Bewegende Tage, geschätzte Erinnerungen – Erinnerungen an das Seminar von Lehrer Li in Jinan

Als der Geburtstag des Lehrers kam, erinnerte er mich an jene Tage, an denen ich zu den Seminaren des Lehrers gegangen bin und ihn jeden Tag gesehen habe.

Im Januar 1994 studierte ich an der Universität in der Stadt Jinan, Provinz Shandong. Meine Mutter war zu Besuch bei meiner Tante in Jinan und wartete auf das Ende des Semesters, um mit mir nach Hause zu gehen. Eines Tages, als wir nach dem Abendessen spazieren waren, sah ich einen Zettel, der an einer Mauer am Wegesrand angebracht war. Er war ganz unscheinbar. Auf dem Papier wurde angekündigt, dass der Gründer des Falun Gong in die Stadt Jinan kommen würde, um ein mehrtägiges Seminar über Falun Gong abzuhalten, und man könnte sich dafür anmelden. Das war das erste Mal, dass ich von Lehrer Li hörte, und ich war voll großem Interesse. Zu dieser Zeit waren viele Praktizierende von Außerhalb angereist, die in den Appartements in der Stadt untergebracht waren. Ganz ungezwungen betraten wir einen Raum, um einen Einblick zu erhalten und wir sahen einige Leute miteinander reden, eine von ihnen hatte ein Exemplar des Journals „Fenster der Literatur“ und auf dem Cover sah man ein Photo des Lehrers, der einen Übungsanzug trug und sich in der Meditationshaltung befand. Das Aussehen des Lehrers schien mir vertraut und ich hatte das Gefühl, ihn schon irgendwo zuvor begegnet zu sein. Unter den sprechenden Leuten sagte jemand, dass er das Seminar des Lehrers schon zwölf Male besucht habe. Als ich dies hörte war ich sehr überrascht. Mit diesem Gefühl des Erstaunens und der Neugier trugen meine Mutter und ich unsere Namen in die Liste ein.

Das erste Seminar in der Stadt Jinan fand im kleinen Auditorium des Shandonger Kollegs für junge Kader in der Jingshistraße im Distrikt Lixia statt. Mehrere hundert Leute nahmen daran teil. Laut Aussagen einiger Praktizierender war dies der kleinste Kurs, den der Lehrer je unterrichtet hatte. Dennoch unterschied sich dieses Seminar nicht im Geringsten. Er hielt das Seminar an neun aufeinanderfolgenden Tagen ab, und der zehnte Tag wurde dem Beantworten von Fragen gewidmet. Das Seminar dauerte täglich zwei Stunden und die Gebühr betrug bloß 50 Yuan für das komplette Seminar.

Während wir die erste Lektion hörten, waren meine Mutter und ich vom Fa (Gebot, Grundsätze von Falun Gong) tief berührt und hatten das Gefühl, dass wir endlich den Meister der hohen Ebene gefunden haben, den wir gesucht hatten. Zu derzeit lernten meine Mutter und ich Qigong [ Übungen zur Kultivierung von ‚Qi’ oder ‚vitaler Energie’] von einem Meister, der mir oftmals gesagt hatte, dass er mich gut fördern werde und mir Extraunterricht geben würde usw. So befürchtete ich, dass ich diesen Qigongmeister verraten würde, wenn ich Falun Gong lernen würde. Auf der anderen Seite fühlte ich, dass das Fa, worüber der Lehrer sprach, zu gut war, um es sich entgehen zu lassen. So befand ich mich in einem Dilemma. (Damals betrachtete ich den Lehrer immer noch als einen gewöhnlichen Qigongmeister, ohne dabei zu erkennen, dass der Lehrer Dafa (das große Gebot) verbreitet.) Mutti sagte: „Du solltest am besten den Lehrer persönlich fragen.“ Dann, in der Pause zwischen der Lektion und dem Lehren der Körperbewegungen rannte ich zur Backstage. Durch meine vorherigen Erfahrungen mit anderen Qi-Gong-Meistern nahm ich an, dass der Lehrer sich bestimmt hingesetzt hatte, Tee trank und in einem Hinterraum eine gute Ruhepause genoss. Stattdessen, als ich durch das Fenster in den Raum lugte, sah ich zwei Männer sich miteinander unterhalten. Als ich plötzlich meinen Kopf hochhob erschrak ich. Zwischen zwei großen Vorhängen stand der Lehrer ruhig, mit beiden Händen vor dem Unterbauch überkreuzt, und sein Kopf ein wenig gesenkt. Nach einem ununterbrochenen zweistündigen Vortrag stand unser Lehrer still da, ohne eine Tasse mit Wasser, ohne einen Gehilfen, nicht einmal mit einem Stuhl zum Sitzen!

Ich hielt vor dem Lehrer und er schaute mich ruhig an. In dem Moment fühlte ich, dass der Lehrer von großer Statur war und ich selbst wurde gänzlich bedeckt vom hellen Licht des Lehrers. Die Stimmen der anderen Praktizierenden verschwanden plötzlich und mein Geist schien leer. Meine vielen Worte, zuvor sorgfältigst vorbereitet, flossen zu einem einzelnen Satz zusammen: „Lehrer, ich weiß nicht, welches ich lernen sollte.“ Immer noch mit dem etwas gesenkten Kopf, schaute der Lehrer mich an und gab auch nur einen einzigen Satz von sich: „Es würde das Beste sein, wenn du Falun Gong lerntest.“ Ohne jegliche Erklärung gab der Lehrer mir nur diesen einen Satz. Wie auch immer, all jene Sorgen in meinem Herzen waren plötzlich weg wie eine Wolke aus Rauch. Aus irgendeinem Grund, den ich nicht erklären konnte, war mein Herz voller Glück und Freude, so als ob ich eine Garantie und Anerkennung bekommen hätte. Mit einem „Dankeschön an den Lehrer“ ging ich weg mit grenzenloser Freude. Es gab da einen einzigen Gedanken in meinem Herzen: „Ich werde mich für dieses hier entscheiden.“ Seitdem war die Idee „den Lehrer zu folgen“ wie ein Samen, der in mein Herz gepflanzt wurde und ich habe nie daran gedacht, ihn aufzugeben.

Wegen der wenigen Teilnehmer kam der Lehrer zu den Praktizierenden als er die Bewegungen zeigte und korrigierte die Gesten jedes einzelnen. Manchmal unterhielt er sich mit Praktizierenden.

Nachdem die Lektionen beendet waren, konnten wir uns zusammen mit dem Lehrer am letzten Tag Photos aufnehmen lassen. Am frühen Morgen stand ich vor der Vordertür und sah die Autos kommen und gehen, vermutete welches Auto den Lehrer dorthin fahren würde. Es war jedoch so, dass der Lehrer plötzlich auf der anderen Straßenseite erschien und allein heraufgelaufen kam. Während der Photoaufnahmen wartete der Lehrer nur still. Wann immer einige Praktizierenden fertig waren, kam er dazu und begab sich unter sie. Ganz gleich, wer auch immer ein Photo haben wollte, der Lehrer lehnte niemals ab.

Das Jahr ging schon seinem Ende entgegen, als dieses Seminar beendet wurde. Trotzdem ging der Lehrer nach Dongying in der Provinz Shandong, um weitere Seminare abzuhalten. Und er ging nicht Heim, um Neujahr zu feiern.

Im Juni 1994 nahm ich am zweiten Seminar in der Stadt Jinan teil. Dieses Mal wurde es in der Sporthalle Huangting in der Jiefangsstraße im Distrikt Lixia durchgeführt. Mehr als viertausend Leute nahmen daran teil und dieses Mal war der Inhalt des Vortrages des Lehrers von allen Seminaren am tiefgründigsten. Damals war mein Verständnis gering. Nach dem ersten Seminartag wusste ich bloß, dass das Fa gut war, aber ich konnte mich nicht an die vielen Schlüsselpunkte erinnern, wie „sich auf eine Schule konzentrieren“ usw. Ich dachte sogar, dass das, was der Lehrer uns zeigte nur ein buddhistisches Qigong war; und ich ging sehr oft in buddhistische Tempel in die Bücherei, um Bücher über Zen und andere buddhistische Schriften zu lesen. Zu Beginn des zweiten Seminartages sprach der Lehrer davon, dass die Zen-Schule in eine Sackgasse gelaufen ist. Ich habe es nicht verstanden. Deshalb, eines Tages vor Beginn des Unterrichtes, als der Lehrer vor der Vordertür der Turnhalle stand, lief ich sogar zu ihm hinauf und fragte: „Die Leere der Zen-Schule scheint begründet zu sein. Warum ist sie schlecht?“ Der Lehrer wurde dann sehr ernst, winkte mit der Hand, und sagte zu mir: „Leg alles von ihnen ab, leg alles ab!“ Nachdem ich dies hörte, dachte ich, wie auch immer, was der Lehrer sagt, muss wahr sein. Später als ich im Zhuan Falun [das Hauptwerk der Lehren des Falun Gong] den Absatz über die Zen-Schule las, verstand ich plötzlich. Wenn ich nun zurückblicke, schäme ich mich wegen der Frage, die ich gestellt habe.

Der Lehrer sagte: „Später wirst du es wissen, du wirst diese Zeit für sehr erfreulich halten.“ (Zhuan Falun, Kapitel 1) Immer wenn ich diese Zeit in mein Gedächtnis zurückrufe, ist mein Herz von Freude erfüllt.

Zum Abschluss möchte ich gerne eines der Gedichte des Lehrers zitieren, um alle zu ermutigen.

Selbst klar im Herzen

Fa erlöst alle Wesen, der Meister lenkt das Schiff
Ein Segel hisst, hundert Millionen Segel ziehen auf
Eigensinn ablegen, das leichte Boot geschwind
Menschenherz gewöhnlich und schwer, schwierig das Meer überquert
Wind und Wolken jäh verändert, als ob der Himmel fällt
Berge stürzen, Meere tosen, grausame Wellen schlagen
Dafa standhaft kultivieren, dem Meister fest folgen
Eigensinn zu schwer, die Richtung verloren
Schiff gekentert, Segel gebrochen, sich selbst erretten
Abwaschen, Erde und Sand, restlos, goldenes Licht scheint
Leben und Tod, spricht nicht durch großes Wort
Schaffen, nicht schaffen, wahres Antlitz sehen
Wenn eines Tages vollendet
Die Wahrheit erscheint gänzlich, die Welt in Staunen

Li Hongzhi
12.10.1999

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