Der Poet Li Bai und seine wunderbaren Gedichte

Eine humorvolle Überlieferung sagt: Li Bai sei beim Versuch das Spiegelbild des Mondes im Wasser zu umarmen ertrunken. Li Bai (auch Li Bo und Li Po genannt) ist nicht nur ein produktiver Schriftsteller und Schüler des Daoismus, sondern auch dafür bekannt, dass ein Großteil seiner Inspiration für Poesie nach dem Trinken kam…

 Gu Lang Yu Museum, Xiamen, Fujian, China, Source: Wikipedia
Die Kalligrafie des Malers beschreibt seine Motivation das Bild des Poeten zu malen, weitere Texte

Li Bai war oft wandernd unterwegs. Seine Reisen durch China führten ihn in die Gesellschaft von Daoisten, Literaten und hohen Beamten, die ihn oft sehr bewunderten. Er nahm nie an einer Beamtenprüfung teil, dennoch erlangte er eine angesehene Stellung an der kaiserlichen Akademie. Seine liebe zum Wein und andere ungünstige Umstände sorgten dafür, dass er seine Stellung mehrmals verlor. Mehrere Anekdoten belegen den Zusammenprall des Freigeistes mit der höfischen Konvention.

Nächtliches Beisammensein mit Freunden

Den Kummer von tausend Generationen
haben wir ertränkt in hundert Kannen Bier.
Welch eine Nacht, was für Gespräche!
Lange hielt uns das Mondlicht wach,

doch jetzt liegen wir trunken
in der endlosen Ödnis der Berge:
über uns als Decke der Himmel,
darunter als Polster die Erde.

Während der An-Lushan Rebellion 755, geriet er ungewollt in den Umkreis eines abtrünnigen Prinzen. Li Bai wurde nach dessen Niederlage zur Strafe in den äussersten Südwesten des Reiches verbannt. Dort erkrankte der Poet schwer. Glücklicherweise traf die Begnadigung rechtzeitig ein, so dass sein Verwandter Li Yangbing ihn in sein Haus holen konnte. Historischen Aufzeichnungen zufolge beendete Li Bai seine Lebensreise in der Stadt Xuan und starb an „übermäßigem Alkoholkonsum“. Er hinterließ 20 Bände mit Schriften und etwa 900 Gedichte. Die Popularität von Li Bais Gedichten hält bis heute an.

Silberreiher

Wie ein schwebender Eiskristall
gleitet der Silberreiher hinab
an die herbstlich gestimmten Gestade.

Reglos verharre ich:
alle Sinne auf die Sandbank gerichtet,
an deren Rand er nun einsam weilt.

Quellen für diesen Bericht: Lexikon der Chinesischen Literatur, Volker Klöpsch und Eva Müller, C.H. Beck Verlag, Seite 158, Webseite von Shen Yun Performing Arts, Windgeflüster – Chinesische Gedichte über die Vergänglichkeit, Übertragen von Thomas O. Hillmann, C.H. BECK, textura, Seiten 36 und 37, Das Bild des Silberreihers stammt von Mike Baird/Wikipedia. Mehr über Li Bai im Video von Discovering China.


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