Brief von Zhao Ming an den Premierminister von Island

Ming Zhao
Computer Science Department
Trinity College Dublin
Ireland

30. August 2002

Herrn David Oddsson,
Premierminister von Island
Stjornarradshusinu vid Laekjartorg
150 Reykjavik
Island

(Clear Harmony)

Sehr geehrter Premierminister,

Mein Name ist Zhao Ming. Ich bin Student am Trinity College in Dublin und mache gerade meinen Master in Computerwissenschaften. Ich schreibe in der Hoffnung, Ihnen durch meine persönlichen Erlebnisse während der Verfolgung als Falun Gong Praktizierender einen neuen Blickwinkel im Dialog mit Falun Gong Praktizierenden zu ermöglichen.

Ende 1999 kehrte ich während der Weihnachtsferien von Dublin nach China zurück. Während der Ferien ging ich zum zentralen Petitionsbüro, um für Falun Gong einzutreten, da ich über Jahre von der Praxis nur profitiert hatte, Chinas Regierung es aber im Juli 1999 verboten hatte. Die Polizei sperrte mich jedoch trotz dieses völlig legalen und friedlichen Appells ein und konfiszierte meinen Pass. So war es mir nicht möglich, wieder nach Irland zurückzukehren und mein Studium fortzusetzen. Ich wurde in meine Heimatstadt zurückeskortiert und dort aus der Haft entlassen. Aber im Mai 2000 wurde ich wieder verhaftet, als ich meinen Freund, einen Ph.D. Studenten an seinem Wohnort besuchte. Da wurde ich dann auch ins Arbeitslager überwiesen und dort für über 22 Monate festgehalten, bis ich jetzt im März dieses Jahres freigekommen bin.

Im Arbeitslager in einem Stadtteil von Peking wurde ich von den Polizeiaufsehern furchtbar misshandelt mittels Foltermethoden wie Schlafentzug, Schläge, in geduckter Position viele Stunden verharren und Elektrostößen. 10 Haftinsassen schlugen mich einmal zusammen, unter dem Befehl der Lageraufseher, wodurch im am ganzen Körper blaue Flecken bekam und zwei Wochen lang nicht mehr gehen konnte.

Zwei Wochen vor meiner Entlassung bekam ich Schläge von 5 Polizisten und 6 Elektroschockgeräten, während ich auf einem Bett festgeschnallt war. Über zwei Wochen hinweg musste ich pro Tag 10 Stunden in der geduckten Haltung verharren und durfte nur 1-2 Stunden ausruhen. Als Nachwirkung dieser Tortur kann ich noch heute meine Füße und Beine nicht richtig spüren.

Durch die Anstrengungen, die der irische Premier, der irische Außenminister, Amnesty international, UN-Hochkommissarin Mary Robinson und einige Mitglieder der Europaparlamentes, unternahmen, konnten sie meine Entlassung und Rückkehr nach Irland im März diesen Jahres erwirken. Ich habe mein Studium jetzt abgeschlossen. Und ich habe meine komplette Freizeit dazu verwendet, der westlichen Welt diese bösartige Verfolgung, die in China stattfindet, zu offenbaren und die Menschen um Hilfe zur Beendigung dieser Verfolgung zu bitten.

Im Juni, als der chinesische Präsident Jiang Zemin Irland besuchte, flog ich nach Reykjavik um gegen die von Jiang diktierte Verfolgung zu demonstrieren. Als Student konnte ich mir den Flug nicht leisten. Mitpraktizierende zahlten mir die Reise. Ich ging nach Reykjavik um Jiang Zemin zu zeigen, dass aufrichtiger Glaube niemals geändert werden kann und eine aufrichtige Stimmer niemals unterdrückt werden kann. Ich ging auch nach Island zum Wohle der isländischen Bevölkerung. Ich wollte die Isländer über die Bösartigkeit von Jiang unterrichten.

Was ich in China miterleben musste, war kein Einzelfall, durchgeführt von einem einzelnen Polizisten, sondern die allgemeine Situation in ganz China, die von der Polizei unter Order Jiangs systematisch durchgeführt wird. Anfang dieses Jahres gab er die Order heraus: „Tötet sie ohne Gnade.“ Jiang ist letztendlich verantwortlich für die Verfolgung.

Jetzt fährt das Regime Jiangs nicht mit Panzern auf den Platz des Himmlischen Friedens oder tötet die Menschen mit Maschinenpistolen wie 1989. Aber diese Verfolgung von Falun Gong Praktizierenden ist brutal, gewalttätig und besitzt großes Ausmaß. Allen Praktizierenden in China, das sind 100 Millionen, wurde ihr Recht auf Glaubens- und Versammlungsfreiheit genommen, und sogar ihr Leben und ihre Freiheit. Bezieht man ihre Angehörigen mit ein, leiden eine sehr großes Anzahl Menschen darunter. Die Anzahl der Todesfälle, die bekannt sind, beläuft sich inzwischen auf 462 und erhöht sich jede Woche. Die wirkliche Zahl wird weit höher vermutet, nicht unter der des Massakers auf dem Tiananmen 1989. Ich habe auch gehört, dass mein guter Freund und Schulkamerad Jiang Yuan unter ihnen sein soll. Er soll letztes Jahr in seiner Heimatstadt in der Provinz Gansu zu Tode gefoltert worden sein. Vor einem Monat habe ich gehört, dass mein Freund Chentao Lin mit Elektroschocks bis zur Bewusstlosigkeit getrieben worden ist. Er befindet sich immer noch in dem Arbeitslager, in dem auch ich war.

Nachdem ich diese Grausamkeiten persönlich erleben musste, kann ich sagen, dass dieses Fortdauern der Verfolgung wirklich unmenschlich und vollständig bösartiger Natur ist. Alles, was die Verfolger damit erreichen wollen, ist nur, dass die Praktizierenden ihren Glauben an Falun Gong aufgeben. Wurde irgendein Praktizierender erfolgreich dazu gebracht, unter der Folter seinen Glauben zu widerrufen, was natürlich gegen seinen wahren Willen erfolgte, sind sie zufrieden und holen einen Reporter, der diesen Widerruf aufnimmt und der ganzen Nation im chinesischen Zentralfernsehen zeigt. In den Nachrichten von CCTV wird regelmäßig davon berichtet, um die Verfolgung zu rechtfertigen. Das ist aber alles fabriziert und täuscht die Menschen im ganzen Land. In Wahrheit verletzen die Verfolger das chinesische Gesetz.

Jiang versucht jetzt sogar, diese Verfolgung auf die ganze Welt auszudehnen. Er benutzt dazu die selben Tricks und Lügen vor westlichen Regierungen, um Falun Gong Praktizierenden auch dort die freie Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit zu nehmen. Sie können sich das gar nicht vorstellen, dass ein Regierungschef eines großen Landes sich auf eine so schamlose Weise verhalten kann. Aber es ist die Wahrheit. Es handelt sich dabei um keine rationelle Person mit normalem Verstand. Die letzten drei Jahre haben gezeigt, dass wir friedliche Menschen sind; wir sind für niemanden eine Gefahr, auch nicht für eine Regierung. Wir haben trotz der Tortur und Morde, die wir erlitten haben, nie Gewalt angewandt. Es gibt keinen einzigen Grund, die solch ein Vorgehen gegenüber unschuldigen Menschen rechtfertigen kann. Der einzige Grund für diese Verfolgung ist, dass Jiang wirklich bösartig ist!!

So war ich wirklich bestürzt, als ihre Regierung im Juni den friedlichen Falun Gong Praktizierenden die Einreise nach Island verweigert hat, während sie diesen Mörder, an dessen Händen das Blut chinesischer Bürger klebt, willkommen geheißen haben. 1989 verurteilten alle westlichen Staaten das Massaker auf dem Tiananmen und beendeten die Kommunikation mit diesem chinesischen Staatschef. Jetzt hat Jiang diese Position inne, denn er unterstützte dieses Massaker. In wenigen Jahren ist Jiang von Menschenrechtsorganisationen zur No.1 bei der Verletzung der Menschenrechte weltweit ernannt worden. Die Unterdrückung und brutale Verfolgung von Falun Gong ist komplett von ihm diktiert.

Ich glaube, ihr Verhalten diesbezüglich, als Führer eine Nation, die für ihre Demokratie und niedrige Kriminalitätsrate bekannt ist, wurde durch die Betrügereien des Jiang Regimes und durch das nicht wissen der Wahrheit verursacht. Es ist jetzt die richtige Zeit dafür, über das Ganze noch einmal nachzudenken und den Schaden wieder gut zu machen. Ich glaube, das ist auch der Wille der isländischen Bevölkerung.

Herr Premierminister, das ist wirklich eine ernsthafte Angelegenheit. Bitte lassen Sie sie nicht unberichtigt vorbeiziehen, das würde Ihr Ansehen und das Ihres Landes beschädigen.

Hochachtungsvoll
Ming Zhao


Englische Version unter: http://clearharmony.net/articles/6752.html
Original vom: 01.09.02
Übersetzt am: 04.09.02

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