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In einem von Deutschland aus verbreiteten Appell forderten die Demonstranten die Regierung in Peking auf, die Menschenrechte zu wahren und alle in Haft befindlichen chinesischen Falun-Gong-Mitglieder sofort freizulassen. Informierte Kreise erwarteten, dass die Ausländer umgehend abgeschoben werden, die ersten voraussichtlich bereits an diesem Freitag. Die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete, die Gruppe habe «für den bösen Kult agitiert und einen Tumult angezettelt». Sie seien «gerügt, verwarnt, aufgeklärt und humanitär behandelt» worden.
Die Formulierung deutete nach Ansicht von Beobachtern darauf hin, dass Peking den Fall vor dem geplanten Besuch von US-Präsident George W. Bush am kommenden Donnerstag in Peking möglichst reibungslos abwickeln will. «Wenn Bush kommt, wäre das ein großer Störfaktor», sagte ein Diplomat. Bereits am Vortag waren 14 Falun-Gong-Anhänger bei einer Razzia in einem Hotel festgenommen worden. Vier Briten aus dieser Gruppe wurden nach Angaben von Diplomaten am Donnerstag ausgewiesen.
An der Aktion hatten sich nach Falun-Gong-Angaben ursprünglich 80 bis 90 Mitglieder aus 22 Nationen beteiligen wollen. Doch hätten einige kein Visum bekommen. Außer den Deutschen waren unter anderen Amerikaner, Kanadier und Briten beteiligt. In drei bis vier Gruppen starteten sie ihren Protest. Einige liefen über den Platz, wurden aber von chinesischen Sicherheitskräften zu Boden gerissen.
«Wir wollen gegen die Verfolgung von Falun-Gong-Praktizierenden in China protestieren. Hier werden Menschenrechte verletzt», sagte der 45-jährige Heidelberger Hubert Körper, der mit seinen 17 und 22 Jahre alten Töchtern Stefanie und Caroline an der Aktion teilnahm. Mit dem Protest wollten sie auch auf das Schicksal einer ehemaligen chinesischen Studentin der Technischen Universität Berlin aufmerksam machen. Die 31-jährige Xiong Wei sei 1999 nach China zurückgekehrt und am 5. Januar in Peking festgenommen worden, als sie Falun-Gong-Material verteilt habe.
Es war bereits der zweite Protest ausländischer (…)Anhänger in dieser Woche, nachdem am Montag ein Amerikaner und ein Kanadier festgenommen worden waren. Sie waren am nächsten Tag ausgewiesen worden. Erst im November hatten 35 Falun-Gong-Aktivisten aus neun Nationen, unter ihnen auch Deutsche, auf dem Platz demonstriert und waren abgeschoben worden.