DPA: Falun-Gong-Protest in Peking – Zehn Deutsche wurden Festgenommenen

[Kölner Stadtanzeiger,20.11.01] Peking (dpa) – Bei dem bisher größten Protest ausländischer Falun- Gong-Mitglieder auf dem Platz des Himmlischen Friedens sind am Dienstag in Peking etwa drei Dutzend [Falun Gong]Anhänger, darunter acht Deutsche, festgenommen worden. Auch vier Journalisten, unter ihnen zwei deutsche Korrespondenten, wurden abgeführt. Nach gut zwei Stunden wurden sie wieder auf freien Fuß gesetzt. Vier fotografierende Touristen wurden ebenfalls auf die Polizeiwache gebracht.

Mit ihrer Aktion wollten die Falun-Gong-Mitglieder aus neun Nationen gegen die Verfolgung der in China verbotenen [Falun GOng] Bewegung protestieren. Unter den Demonstranten waren auch vier Schweizer, fünf Schweden, Franzosen, Briten, Kanadier, US-Amerikaner und Australier.

Angesichts der \“massiven Gewalttaten\“, die Falun-Gong-Mitglieder in chinesischer Haft erleiden müssten, hätten sie sich zu der Aktion entschlossen, hieß es in dem Schreiben eines der Aktivisten.

Verwiesen wurde auf die Todesfälle in Polizeigewahrsam, von denen nach Angaben von Falun Gong 305 bekannt sind. Menschenrechtsgruppen sprechen von mehr als 100. Aus der Haft berichtete ein Schweizer über sein Mobiltelefon, es seien 33 Falun-Gong-Anhänger inhaftiert.

Die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete, 35 \“demonstrierende Ausländer\“ seien abgeführt worden, \“da ihr Verhalten zuständige chinesische Gesetze über Umzüge, Demonstrationen und Kulte verletzt hat\“.

Die [Falun Gong] Anhänger hatten sich zunächst etwa eine Viertelstunde lang wie Touristen zum Gruppenfoto im Zentrum des riesigen Platzes aufgebaut. Dann enthüllten sie ein gelbes Banner mit den drei Leitmotiven der Bewegung in Englisch und Chinesisch: \“Wahrheit, Barmherzigkeit und Nachsicht\“. Sie hatten auch Blumen in der chinesischen Trauerfarbe Weiß mitgebracht.

Das übliche massive Polizeiaufgebot auf dem Platz schritt sofort ein. Polizisten in Uniform und Zivil rannten von allen Seiten herbei, Kleinbusse und Polizeiwagen rollten an.

Es kam zu Rangeleien, als die Demonstranten in die Busse gedrängt wurden. Einige ließen sich wegtragen. Einer der Aktivisten konnte sich losreißen, lief davon und rief nach Angaben von Augenzeugen auf Chinesisch: \“Die Welt weiß, dass Falun Gong gut ist. Kanada weiß es, Europa weiß es.\“ Ein Zivilbeamter stieß ihn zu Boden. Anders als gegen chinesische Falun-Gong-Anhänger gingen die Polizisten aber nicht so brutal wie sonst vor. Der Schweizer berichtete aus der Polizeistation zwei bis drei Minuten vom Platz entfernt: \“Die haben uns weggetragen. Es war schon hart.\“

Zu den vorübergehend festgenommenen Journalisten gehörten außer dem Korrespondenten des Ersten Deutschen Fernsehens (ARD), Stefan Niemann, und seiner Assistentin auch Jutta Lietsch, die für die \“Leipziger Volkszeitung\“ und andere deutsche Blätter schreibt, sowie ein Kameramann des US-Nachrichtensenders CNN. Die Kamera der ARD und das Filmmaterial wurden konfisziert. Das Schicksal der ebenfalls festgenommenen fotografierenden vier Touristen aus Schweden, Dänemark und Amerika war zunächst ungeklärt. Sie wurden von den Journalisten getrennt. (dpa)

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