Eine Erfahrung an meinem Arbeitsplatz zeigte mir, dass ich immer noch gravierenden Eigensinn auf Ruhm und Geld habe.
Ich erhielt von meinem Arbeitgeber vor kurzem eine hohe Mitarbeiterbewertung. Mir wurden zusätzlich zu einer Gehaltserhöhung und meiner Normalbonuszahlung einige Firmenaktien gegeben. Infolgedessen war ich wie auf „Wolke sieben" und meine einst schwächer gewordene Ambition auf Ruhm und Geld tauchte wieder auf. Ich ertappte mich dabei, über Karriereentwicklung und den Weg zum Erfolg zu fantasieren. Zu diesem Zeitpunkt aber fand ich, dass mein Chef mich nicht mehr so schätzte wie früher. Stattdessen richtete sich seine Aufmerksamkeit auf einige Kollegen mit weniger Arbeitserfahrung und einige Dinge, die einmal in meiner Verantwortung gelegen hatten, wurden ihnen zugewiesen. Darüber war ich sehr besorgt, und obwohl ich nicht darüber sprach, begann ich unterbewusst, meiner Arbeit gegenüber eine passive Haltung einzunehmen. Ich dachte, diese Situation würde sich schnell ändern, doch auch nach einigen Wochen stellte sich keine Verbesserung ein, obwohl ich versuchte, auf meine Sprache und mein Benehmen zu achten. Was um Himmelswillen war da los?
Ich musste darüber aus der Sichtweise der Kultivierung nachdenken. Ich erinnerte mich, dass ich einmal beim Fa lernen erkannt hatte, dass es der Fehler der Kultivierenden ist, wenn sie mit alltäglichen Menschen nicht zurechtkommen. War es dann mein Fehler, wie mein Arbeitgeber und die Kollegen mich behandelten? Wenn ich Arbeitgeber wäre, sollte ich dann nur einen Angestellten favorisieren und die Förderung von anderen am Arbeitsplatz vernachlässigen? Wenn ich ein Mitglied einer Organisation wäre, was würde ich denken, wenn ein Kollege alle Sachspenden erhielte, welche die Organisation macht? Als ich diese Dinge überdachte, fühlte ich mich zutiefst beschämt ob meines Trachtens nach Ruhm und Gewinn.
Es ist nichts falsch daran, meine Sprache und mein Benehmen zu verbessern, um so die Beziehung zwischen Arbeitgeber und Angestellten zu verbessern, doch der Standard eines Kultivierenden ist anders, als der einer alltäglichen Person. Auszeichnungen würden die fundamentalen Dinge nicht lösen helfen, wenn es nicht mit der Verbesserung im Herzen einherging. Am Ende würde die menschliche Gesellschaft sich während des Verfallsprozesses auflösen, gäbe es da nicht Dafa – kein menschliches Wissen oder menschliche Weisheit könnte sie retten. In Hong Yin II sagte der Meister:
„Vollendet, vollbracht
Hinwegkultiviert, Ruhm Reichtum Gefühle, Vollendet, steigen in die Himmelsgewölbe, Barmherzig die Welt schauen, Erst dann, erwacht aus dem Nebel.“
Wie kann ich denn bei so vielen Eigensinnen in der Kultivierung erfolgreich sein? Ich weiß auch, dass ich es bei der Errettung von Lebewesen gut machen muss. Doch als mein Arbeitgeber mich bereits gut behandelte, war ich immer noch unzufrieden und wollte mehr und dies war weit entfernt von meinem ursprünglichen Willen, als ich mit der Kultivierung anfing, sowie weit vom Standard eines Dafa-Prraktizierenden entfernt.
Während wir am Abend gemeinsam das Fa lernten, dachte ich immer noch darüber nach und machte mir Sorgen, warum ich nach mehr als 10 Jahren der Kultivierung immer noch so war. Nach dem Fa-Lernen machten wir ein Gruppenfoto, um dem Meister alles Gute zum Neujahr zu wünschen. Als ich die Mitpraktizierenden sich aufstellen sah, erkannte ich plötzlich, dass meine Ansichten über sie alle verschwunden waren. Ich hatte das Gefühl, jeder Mitpraktizierende sei großartig und respektabel. In dem Augenblick, als alle sagten: „Verehrter Meister, alles Gute im Neuen Jahr“, hatte ich das Gefühl, das Herz eines jeden sehr rein und wunderschön ist. Dann realisierte ich, dass man sich nicht fürchten sollte, bei der Kultivierung Unzulänglichkeiten zu haben. Solange wir das Fa in unseren Herzen haben, können wir die reinen und wunderschönen Momente verstärken und verlängern, so dass wir mit dem Fa im Einklang sind, uns in jedem Moment selbst reinigen und Lebewesen erretten können.
