Augenzeugenbericht von Shenli Lin

Hallo alle,

meine Name ist Shenli Lin. Ich war zwei Jahre lang „Gefangener aus Glaubensgründen“ in China. Mein „Verbrechen“ war, dass ich meinen Glauben an die Grundsätze von „Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht“ nicht aufgab.

Hier ist meine Geschichte: Am 22. Dezember 1999 gingen meine frisch verheiratete Frau, Li Jinyu, und ich in das Pekinger Petitionsbüro, dessen Zweck darin besteht, den chinesischen Bürgern zuzuhören und deren Appelle entgegen zunehmen. Wir wollten bloß der Regierung die wahre Situation berichten, und hofften, dass sie die Misshandlung der Falun Gong Praktizierenden stoppen würde. In trauriger und überraschender Ironie führte unser Appell für Frieden zu einer Verhaftung von uns beiden. Meine Frau wurde innerhalb 48 Stunden zurück nach Kanada abtransportiert, da sie kanadische Staatsbürgerin ist, aber ich wurde unverzüglich für 17 Tage eingesperrt.

Einen Monat später ging ich einen Falun Gong Praktizierenden besuchen, wurde jedoch verhaftet, bevor ich überhaupt sein Haus betreten konnte. Die Polizei fand heraus, dass ich eine Petition unterschrieben hatte, die sich für einen friedlichen Dialog zwischen den Falun Gong Praktizierenden und der Regierung aussprach, um die Situation zu lösen. Dieses Mal wurde ich, ohne jegliches Rechtsverfahren, zu eineinhalb Jahren Haft in dem Arbeitslager Dafeng der Provinz Jiangsu verurteilt. Die Begründung für den Vollstreckungsbefehl lautete, „illegale Versammlung und Appell für Falun Gong“, ein offensichtlicher Widerspruch zur chinesischen Verfassung, die allen chinesischen Bürgern das Recht zu einem Appell an die Regierung garantiert.

Im Arbeitslager wurde mir auf keine Weise erlaubt, mit meiner Frau in Kontakt zu treten – keine Briefe, kein Telefongespräch – es wurden auch keine Familienbesuche zugelassen. Im Arbeitslager war offensichtlich, dass die Kriminellen mehr Rechte genießen konnten, als die Falun Gong Praktizierenden. Alle für mich bestimmten persönlichen Dinge wurden durchsucht, bevor sie mir ausgehändigt wurden. Manchmal wurden gutgemeinte und persönliche Brief von Freunden und Familienangehörigen konfisziert und zurückgeschickt. Andere Haftinsassen eskortierten mich jedesmal, wenn ich zu den Männersanitärräumen musste.

Ich verlor alle Freiheiten und sogar die Privatsphäre. Ich wurde gezwungen, täglich auf einem schmalen Hocker von 7 Uhr morgens bis 9 Uhr Nachts zu sitzen, ausgenommen die Tage, an denen ich harte Arbeit verrichten musste. Mir wurde nicht erlaubt, frei zu sprechen, wenn ich auf dem Stuhl saß. Der Holzschemel war ca. 45 x 120 x 45 cm groß. Nach mehreren Tagen spürte ich stechende Schmerzen im Rücken, den Füßen und im Gesäß, mir wurde jedoch nicht erlaubt, mich zu bewegen oder aufzustehen. Nach einer Weile platzte die Haut auf meinem Gesäß auf und wurde wund. Ein Gemisch aus Hautabschürfung und Blut sickerte durch die Hose auf den Sitz.

Im Arbeitslager unterzogen die Beamten mich routinemäßig der Gehirnwäsche, indem sie mich zwangen, die Verleumdungsfilme gegen Falun Gong anzusehen, und verfälschtes Material über Falun Gong zu lesen, das von den staatlich kontrollierten Medien produziert war, und das voll von Lügen und erfundenen Geschichten war. Falls ich mich weigerte, Falun Gong zu verleugnen, wurde den Zelleninsassen befohlen, mich zu schlagen.

Dann musste ich auf dem Land arbeiten, Holz schlagen, und Gemüse anzubauen. Später wurde ich gezwungen, mindestens 13 Stunden täglich zu arbeiten, Leder-, Basket- und Spielbälle zu produzieren. Oftmals wurde die Zeit auf 15 Stunden ausgedehnt. Mir wurde keine Erholung nach der Arbeit gegönnt. Um die Bälle anzufertigen, musste ich Löcher ausstanzen und Lederstreifen zusammen binden.

Die intensiven und langen Stunden der harten Arbeit verschlissen meinen Körper in hohem Maße. Nach ein paar Tagen riß die Haut meines Gesäßes, meiner Brust und meines Rückens auf und infizierte sich. Meine Unterhosen, Shirts und Hosen waren durchtränkt von einem Gemisch aus Eiter und Blut. Als Folge konnte ich mich nicht hinsetzen, wenn ich zum WC ging, oder auf dem Rücken schlafen, wegen der starken Schmerzen. Ich musste Toilettenpapier benutzen, um die Flüssigkeiten auf meiner Haut aufzusaugen. Wenn ich manchmal versuchte das Papier abzunehmen, oder meine Hosen auszuziehen, zog ich manchmal Hautstücke mit ab. Die Haut aller meiner Finger war auch aufgeplatzt, und wund vom endlosen, stundenlangen Fäden ziehen für die Lederbälle.
Das Nähzeug war bedeckt von einer Wachssubstanz, von der bekannt war, dass sie schädlich für Menschen ist, aber dies kümmerte das Personal des Arbeitslagers nicht, und ich musste mit großer Kraft fortfahren, mit bloßen Händen die Nadeln durch die Lederstücke zu stechen.

Als die 1 ½ jährige Arbeitslagerstrafe um war, war ich vorbereitet, nach Hause zu gehen, und meine Familie war bereit, mich nach Hause zu bringen. Die Behörden verlängerten jedoch meine Haft willkürlich um sechs Monate, weil ich meinen Glauben nicht aufgegeben hatte. Am Ende der zwei Jahre setzte ein Beamter seine psychische Folterungen an mich fort und drohte: “Wenn wir dich in ein Gefängnis überweisen wollten, und dich für weitere drei Jahre einsperren wollten, wäre das kein Problem für uns“.

Ich wurde schließlich nach zwei Jahren Haft entlassen, dank der unermüdlichen Anstrengungen meiner Frau, meinen befreundeten Falun Gong Praktizierenden, Mitgliedern des kanadischen Parlamentes, Hr. Irwin Cottler, Amnesty International Kanada, der kanadischen Regierung, und allen anderen gutherzigen Kanadiern und Leuten in der ganzen Welt.

Was mir passierte, sollte vor allem überhaupt niemals passieren können, aber die traurige Wahrheit ist, dass meine Geschichte nur eine von mehreren Hunderttausenden anderer Menschen ist, die nichts anderes getan haben, als zu versuchen, ein wahrhaftiger, barmherziger und toleranter Mensch zu sein. Die Verfolgung des Falun Gong durch Jiang Zemin und sein Regime ist eine Verletzung der chinesischen Verfassung, internationaler Gesetze und fundamentaler menschlicher Freiheit. Seine neue Anordnung „Töten ohne Gnade“ könnte zum Tod von vielen unschuldigen Menschen führen.

Deshalb rufe ich alle Regierungen, alle Nicht-Regierungs-Organisationen und alle gutherzigen Menschen auf, Aktionen zu ergreifen, ähnlich wie es die Kanadier taten. Eure Rufe nach Gerechtigkeit und vernünftigen Forderungen werden tatsächlich wirken. Falls ihr euch alle für die unschuldigen Falun Gong Praktizierenden in China einsetzt, kann Jiangs Autorität nicht die Verfolgung weiter fortführen. Eure Worte und Handlungen können Leben retten.

Ich möchte auch meinen Dank der Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen aussprechen und besonders Fr. Mary Robinson.

Vielen Dank

Shenlin Li

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