Die Reise westlicher Praktizierender zum Platz des Himmlischen Friedens

Ich habe immer eine sehr hohe Meinung von China gehabt. Wenn ich an China dachte, verband ich das mit Begriffen wie Weisheit, Moral, Yin und Yang, Dynastien und alter reicher Kultur, einer Kultur, die uns so viel Weisheit gegeben hat; solche Gedanken habe ich immer in mir getragen.

1995 hatte ich die Möglichkeit, China zu besuchen. Ich kam dort nicht nur mit Praktizierenden in Berührung, sondern auch mit China als Land. Die Reise sowohl als die Kontakte mit dem dortigen reizenden Volk war sehr faszinierend. 1996 besuchte ich China auf eigene Faust und blieb dort für ein halbes Jahr. Meine Beziehung zum Volk als auch zu den Praktizierenden wurden enger. Ich weiß noch, wie ich mir jeden Tag den Zeitpunkt herbeiwünschte, um 7 Uhr auszugehen, um mit den anderen Praktizierenden die Übungen zu machen. Eines Tages bekam ich das Angebot, bei einer Familie von Praktizierenden zu wohnen. Sie waren so liebenswürdig mir Chinesisch beizubringen. Diese Familie wurde für mich wie meine eigene Familie und noch heute bin ich in Verbindung mit ihnen. Das Traurige ist, dass wir uns nicht unter normalen Umständen treffen könnten, um normale Beziehungen als Falun Gong-Praktizierende zu pflegen.

Als Falun Gong plötzlich verboten wurde, und als ich hörte, dass alle diese guten Menschen, die ich kennen gelernt hatte, ihre Arbeitsstellen, ihre Erziehung verloren und dass ihre Familien auseinander gerissen wurden – einige Praktizierende bis zu 18 Jahren Freiheitsstrafen bekamen – dass die Polizei Folterung anwandte, damit die Praktizierenden mit dem Üben aufhörten, konnte ich meinen Ohren nicht trauen. Wir Praktizierende folgten allezeit den Grundsätzen Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht und versuchen immer, unsere Moral zu heben und große Wohltätigkeit zu üben. Wir denken immer zuerst an andere. Warum werden so gute Eigenschaften in China verfolgt? Warum werden Falun Gong-Praktizierende verfolgt? Warum wurde Lehrer Li Hongzhis [Begründer des Falun Gong] Name in den Schmutz gezogen? Wir haben immer geglaubt, dass die Chinesen für das Gute Sorge trügen. Es war, als gäbe man mir einen Faustschlag in den Magen. – Zu der Zeit bekam ich einen Studienplatz, um in China Chinesisch zu studieren. Ich war in China, als die Verfolgung losging und die Praktizierenden gejagt, gefoltert und verfolgt wurden. Ich konnte nicht ruhig zusehen, ohne herauszufinden, was in diesem Land vorging, das sozusagen ein Teil meiner selbst geworden war. Ich traf Praktizierende in Kanton und erfuhr mehr über die schreckliche Lage. Obgleich sie verfolgt wurden, versuchten sie die ganze Zeit, Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht aufrecht zu halten. Ich wurde mit 14 anderen Praktizierenden in einer Wohnung festgenommen und zur Polizeistation gebracht. Mein erster Gedanke war: „Was auch immer hier geschieht, ich werde immer eine Falun Gong-Praktizierende mit großer Tugend bleiben.“ Im nächsten Augenblick dachte ich, dass dies nicht der rechte Ort für mich sei, keiner von uns sollte hier sein. Wir sind alle gute Menschen. Die Welt braucht uns. Nach 15 Stunden erlaubte man mir, die Polizeistation zu verlassen.

Im Herbst 2001 erfuhr ich von der Reise zu Tiananmen-Platz, da ich früher in China gewesen und eingesperrt worden war, dachte ich nicht mehr an die Reise. Aber eines Nachts träumte ich, dass mich jemand fragte: „Willst du mit nach Bordeaux kommen?“ Ich war überrascht und ärgerlich. Ich fragte mich, was ich in Bordeaux sollte? Aber die Stimme sagte weiter: „Denk nicht mehr dran! Es ist genug, dass Du eine Sache gut machst.“ Ich machte mir klar, dass es sehr wichtig für mich sei, jeden Schritt wohlüberlegt, sicher und entschieden zu machen. Im letzten Augenblick entschloss ich mich, zu gehen und an dieser Demonstration teilzunehmen. Ich fand es sehr wichtig, nicht länger passiv dem Geschehen zuzusehen. Ich verstand, dass diese Gelegenheit für mich gemeint war. Was wir vorhatten zu tun, war das Schönste, an welchem ich je teilgenommen hatte und ich beantragte ein Visum. Alles ging reibungslos, ich erhielt sowohl das Visum als auch eine Fahrkarte – alles in einer Woche!

Wir erreichten Peking am Samstag Morgen des 17. November 2000. Ich merkte sofort, dass die Atmosphäre in Peking fremd war. Später als ich einige Freunde traf, bemerkte ich, dass das, was ich dachte, wahr war. Jiang Zemin und seinen Gefolgsleuten war es gelungen, das Volk zu unterdrücken. Jiang Zemin war es gelungen, fast eine ganze Nation dazu zu bekehren, dass das, was er tat, richtig sei. Seiner Ansicht nach ist es Recht, gute Menschen zu foltern und zu töten und Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht abzuschaffen. Das Schlimmste war, dass diese Menschen die Wahrheit nicht kannten, sie wussten nicht, dass sie an dem, was geschah, beteiligt waren – da sie passiv „Farbe bekannten“. Sie kannten nicht einmal Falun Gong! Was sie taten war, den Menschen zu verbieten, gute Menschen zu sein. Das ist nicht nur eine Angelegenheit Chinas, sondern die Angelegenheit von uns allen, der ganzen Welt. Es ist wichtig, dass wir füreinander Sorge tragen. Es war sehr erschreckend für mich, als ich mir das klarmachte. Ich weinte innerlich, weinte um alle menschlichen Wesen, die Gelegenheit verlieren würden, wenn ich nicht aufstehen und für Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht eintreten würde. Mir wurde klar, dass dies eine Notlage war. Meine Freunde, die vorher gut praktiziert hatten, waren nun passiv und ängstlich geworden nach zwei Jahren „Gehirnwäsche“. Ich verließ meine Freunde mit traurigem Herzen. Während der drei Tage vor der Demonstration musste ich eine Menge Dinge aufgeben: Ich musste meine Illusion vom alten China aufgeben und dass dort noch die Tugend herrschte. Chinas einzige Hoffnung waren alle die Menschen, die Falun Gong praktizierten, die, die aufs Neue gezeigt haben, wie wichtig es ist, eine hohe Moral zu haben.

Aber diese Menschen werden nun verfolgt. Wie lange werden sie fähig sein, stand zu halten? Ich hatte ernsthaft zu China aufgesehen und gehofft, dass es eine Vorbild-Rolle für den Westen spielen könnte. Als ich das erkannte, entstand in mir ein starkes Gefühl von ungeheurer Barmherzigkeit. Das war wie eine Kraft, die die ganze Welt umarmte, dass das Leiden der gesamten Menschheit erkannte und es wollte den Menschen helfen, Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht zu spüren.

Als der Dienstag herankam und wir auf den Tiananmen-Platz zugingen, hatte ich „Schmetterlinge im Bauch“ . Ich war ein bisschen verwirrt. Aber je näher wir dem Platz kamen, umso entschlossener fühlte ich mich in Herzen. Ich hatte das Gefühl, dass sich die Zeiten bald ändern würden. Heute würden alle Augen auf den Osten gerichtet sein. Heute würden wir mit Praktizierenden aus aller Welt zusammen an der friedlichen Demonstartion auf dem Tiananmen-Platz teilnehmen. Ein Lächeln zog über mein Gesicht, als ich sah, wie uns die anderen Praktizierenden auf dem Platz erwarteten.

Als wir uns setzten, um starke, aufrechte Gedanken auszusenden, merkte ich nicht, dass die Polizei kam. Aber dann hörte ich von weit her Stimmen und sah auf. Die Praktizierenden um mich herum waren verschwunden. Ein vorübergehendes Gefühl von Verlassenheit überkam mich, aber dann fuhr ich fort, starke rechte Gedanken auszusenden (wobei ich aufrechte und wahre Gedanken beibehielt und Falun Gong-Verse rezitierte). Ich saß mit einem anderen Praktizierenden Arm in Arm. Als sie versuchten, ihn wegzuziehen, zogen sie auch mich. Wir sandten unaufhörlich rechte Gedanken aus. Das Merkwürdige war, dass sie uns für eine lange Zeit nicht in den Polizeiwagen bringen konnten. Aber ein kurzer, zweifelnder Gedanke bewirkte, dass ich den Wagen geschubst werden konnte. Als der Wagen über den Platz fuhr, öffnete ich das Fenster und rief laut: „Falun Gong ist gut!“ auf Chinesisch. Ich wollte, dass alle Menschen die Chance bekämen, zu erfahren, wie gut Falun Gong ist. Ich wünschte, dass mir mehr Zeit gegeben wäre, um auf dem Platz zu zeigen, was Falun Gong mir gegeben hat. Wie ich von einer selbstsüchtigen Person zu einer, die zuerst an andere denkt, geworden bin und dass es viele Praktizierende im Westen gibt. Aber die Zeit dazu war vorüber und ich saß in einem Polizeiwagen.

Aber auf der Polizeistation erfuhr ich erneut, was das Wort Barmherzigkeit bedeutet. Ich wollte Euch sagen, dass Ihr die Tür zum Gutsein nicht zumachen sollt. Es ist richtig, vor Euch zu sagen, wagt es, gut zu sein und die Freude zu empfinden, die es um Dich her verbreitet. Verliert nicht die gute Gelegenheit, die Tür ist offen für Dich. Mein Herz war so groß, dass es bis nach draußen vor der Polizeistation reichte und die Menschen draußen erreichte.

Nach meiner Rückkehr wurde ich vom schwedischen Morgenfernsehen interviewt und sie fragten mich, ob es sich lohne, nach China zu gehen. Ich sagte zu dem Reporter: „Ich hatte die Wahl, entweder passiv zuzusehen und zu akzeptieren, dass gute Menschen ermordet werden, oder selbst etwas zu unternehmen, und zu zeigen, dass ich es nicht erlaube, so etwas zu tun. Ich bin es ja nicht allein, die das nicht akzeptiert; es gibt viele Menschen in der ganzen Welt, die das auch nicht akzeptieren. Wir wollen alle in Barmherzigkeit leben!“

Ich möchte allen Menschen mit gutem Herzen in der ganzen Welt danken für ihre Unterstützung während der letzten zwei Jahre. Ich danke besonders der Schwedischen Botschaft, dar Außenministerin Anna Lindh und dem Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten für alles, was sie für uns und das chinesische Volk getan haben.

Ich möchte zitieren, was ein Politiker gesagt hat, als er eine Rede zur Unterstützung von Falun Gong zu halten im Begriff stand. Er sagte: „Ich kam die Avenue entlang (Avenue ist eine berühmte Straße in Göteborg), als ich Leute in Weiß und Gelb gekleidet bemerkte. Einen Augenblick vorher war diese Avenue ein Schlachtfeld (am 15.6.2001), da war ein Aufruhr in Verbindung mit dem Gipfeltreffen des Europäischen Parlaments, aber nun herrschte hier Harmonie vor. Ich hörte zufällig, was ein Polizist zu einem Praktizierenden sagte. Er sagte: „Warum seid Ihr nicht eher gekommen?“ Diese Worte „Warum seid Ihr nicht eher gekommen?“ fielen mir hart aufs Gemüt.“

Zum Schluss möchte ich Euch sagen:
Es ist nie zu spät, ein guter Mensch zu sein. Es ist nie zu spät, für das Gute einzustehen. China, vergiss nie Deine reiche Geschichte, wo Tugend über alles geschätzt war. Vergiss nicht, warum Deine Vorfahren sagten: „Das Gute wird mit Gutem belohnt und dem Bösen wird mit Bösem begegnet.“

Anne Hakosalo
Schwedische Praktizierende

Quelle:
http://www.clearharmony.net/articles/2073.html

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