Der friedliche Protest auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking war am Dienstag fast so schnell beendet, wie das Entrollen eines mitgeführten Banners gedauert hatte. 35 Falun Gong Anhänger aus neun Nationen wollten ein Zeichen gegen die Unterdrückung der Bewegung setzen. Ohne großes Federlesen verwiesen die Sicherheitskräfte die Störenfriede des Landes.
Gestern Nachmittag landeten die acht deutschen Falun Gong Demonstranten auf dem Frankfurter Flughafen. Die chinesische Polizei war mit den ausländischen Anhängern des – nach Pekinger Einschätzung ¸¸bösen Kults'' – nachsichtig umgegangen. Über massive Übergriffe von Seiten der chinesischen Polizei konnten die Ausländer nicht klagen.
Die chinesischen Anhänger Falun Gongs werden in der Regel nicht so sanft behandelt. Gerade deshalb habe er sich zu diesem Abenteuer entschlossen, erklärte Peter Recknagel kurz nach seiner Rückkehr. Ein persönliches Zeichen wollte der Student der chinesischen Sprach- und Literaturwissenschaften mit dieser Aktion setzen.
Erst seit wenigen Wochen existiert ein europäischer Falun-Gong-Verein, der die Protestreise nach China organisierte. Dass die erste Demonstration ausländischer Sympathisanten negative Konsequenzen für die chinesischen Mitglieder nach sich ziehen könnte, schloss Recknagel mit einem Satz ¸¸es kann nicht schlimmer werden'' kategorisch aus.
Weltweit sollen mehr als 100 Millionen Menschen die Meditationstechnik praktizieren. Verlässliche Zahlen, wie viele Anhänger die Bewegung in Deutschland hat, existieren nicht. Nach Schätzungen sollen es 1000 sein, die sich in Gruppen ohne feste Strukturen treffen. ¸¸Eine Sekte sind wir garantiert nicht'', betont Recknagel. Doch seien die Falun Gong Mitglieder weltweit durch den Glauben an die Prinzipien ¸¸Wahrheit, Barmherzigkeit und Nachsicht'' verbunden.
Bekannt wurde Falun Gong 1999, als die Bewegung mit 10 000 Demonstranten in Peking für ihre Rechte demonstrierte. Trotz einer prinzipiell friedlichen Grundhaltung wurde Falun Gong zu einem Feindbild für Pekings Machthaber. In einer Zeit, als sich die chinesischen Kader von den maoistischen Idealen verabschiedeten, fielen die Lehren des Falun Gong Gründers Li Hongzhi auf fruchtbaren Boden.
Selbst führende Mitglieder der kommunistischen Partei suchten in dem ideologischen Vakuum Halt bei der neuen Lehre, was die Machthaber in Peking besonders beunruhigte. Sie werfen der Bewegung vor, mentale Übungen einzusetzen, die bei labilen Menschen Psychosen auslösen sollen. Chinas Regierung behauptet, es gäbe 1400 Opfer durch diese Meditationstechnik.
