenig mehr von Falun Gong.

K: Falun Gong ist eine Gruppe, die im Grunde vor 1992 nicht existierte. Es ist, wenn Sie so wollen, ein Erbe des Buddhismus und Taoismus, mit einigen sehr leichten Übungen, die in China so großes Interesse weckten, dass es Mitte 1990 zwischen 70 und 100 Millionen Menschen gab, die Falun Gong praktizierten. Es breitete sich auf der ganzen Welt aus. Ich glaube, es ist jetzt in 130 Ländern zu finden.

Ich gehöre eigentlich nicht zu Falun Gong, aber ich habe enormen Respekt für das, was sie machen und ihre Prinzipien „Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht“. Also ich vermute, es war die Anzahl in China. Im Jahr 1999 gab es mehr Falun Gong-Praktizierende als Mitglieder der Kommunistischen Partei Chinas.

Und es waren ihre Prinzipien Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht, die dem damaligen Präsidenten Jiang Zemin einfach Angst machten. Deshalb erklärte er ihnen den Krieg, ein Krieg, der nun seit 15 Jahren andauert. Aber sie geben nicht auf.

Am Wochenende haben sie eine riesige Versammlung in New York City. Vor vier oder fünf Tagen hatten wir den Falun-Gong-Tag und es waren 600 Praktizierende da. Dort sprachen Abgeordnete von allen Parteien zu ihnen und es gab Grüße aus allen Ecken des politischen Spektrums. Also der Kampf wird in Ländern wie Kanada verstanden.

C: Wie viele Falun Gong-Mitglieder glauben Sie, wurden in China wegen ihrer Organe getötet? Gibt es eine Schätzung?

K: Ein Freund von uns, Ethan Gutman, hat das Buch „The Slaughter“ geschrieben. Er schrieb sieben Jahre lang daran. Er schätzt, dass zwischen 2002 und 2008 ungefähr 65.000 Falun Gong-Praktizierende wegen ihrer Organe getötet wurden.

Er ist über das, was David Matas und ich gemacht haben hinausgegangen. Er bezog auch die Uighuren, die Christen und Tibeter mit ein und schätzt, dass ungefähr 2000 von ihnen wegen ihrer Organe getötet wurden.

Also das ist eine sehr große Gruppe von Menschen. Wenn es sich um 65.000 oder 2000 handelt, ist das zu viel.

Ich bitte Sie und Ihre Zuhörer eindringlich. Niemand aus Neuseeland oder Kanada sollte nach China oder auch nur in die Nähe von China gehen, um Organe zu bekommen und sollte es der Regierung Chinas – einschließlich der eigenen Regierung – möglichst schwermachen, uns einzureden, dass es nicht geschehen würde.

Es passiert offensichtlich und die Beweise dafür sind erdrückend. Wir haben ungefähr 33 verschiedene Beweise, dass es passiert. Ich war fast zehn Jahre lang Staatsanwalt und die Beweise, dass es passiert sind erdrückend. Lassen Sie sich von niemandem in Neuseeland sagen, dass es nicht passiert. Denn es passiert.

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