Brief an den Schweizer Generalkonsul in Hongkong

(Clear Harmony)

Sehr geehrter Herr Generalkonsul,

Im Sommer wurden wir in einem spektakulären Prozess in Hong Kong schuldig gesprochen. Wir, das sind sechzehn Falun Gong Praktizierende, die am 14. März 02 vor der Liaison Office den friedlichen Hungerstreik gestartet haben. Ich bin einer davon und schreibe stellvertretend für die vier Praktizierenden aus der Schweiz.

Es ist so viel geschehen während und nach dem Prozess, wir haben viele Aktivitäten durchgeführt und sind sozusagen von Pontius zu Pilatus gegangen, um Menschen für den unfairen Prozess zu sensibilisieren. Zwei der sicherlich wichtigsten Besuche waren die beim Katholischen Bischof Joseph Zhen und beim Amerikanischen Konsulat. Von dort haben wir gleich zu Beginn aufrichtige Unterstützung angeboten bekommen. Bischof Zhen, der großes Verständnis für Falun Gong hat und die Gründe der Verfolgung genaustens kennt, hatte im Juni die Schweizerische Bischofskonferenz gebeten, sich für uns einzusetzen, was dann auch prompt geschehen ist. Die Amerikanische Botschaft, besonders ein Herr, der dort für Menschenrechtsreporte in Asien recherchiert, bot uns große moralische Unterstützung.

Und was hat die Schweiz getan? Dort möchten wir uns, vor allem bei Ihnen und bei Frau … für die Unterstützung bedanken, die wir hauptsächlich durch Frau … während des Prozesses und während der Tage nach der Verhaftung im März erfahren durften. Die Frau Bundesrätin hat die Position der Schweiz ausgedrückt durch Ihre große Besorgnis gegenüber Justiz-Ministerin Elsie Leung, auch unmissverständlich dargelegt.

Allerdings gibt es in der Schweiz auch Zweifler an unserer Unschuld. Geschürt hatte dies unter anderem ein Vertreter der Schweiz in China, als er diesen Herbst in der Schweiz auf Besuch war. Bedauerlicherweise mussten wir erfahren, dass er gegenüber Parlamentariern eine Version unserer Schuld vertreten hat. Dies stimmt uns sehr traurig und wir fragen uns, woher er in China zu detaillierten, unzensierten Informationen gekommen ist? Hat er den großen Platz vor der Liaison jemals gesehen? Hat er gesehen wie großflächig die Polizei den Platz danach während mehreren Tagen abgesperrt hat? Weshalb ist er mit uns nie in Kontakt getreten, um unsere Version zu hören? Mit Sicherheit war er durch die verleumderische Medienpropaganda Chinas beeinflusst.

Jetzt aber, wo die Motivation der Hongkong Regierung für die rasche Einführung des Artikels 23, der ganzen Welt auf einem Silbertablett präsentiert wird, müssten diese Zweifel spätestens ausgeräumt sein. Es sollte nun jedermann einleuchten, dass Artikel 23 dazu bestimmt ist, berechtigte Grundlage zur Verfolgung von Falun Gong in Hongkong zu schaffen. Und genau dies ist bereits in unserem Falle vorgezogen worden. Artikel 23 ausgeübt, heißt soviel wie: „sämtliche Beweise der Verteidigung nicht berücksichtigen und in allen Punkten schuldig sprechen!“ Ich nehme an, Sie haben durch die Medien im Sommer auch erfahren, dass Herr Richter Wong seine Haare, für die Zeit des Besuches Jiangs in Hong Kong, rot färbte und was dies bedeutet, bedarf keiner weiteren Erklärungen.

Während Sie in Hong Kong die vielen Aktivitäten, die jetzt geschehen, selber miterleben, lesen wir davon aus den bis jetzt noch nicht der Zensur unterliegenden Medien. Es geschieht nicht wenig und es geschieht begründet. Sollte Artikel 23 in der vorgesehenen Version, wobei lediglich die Oberfläche bekannt ist, eingeführt werden, würde dies ein Schrumpfen der freien Welt bedeuten. Können wir dies verantworten, wo wir doch eigentlich geprägt sein sollten von der Vergangenheit unserer Nachbarn im Norden? Bereits wieder geben verschiedene Geschehnisse, vor denen man jetzt die Augen verschliesst, einem „Ed Fagan“, Anlass zu weiteren Klagen gegenüber ganzen Nationen. Die Pflicht zu handeln, muss wahrgenommen werden, genauso wie sie wahrgenommen würde, wenn es sich dabei nicht um die Großmacht China handeln täte.

Wir hoffen, die Welt schreitet ein. Wir hoffen, dies für viele unschuldige Menschen, seien es nun Falun Gong Praktizierende oder seien es Christen. Es darf nicht Realität werden, dass die Verfolgung, „angeturnt“ durch einen verrückten Machthaber, sich in eine freie Gesellschaft ausbreitet, anstatt dass sie dort, wo sie schon so vielen Menschen das Leben gekostet hat, endlich eingedämmt wird.

Immer mehr Menschen aus Regierungskreisen, aus NGOs usw. erkennen die Ausmaße dieser Verfolgung und stehen auf, um sich klar dagegen auszusprechen, auch in der Öffentlichkeit. Sie haben den unschätzbaren Wert der Prinzipien „Wahrhaftigkeit – Barmherzigkeit – Nachsicht erkannt. Eine Zukunft muss für uns, für unsere Kinder und Enkelkinder lebenswert sein, muss somit bestimmten Gesetzen folgen. Und diese sind mit Sicherheit nicht die willkürlichen Gesetze, die Jiang seit mehreren Jahren seinem Volk aufzwingt. Er und seine Helfer, gehören angeklagt, so wie es in den USA und in Frankreich bereits geschehen ist.

USA: http://www.faluninfo.net/DisplayAnArticle.asp?ID=6518
USA: http://www.faluninfo.net/DisplayAnArticle.asp?ID=6520
FR: http://de.yuanming.info/articles/200212/5753p.html

So wie sich viele Menschen Wachstum der Wirtschaft wünschen, so muss auch die Moral wachsen. Sollte jemand sich ausschließlich dem Wohle der Wirtschaft verpflichtet fühlen, so hat in der jetzigen Situation sogar derjenige einen Grund hervorzutreten und sich gegen den Artikel 23 auszusprechen. Denn die negativen Einflüsse auf die Wirtschaft Hong Kongs sind vorgegeben.

http://de.yuanming.info/articles/200212/5824.html

Wir hoffen von ganzem Herzen, dass die Schweiz den notwendigen Schritt auch tut, so wie andere Länder es bereits öffentlich getan haben, nämlich sich auszusprechen gegen das geplante, menschenverachtende Gesetz. Die Schweiz genießt in der Welt den Ruf Vorbild in der Einhaltung von Menschenrechten zu sein.

Wir möchten Sie bitten, Verantwortliche der Schweiz auf die herannahenden Gefahren durch Einführung des Artikels 23 aufmerksam zu machen, so dass diese ihre Bedenken gegenüber der Regierung Hong Kongs aussprechen können. Es ist unsere Pflicht so zu handeln, wir müssen diese Verantwortung für ein freies Leben wahrnehmen.

Link zu Falun Gong und die Verfolgung: www.faluninfo.net
Link zu Artikel 23: www.againstarticle23.org

Vielen Dank für Ihre Bemühungen

freundliche Grüße, Simone Schlegel, Roland Isenschmid, Quoc Lam, Erich Bachmann

Alle Artikel, Grafiken und Inhalte, die auf Yuanming.de veröffentlicht werden, sind urheberrechtlich geschützt. Deren nicht-kommerzielle Verwendung ist erlaubt, wenn auf den Titel sowie den Link zum Originalartikel verwiesen wird.

Das Neueste

Archiv