Erlebnisse bei der Verhaftung auf dem Tiananmenplatz

Unsere Erlebnisse spiegeln eigentlich nur die Spitze des Eisberges wieder, was in China seit über 2 ½ Jahren für Unrecht und unvorstellbare Grausamkeit an unschuldigen friedlichen Menschen begangen wird. Praktizierende aus 11 verschiedenen Ländern trafen sich am 20. November 01 um 14 Uhr Pekinger Zeit auf dem Platz des Himmlischen Friedens, um friedlich auf die ernsthafte Lage der Falun Gong Praktizierenden in China aufmerksam zu machen.

Als wir in kleinen Gruppen auf dem Platz ankamen sammelten wir uns vor der Fahne. Einige kannte ich noch nicht, viele hatte ich vorher schon mal auf anderen Veranstaltungen gesehen und kennen gelernt. Schon bald waren wir eine große Gruppe von ca. 36 Praktizierenden und machten erst einmal Touristenphotos und stellten uns in vier Reihen hintereinander auf. Im Hintergrund war das Mao-Bild.

Es ging ziemlich schnell und schon kam das vereinbarte Startsignal und wir setzten uns, um aufrichtigen Gedanken auszusenden. Die letzte Reihe blieb stehen und zog in Windeseile einen großes Transparent hervor: Truth, Compassion, Tolerance. Es dauerte nur wenige Sekunden schon kamen die Polizeiwagen und Busse lautstark hupend herangefahren und umringten uns, sodass wir nach Außen hin abgeschirmt waren. Viele Passanten hatten sich um uns herum versammelt, jedoch wurden sie von der Polizei verscheucht. Ich saß im Lotussitz, hatte die Augen geschlossen und hörte wie die Polizisten, die ersten von uns in die Busse verfrachten. Obwohl das chinesische Versammlunggesetz vorsieht, dass bei unerlaubten Versammlungen versucht werden sollte, diese friedlich aufzulösen, war in unserem Fall davon nicht die Rede. Die Polizei hatte nicht einmal versucht unseren Appell friedlich aufzulösen. Sie hatten von vornhereindie Absicht uns in die wagen zu schaffen.

Erst versuchten sie meinen Mann fortzuschaffen, zogen und zerrten an ihm. Als sie es jedoch nicht schafften, ließen von ihm ab und kamen zu mir. Erst redeten sie auf mich ein, tätschelten die Schulter. Ich blieb ruhig bewegte mich nicht. Dann wurden sie ungeduldig und grob und fingen an an mir rumzuzerren. Trotz aller Bemühungen schafften sie es nicht, meine Beine zu lösen und mich zu bewegen, also packten sie mich unter den Armen und hoben mich so in den Wagen, immer noch im Lotussitz. Ich sah, wie sie bereits andere Praktizierende eingeladen hatten und stemmte mich mit aller Kraft an der Tür ab. Ich war erstaunt, wie leicht es mir fiel und wie viel Kraft es die Polizisten/innen kostete mich einzuladen.

Sie zerrten mich mit aller Gewalt und Anstrengung Stück um Stück weiter in den Wagen, wobei meine Beine immer wieder an die Sitze gestoßen wurde und mir an den Beinen, wie ich später feststellte, blaue Flecke zuzog. Ein Fenster stand auf und ich wollte gerade herausklettern, da wurde ich von Polizisten wieder hereingezerrt. Als wir nach und nach alle eingeladen waren, teilweise ging es sehr gewaltätig zu, fuhren die Polizeibusse los. Später erfuhr ich, dass einige geschlagen, getreten wurden, manche wurden an den Haaren gepackt und ins Auto geschleift.

Wir fuhren nicht lange, dann kamen wir auf der Polizeidienststelle an. Wir wurden in einen Raum geführt, wo wir von mehreren Polizisten bewacht wurden. Eine Praktizierende aus Australien lag – vermutlich bewusstlos -auf dem Boden. Die Polizei gab uns keine Auskunft darüber, was sie mit uns vorhatte. Die Botschaft wurde von Ihnen auch nicht verständigt. Man ließ uns einfach im Unklaren und mehrere Stunden in diesen Raum eingesperrt. Wir rezitierten gemeinsam das Mantra für die Aufrichtigen Gedanken. Einige Praktizierende, die im Besitz ihrer Handys waren, riefen umgehend ihre Botschaft an. Wir anderen stellten uns so vor sie, damit die Polizisten es nicht bemerken konnten. Dennoch bekamen sie das mit und versuchten uns gewaltsam die Handys abzunehmen, worauf mehr von uns sich schützend davor stellten.

Nach längerem warten, sollten wir dann einzeln verhört werden und unsere Personalien vorzeigen. Ein Praktizierender, der chinesisch spricht, sagte, dass er etwas von „Erziehung“ gehört hatte. Mir lief ein Schauer über den Rücken, es ist schließlich nicht unbekannt, was sich unter dem Begriff „Umerziehung“ bei Falun Gong Praktizierenden verbirgt: Gehirnwäsche, Folter, misshandlungen etc..

Einige gingen dennoch mit, jedoch die meisten Frauen unter uns weigerten sich alleine mitzugehen, worauf sie ihre Personalien an Ort und Stelle vorzeigten. Man hatte den Eindruck als wollten sie uns durch diese Prozedur mürbe machen. Einige wenige weigerten sich die Pässe zu zeigen ohne die Konsularische Vertretung benachrichtigt zu haben. Mein Mann und ich weigerten uns auch. Er saß neben mir auf dem Boden und wurde, als er sich weigerte, von den Polizisten hinterher gezerrt und beschimpft und wir wurden getrennt. Nach einer Weile kamen sie auch zu mir. Ich saß auf dem Stuhl im Lotussitz, da kam ein Polizist und stieß mich an. Erst nur ein bisschen, um mich einzuschüchtern und mir Angst zu machen und dann immer heftiger, solange bis mich schließlich ein Hieb vom Stuhl riss. Er lachte. ich stellte mich auf. Dann kam ein anderer. Sie schauten mich an und beratschlagten, was sie tun sollten. Als mich der Zivilpolizist von ihnen erneut scharf aufforderte, mich auszuweisen, sagte ich zu ihm: „Wenn Sie sagen, dass Falun Dafa gut ist, bin ich gerne bereit meinen Ausweis zu zeigen.“ Er war sprachlos und wurde wütend. Schließlich packten sie mich und zerrten mich zum Flur heraus. Ich wurde von den anderen im Raum getrennt und hörte nur noch die anderen weiblichen Praktizierenden mir hinter herrufen, dass wir zusammen bleiben sollen. Da war es jedoch schon zu spät. Auf dem Flur wurde ich von mehreren Polizisten umringt. Die etwas ratlos waren, wie sie mit mir umgehen sollten, da das Einschüchtern keine Wirkung gezeigt hatte. Ich erzählte ungeachtet der Situation von meinen Erfahrungen mit Falun Gong zu erzählen, erzählte das Falun Dafa gut ist und meine Familie auch schon seit langem davon profitierte.

dann holten sie den Vorgesetzten. Als er kam, wurde ich vermutlich auf seine Anordnung hin in ein Verhörzimmer gestoßen und die Tür hinter mir geschlossen. Ich hatte keine Ahnung, was sie mit mir vorhatten, konnte mir jedoch gut vorstellen, wie chinesische Praktizierende an gleicher Ort und Stelle aufs brutalste zusammengeschlagen werden, wenn sie sich weigerten sich sich auszuweisen. Dann sagte eine Frau: „Du bist nicht kooperativ! Gib uns deinen Pass, du hast gegen chinesische Gesetze verstoßen!“ – Ich frage mich, was sind das für Gesetze, die einen verbieten, ein Transparent mit den Wörtern „Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht“ zu zeigen. Wie kann ein Mensch gegen diese Grundsätze sein. Wie können diese Grundsätze eine Gesetzeswidrigkeit sein.

Insgesamt waren ca. 5-6 Polizisten anwesend, darunter 2 Frauen. Sie redeten von allen Seiten auf mich ein, drohten mir und versuchten mich gegen meinen Willen zu durchsuchen. Ich wehrte ab, in dem ich die Hände vor die Taschen hielt und mich wegdrehte. Dann wurden sie handgreiflich. Zwei Männer und eine Frau hielten mich fest, so dass ich mich nicht mehr bewegen konnte. Ein Polizist wendete den Polizeigriff an und drückte mich zu Boden, bis ich mich nicht mehr rühren konnte. Die vierte, eine Polizisten durchsuchte derweil meine Taschen bis sie meinen Ausweis und mein Buch fand und gewaltsam entriss. Als sie mir die Sachen entwendet hatten, wurde ich zurück zur Gruppe gestoßen. (Am nächsten Tag tat mein ganzer Körper von der groben Behandlung weh, ich konnte meine Arme kaum über den Kopf heben und fühlte mich schwach, weil ich in den 23 Stunden bis auf ein paar Kräcker nichts zu mir genommen hatte.)

Derweil wurden gerade einige Praktizierende (Frauen) unter Schreien in den Keller geführt. Manche hielten sich am Geländer fest. Jedoch konnte man sich aufgrund der vielen Polizisten nicht lange so halten. Nach und nach wurden wir in eine kleine Gefängniszelle gesperrt, man kann es eher als ein Loch mit Eisengitter, wie ein Käfig nennen; vorher wurden sämtliche Handys, restliche Pässe usw. abgenommen.

Später wurden wir in ein Hotel gefahren direkt in der Nähe des Flugplatzes. Wir wurden getrennt in zwei Gruppen, wussten nicht was mit unseren Freunden war. Wir, ca. 18 Praktizierende wurden von ca. 60 Polizisten strengstens überwacht. Wir durften nicht ungefordert aufstehen oder uns frei bewegen, wenn wir auf die Toilette wollten, wurden wir von mindestens zwei Polizisten/Innen begleitet. Wir durften die Türen nicht schließen, obwohl es keine Fluchtmöglichkeit gab und die meisten Türen von Innen ohnehin nicht richtig verriegelbar waren. Einmal waren mind. 4 Polizistinnen auf Toilette. Sie starrten zu mir in die Toilettenkabine und lachten, was äußerst beschämend war. Ich bat sie darum die Türen schließen zu dürfen. Sie lehnten jedoch ab mit der Begründung: „It is for your own safety.“ Ich sagte, dass ich bereits sicher sei und sie entgegneten dann: „This is our job“. Als ich ihnen erklärte, dass der Job von Polizisten sei sich um Verbrecher und Kriminelle zu kümmern und nicht um Menschen, die sich für Menschenrechte in einem Land einsetzen, wo unschuldige Menschen, die an Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht glauben, auf Befehl der Regierung täglich auf grausamste Weise zu Tode gefoltert werden, wehrten sie ab und sie wurden ärgerlich un verunsichert. So war ich gezwungen ich unter diesen Umständen meinen Bedürfnissen nachgehen.

Nach langem Warten wurden wir Einzeln verhört. Mein Mann und ich bestanden darauf gemeinsam zu gehen. Wir wurden nach unseren Daten gefragt, dann machten sie Photos erinnerte mich an Photos für deren Verbrecherkartei. Überhaupt wurden wir seit dem Ereignis auf dem Platz des Himmlischen Friedens ununterbrochen gefilmt und photographiert.

Sie fragten nach Organisatoren etc. und waren mit unserer Aussage nicht zufrieden, weil sie nicht glaubten, dass es unser freiwilliger Wille war, nach Peking zu kommen und uns niemand geschickt hatte. Abschließend forderten sie uns auf, dass Verhör in chinesischer Sprache zu unterschreiben. Als wir uns weigerten, da wir kein Wort lesen konnten und sagte er, er würde es uns übersetzen. Das haben wir natürlich nicht unterschrieben. Sehr viel später wurden wir Mitten in der Nacht zum Hotel gefahren, um unsere Sachen abzuholen. Wir wurden von mindesten vier Polizisten in unser Zimmer eskortiert. Später erfuhr ich das ein einzelner Praktizierender in seinem Hotelzimme brutal verprügelt worden ist.

Wir mussten unser Hotel umgehend verlassen, obwohl es bereits bezahlt worden war. Stattdessen konnten wir nur auf harten Tischen oder Stühlen in dem Hotel am Flughafen schlafen und das auch nur wenige Stunden. Am nächsten Morgen gab es keine Möglichkeit sich frisch zu machen oder zu frühstücken. Wir wurden direkt im VIP-Eingang des Flughafens eingecheckt, damit man uns nicht bemerkte, verbrachten dort noch einige Stunden und wurden dann durch den Flughafen zum Flugzeug geführt. Der obere Bereich des Flughafens wurde komplett leergeräumt, kein Fluggast war zu sehen. Als ich zum Geländer gehen wollte um nach unten zu schauen, wurde ich sofort von mehreren Polizisten zurückgedrängt. Es war eindeutig, dass sie die ganze Sache so unauffällig wie möglich über die Bühne bringen wollten. Im Bus mussten wir auch immer neben einer Polizistin oder einem Polizisten sitzen, so dass man uns von Außen nicht sehen konnte.

Wie wir später erfuhren behauptete die chinesische Regierung, dass sie uns nur solange festgehalten mussten, weil wir keine Pässe bei uns hatten oder sie nicht zeigen wollten. Das ist eine glatte Lüge, mir war kein einziger bekannt, der keinen Ausweis dabei hatte und wenn einer sie nicht zeigen wollte, wurde er innerhalb kürzester Zeit eben mit Gewalt entwendet. Ich bin der Meinung, dass sie uns solange festhielten, weil sie einerseits die Befehle von Oben abwarten mussten und lange Zeit selbst nicht wussten, wie sie mit uns verfahren sollten und andererseits uns einzeln verhören wollten, um mehr über die Aktion herauszubekommen.

Als ich beim Verhör fragte, wann endlich Kontakt mit unserer Botschaft aufgenommen werden würde, sagte mir der Polizist: „Ja, Ja, wir müssen ja Kontakt mit der Botschaft aufnehmen, das ist internationales Gesetz.“ Das war nicht sehr überzeugend, sondern klang eher wie ein Vorwand, eine Ausrede. Ein anderer Polizist erzählte, dass sie schon lange mit der Botschaft Kontakt aufgenommen hatten, jedoch diese kein Interesse daran hätten uns zu sehen. Tatsache war jedoch, dass die Konsularische Vertretung direkt vor der Polizeiwache war und versucht hatte, hereinzukommen, jedoch nicht hereingelassen wurde. Sie hatten sich innerhalb der 23 Stunden mit allen Kräften bemüht uns zu sehen, jedoch wurde ihnen dieses Recht verwiesen und uns einfach belogen.

Ich hoffe, dass auf Grund unseres friedlichen Appels noch mehr Menschen die Lügen der chinesischen Regierung erkennen und mehr gutherzige Menschen heraustreten, um Falun Gong zu unterstützen und den Praktizierenden in China zu ihrem Recht verhelfen. Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht ist für alle Menschen gut.

Nina Gumpold, 28 Jahre aus Berlin

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