Erlebnisse in Peking

Peking, 13. Februar

Am Nachmittag traf ich im Foyer meines Hotels zufällig einen Bekannten. Er informierte mich darüber, dass die Polizei einige Menschen aus ihren Hotelzimmern geholt hatten aufgrund des Verdachtes, dass sie vielleicht Falun Gong Praktizierende seien. Ich wurde sehr wachsam.

etwa um 0:30:

ich saß auf meinem Bett und hörte Schritte vor meiner Türe. Dann ein Schlag. Ein Mann behauptete, er sei mit Polizei hier und forderte mich auf, die Tür zu öffnen. Ich sagte ihm, dass ich nicht sicher sei, ob er mit Polizei da sei. Wieder befahl mir der Mann mit lauter Stimme zu öffnen. Ich weigerte mich und erwiderte, dass ich nichts Falsches gemacht hätte, es gäbe keinen Grund für die Polizei, nach mir zu suchen und dass er mich sofort in Ruhe lassen solle. Er schlug weiter gegen meine Tür und forderte, dass ich öffnen solle. Schnell packte ich meine Sachen in meinen Rucksack. Ich öffnete mein Fenster und sprang auf den Sims des Gebäudes nebenan.

Ich lief den Sims entlang, dann über einige Mauern und Dächer und kletterte schließlich zu Boden. Ich rief ein Taxi, das mich zum Stadtzentrum fuhr.

14. Februar, etwa 13:40

Ich ging auf den Tiananmen Platz durch die Untergrund-Passage. Da war niemand, den ich kannte. Nach einigen Minuten näherte sich mir ein Mann in Uniform, der meine Tasche durchsuchen wollte. Während er sie durchsuchte, packte er plötzlich meinen Arm, und einige andere kamen herzu und packten mich am Hals und meinen Armen. Ich wurde gewaltsam vorwärts gestoßen und geschlagen. Sie hatten mir den Arm umgedreht und ich wurde gegen meinen Willen grob in einen Transporter befördert.

Ich wurde zu einem Ort gefahren, der eine Polizeiwache zu sein schien. Ich wurde hinein gebracht. Sie verdrehten mir wieder meinen Arm und zwangen mich gegen meinen Willen, mich vorwärts zu bewegen. Mein Rucksack, Brieftasche, und fast alle meine Sachen wurden mir gewaltsam weggenommen. Schließlich setzte ich mich auf den Boden. Ich konnte beobachten, wie mehrere Menschen herein gezerrt und geschoben wurden, Leibesvisitationen unterworfen wurden, fotografiert, und auf den Boden geworfen wurden, angeschrieen, geschlagen, getreten, auf sie drauf getrampelt wurde. Ich sah ein junges Mädchen mit zerkratztem Gesicht und blutender Nase. Von vielen war die Kleidung zerrissen, und sie wiesen an verschiedenen Körperteilen Hautabschürfungen auf.

Mir wurde befohlen, aufzustehen. Als ich sitzen blieb, packten mich mehrere Polizisten an meinen Oberarmen und rissen mich gewaltsam hoch. Sie traten gegen meine überkreuzten Beine, damit ich sie aus der Lotussitzhaltung herausnehme. Sie schleppten mich in einen anderen Raum. Dann kam ein anderer Polizist zu mir, schrie mich an und schlug mir einige Male ins Gesicht. Nach dem ich ungefähr 30 – 40 Minuten in der Wache gewesen war, wurde ich in einen wartenden Bus gezerrt. Als er mit Verhafteten voll besetzt war, fuhr er mit hoher Geschwindigkeit davon.

Dann wurde ich in eine Haftanstalt gebracht. Drinnen wurde ich gegen meinen Willen durchsucht und von einer Gruppe von Polizisten für ungefähr eine Stunde verhört. Der für mich zuständige Polizist hatte die Nummer #012965. Auf Toilette durfte ich nur mit geöffneter Tür und unter direkter Aufsicht. Man drohte mir, ihren Anordnungen nachzukommen und ihre Fragen zu beantworten. Ich fragte danach, das Konsulat zu benachrichtigen. Das wurde abgelehnt. Hier wurden mir die meisten meiner Sachen abgenommen und ich habe sie seitdem nicht mehr wieder gesehen.

Dann wurde ich zu einem Raum gebracht, wo auch noch ungefähr 20 andere festgehalten wurden. Die Fenster waren geschlossen und die Polizisten im Raum rauchten heftig, oft bliesen sie den Rauch zu uns hin. Es war eine sehr bedrückende Atmosphäre. Die Gruppe mit mir wurde in diesem Raum für ungefähr 18 – 20 Stunden festgehalten (einige
wurden weggebracht, und einige von ihnen kamen danach nicht wieder zurück).

Während der Nacht forderten immer wieder einmal einige aus der Gruppe ihr Recht, ihr Konsulat zu benachrichtigen. Dafür wurden einige geschlagen, zu Boden geworfen, am Boden festgehalten, und sie trampelten auf ihre Körper oder Glieder oder drückten sie mit Knien zu Boden.

Danach verweigerten wir uns als ganzer Gruppe ihrem Befehl, aufzustehen und aus dem Raum hinauszugehen. Die Polizei wurde sehr gewalttätig und begann uns unter Schlägen, Ohrfeigen, und Tritten zu trennen und uns weg zu schleppen. Bei manchen knieten sie sich auf den Körper. Ich wurde mehrere Male getreten und geschlagen. Ich saß neben einer schweren Tür. Der Polizist #012965 öffnete die schwere Tür und schlug sie gegen das Knie einer neben mir sitzenden Frau. Als ich mich in den Weg setzte, wurde ich auch mit der Tür geschlagen. Schließlich wurde ich von mehreren Polizisten gewaltsam weg gezerrt und zu einem Platz gebracht, auf dem viele Menschen sehr grob behandelt wurden, herumgescheucht und angeschrieen wurden. Mir wurde befohlen, mich mit dem Gesicht zur Mauer zu stellen, und als ich dem nicht nachkam, wurde mein Kopf mit Gewalt zur Mauer gedreht.

Dann wurde ich von einer Gruppe von Polizeioffizieren auf einen Transporter geschleppt. Ich fragte nach meiner Jacke, meinen Schuhen und anderen Sachen, die mir abgenommen worden waren. Sie lachten nur und ich bekam meine Sachen nicht. Als ich im Transporter etwas sagen wollte, drehte sich ein junger Polizist herum, schrie mich an und schlug mir mehrere Male ins Gesicht. Dann wurde ich zu einem Flughafen gebracht. Ich wurde aus dem Transporter heraus und in den Zugangsschlauch zu einem Flugzeug geschoben.
Beim Eingang zum Flugzeug wurde ich zu Boden gestoßen und mir wurde befohlen, herein zu kommen. Ich stand auf und forderte meine Sachen, mein Flugticket, meine Schuhe. Ich wurde mit Gewalt durch die Türe des Flugzeugs geschoben. Als ich weiter meine Sachen zurück forderte, wurde ich wieder heftig herumgestoßen. Ich schlug gegen die Bordwand und gegen einen eintretenden Passagier.

Ich flog nach Moskau ohne meine in folgender Liste aufgeführten persönlichen Sachen. Sie
waren mir von den chinesischen Behörden gestohlen worden:

1. Das Buch „Zhuan Falun“
2. Kamera (Fotojoker) F7 490 Seriennummer: #0000029289
3. Kamera-Film
4. CD Player (Philips)
5. 12 CD&#039s
6. Kopfhörer (Panasonic)
7. Kassettenrecorder/player (Sony)
8. Flugticket (Beijing-Moskau / Moskau-Warschau)
9. Taschenlampe (Maglite)
10. Fleece-Jacke (beige und schwarz, Mountain Equipment Co-op)
11. Unterhemd (schwarz, North Face)
12. Schuhe (schwarz, Hunter&#039s Bay, Größe 9.5)
13. Fleece-Nackenwärmer (MEC)
14. Telefon-Ladegerät (Nokia)
15. Stromspannungs-Adapter

Das Flugzeug landete in Moskau. Ich hatte keine Schuhe, keine warmen Kleider, kein Flugticket. Ich verbrachte ungefähr 18 Stunden im Sheremietievo Flughafen in Moskau. Ich schlief auf Betonboden. Die netten Leute von Aeroflot gaben mir schließlich einen neuen Bordpass für einen Flug nach Warschau für den 16. Februar um 10:30.

Am 16. Februar um 11:00 kehrte ich nach Warschau zurück.

Ich ging zu einem Arzt, um meine Verletzungen zu feststellen zu lassen, und der Bericht wurde in einer Akte dokumentiert. Adresse: Centrum Medyczne Al.Jerozolimskie 65/79 02-697 Warszawa, Tel:458-70-00. Arzt: Dr. Janusz Szopinski.

Übersetzung eines Ausschnittes aus dem medizinischen Bericht:

„Ärztliche Untersuchung:
Zahlreiche blauen Flecke und Hautabschürfungen wurden am Kopf, beiden Armen und Beinen festgestellt.“

Tom Ozimek

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