Deutschland/Hamburg: Han Zheng auf Tuchfühlung mit Falun Gong

„Hier ist Deutschland, hier gilt Meinungsfreiheit!“ Mit fester Stimme lehnt die Polizei das Ersuchen der chinesischen Sicherheitskräfte für mehr Schutz der Wirtschaftsdelegation um Han Zheng ab. Wegen des hochrangigen Ehrengastes zum 29. Jubiläum der Städtepartnerschaft zwischen Hamburg und Shanghai, hatten Falun Gong-Praktizierende eine Kundgebung direkt vor der Handelskammer der Hansestadt beantragt. Und sie durften sich zum ersten Mal direkt am Bürgersteig, unmittelbar vor der Wirtschaftsvertretung, aufstellen. Die chinesische Wirtschaftsdelegation musste somit auf Tuchfühlung mit den Praktizierenden gehen, direkt an Bannern mit der Aufschrift wie „Stellt Jiang Zemin […] vor Gericht“ vorbeigehen und in die vorgefahrenen Autos einsteigen.

Der ehemalige Chef des chinesischen Regimes, Jiang Zemin, hatte 1999 die bis heute andauernde, blutige Verfolgung von Falun Gong-Praktizierenden in der Volksrepublik begonnen. Seitdem gelten Praktizierende der Meditationsart mit den Grundsätzen Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht, als Staatsfeind Nummer Eins. Bis zum heutigen Tag sollen laut Schätzung von Experten, mehrere Zehntausende bis zu mehrere Millionen Praktizierende ermordet worden sein.

Viele Beamte des chinesischen Regimes möchten als Mitbeteiligte der Verfolgung bei Staatsbesuchen im Ausland möglichst keine Falun Gong-Praktizierenden sehen. Unter Berufung auf den persönlichen Schutz der Gäste und aus wirtschaftlichem Kalkül werden die Anhänger der Meditationsart nur mit größtmöglichem Abstand zugelassen.

Durften die Falun Gong-Praktizierenden bislang nur möglichst weit entfernt vor öffentlichen Gebäuden mit hochrangingen Staatsgästen demonstrieren, schienen sie dieses Mal fast willkommen zu sein: auch im sensibelsten Bereich, direkt vor dem Hamburger Rathaus, durften sich die Praktizierenden mit nur wenig Polizeipräsenz und ganz ohne Absperrgitter vor den Fahrzeugen der Delegation um das Politbüromitglied und Parteisekretär aus Shanghai aufstellen. Mehr sogar noch: eine Praktizierende mit gelbem Shirt und blauer Aufschrift der Meditationsart, durfte unmittelbar vor dem Eingang zum Rathaus chinesische Flugblätter auch Han Zheng anbieten.

Es gäbe schon langjährige, gute Erfahrung mit Falun Gong-Praktizierenden bei Kundgebungen, so die interne Begründung aus der zuständigen Behörde. „Ihr seid immer ruhig und friedlich“ oder „Von Euch geht doch keine Gefahr aus“, sagen dazu die diensthabenden Polizisten. Doch eine Zuständige der Kundgebung, Nina Hamrle, äußert dazu noch eine andere Vermutung: China stehe vor einem politischen Umbruch. Nach der Verhaftung von wichtigen Verantwortlichen in der Verfolgung von Falun Gong, könne jetzt auch Han Zheng auf der Abschussliste von Staatschef Xi Jingping stehen. „Der Hamburger Senat hat hoffentlich erkannt, dass sie auf das richtige Pferd setzen sollten. Ich glaube, sie wollten heute ein Zeichen dafür setzen und uns bewusst unterstützen.“

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