Der Inhaftierung entronnen

[Prima-Sonntag 25.11.01] Würzburg – Vergangenen Donnerstag kamen die acht Deutschen Demonstranten aus Peking zurück, nachdem sie am Dienstag wegen eines friedlichen Appells auf dem „Platz des himmlischen Friedens“ gewaltsam verhaftet und für 22 Stunden in polizeilichen Gewahrsam genommen wurden. Unter ihnen war auch Vitali Uhl aus Würzburg. Der 30jährige deutsche Staatsbürger hat Schlimmes zu berichten. Am eigenen Leibe musste er erfahren, wie brutal und absolut unrechtmäßig in China Falun Gong-Praktizierende verfolgt und diskriminiert werden.

„Das was wir dort erlebt haben, war nur ein Bruchteil davon, was chinesische Praktizierende da erleiden müssen.“

Der Würzburger erzählt nach seiner Abschiebung aus China:„Bei den Verfolgten handelt es sich um tadellos gute Menschen, die einfach nur mit den Prinzipien des Falun Gong versuchen ihr eigenes Leben zu verbessern.“ Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht, sind die Grundlagen der Lehre, nach denen Praktizierende ihr tägliches Denken und Handeln richten. Seit drei Jahren gehört auch Vitali zu ihnen. Er hatte die Unterdrückung in China mit Schrecken verfolgt. Als Freunde von ihm erzählten, dass sie eine Städte-Reise nach Peking gebucht hatten, schloss er sich ihnen an. „Das ganze war eine sehr spontane Aktion“ berichtet er, „wir waren zunächst nur ein kleiner Kreis, dann haben sich ganz schnell Praktizierende aus elf Ländern angeschlossen“. Falun Gong wird mittlerweile in 50 Ländern praktiziert. Wegen seiner enormen Wirksamkeit auf das gesamte Wohlbefinden des Körpers überzeugt es immer mehr Menschen. Sie alle können nicht verstehen, warum die chinesische Regierung diese Bewegung derart massiv bedroht. Mit einer friedlichen Demonstration wollten deshalb einige europäische Praktizierende, darunter die fünf Männer und drei Frauen aus Deutschland ein Zeichen setzen. „Wir waren ungefähr 36 Menschen, die auf dem Himmlischen Platz des Friedens zusammenkamen. Wir standen, einige saßen friedlich und ruhig da.“, so die Schilderung des Würzburgers. Mit sich führten die Demonstranten ein Banner mit der Aufschrift der drei Prinzipien. Nach nur wenigen Augenblicken war die Gruppe von einem Wagenring chinesischer Polizisten umstellt. „Der Tumult dauerte etwa fünf Minuten. Die Polizisten griffen uns an und stürzten sich auf das Banner. Dabei fiel mir vor allem die brutale Vorgehensweise gegen die weiblichen Beteiligten unserer Gruppe auf.“ ,berichtet der Würzburger aufgebracht. „Die Frauen wurden getreten und an den Haaren gezogen.“Vitali selbst hat eine kleine Verletzung am Arm. Er wurde zusammen mit den anderen in die Busse „reingequetscht“ und auf die Polizei geschleppt, wo sie Pässe und Handys abgeben mussten. Dann wurden sie in Zellen gesperrt. „Es war wie in einem Käfig, zwei auf fünf Meter für etwa 25 Menschen“, erinnert sich Vitali.

Den Gefangenen wurde der Kontakt zur deutschen Botschaft verweigert. Versuche mit Handys dort anzurufen wurden gewaltsam abgebrochen. Die Botschaft erfuhr zwar durch einen Anruf bruchstückhaft was geschehen war, jedoch wußte sie nicht, wo die Gefangenen sich aufhielten.

„ Schließlich brachte man uns in ein Hotel, wo wir im Keller in einem Konferenzraum eingeschlossen wurden.“ Die ganze Nacht fanden Verhöre statt. Sie sollten gezwungen werden ein auf chinesisch verfasstes Protokoll zu unterschreiben. „Viele haben sich mutig verhalten und die Unterschrift verweigert“, sagt der 30-jährige. Nach 22 Stunden gewaltsamer Festnahme wurden die Demonstranten schließlich zum Flughafen gebracht und abgeschoben.

Die traditionelle Praxis des Falun Gong, die dem Tai-Chi sehr ähnlich ist, bildete vor einigen Jahren noch einen lebendigen Bestandteil des Lebens vieler Menschen in Asien. Sie besteht aus fünf Übungen, die Körper und Geist harmonisieren sollen. Seit 1999 ist die Ausübung von Falun Gong wegen seiner Popularität in China verboten. Es ist nicht ganz einfach nachzuvollziehen, was daran staatsfeindlich sein soll. Denn den Praktizierenden geht es weder um Religion noch um Politik. „Nach unserer Lehre dürfen wir uns gar nicht im politischen Geschehen einmischen“, informiert Frau Jing Tang-Wiesberg, die hier in Würzburg schon seit einiger Zeit eine kleine Gruppe von Falun-Gong-Interessierten leitet. „Aber wir sind auch keine Sekte. Unsere Treffen sind kostenlos und dienen lediglich dem Erfahrungsaustausch oder dem gemeinsamen Üben“, berichtet sie. „Der Rest ist eine Sache, die nur mit einem selbst zu tun hat.“ Auch Vitali Uhl besucht ab und zu die Gruppe in Veitshöchheim. Er ist von der Meditationsform begeistert: „Ich bin überzeugt, das Falun Gong gut ist und von guten Menschen praktiziert wird. Wir wollen endlich die Unwahrheiten die von der chinesischen Regierung verbreitet wurden aufklären.“

Um der Popularität in der chinesischen Bevölkerung entgegenzutreten, verbreitet die Regierung eine Propaganda, die die Bewegung schlecht machen soll, wie etwa die inszenierten Selbstverbrennungszenen, die über den staatlichen Fernseh-Sender CCTV gesendet wurden. Als Falun Gong 1992 aufkam, erklärte der Staat China es offiziell als „Star Qigong Schule“. Vor der Verfolgung seit 1999 dokumentierte die Zeitschrift „U.S. News and World Report“ den phänomenalen Aufschwung von Falun Gong und bemerkte, dass die chinesischen Autoritäten sehr positiv dazu eingestellt waren, da der Staat pro Jahr Millionen an Krankenkosten sparte. Heute werden die Anhänger vom „Büro 610“, das direkt der chinesischen Regierung untersteht, verfolgt, tyrannisiert, misshandelt und getötet. Die offizielle Todesliste weist derzeit mehr als 300 Tote auf. 100 Millionen Menschen auf der ganzen Welt praktizieren derzeit Falun Gong.

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