Interview mit Zhao Ming in Wien

15. Juni 2004

Zhao Ming ist ehemaliger Student der Computerwissenschaften an der Trinity Universität in Dublin. Er lebt jetzt als Flüchtling in Irland. Weil er Falun Gong praktiziert, wurde er widerrechtlich verhaftet, als er an Weihnachten 1999 nach China zurückkehrte, wobei er 22 Monate in Haft gewesen war. Er erlitt täglich unvorstellbare Folterungen, unter anderem Zwangsernährung, lange Perioden von Schlafentzug, schwere Schläge von Häftlingen und Schocks mit Elektroschockgeräten von mehreren Personen gleichzeitig. Im März 2002 wurde er aus dem Gefängnis entlassen, und er kehrte nach Dublin zurück. Seitdem informiert er die internationale Gemeinschaft über die ungesetzliche Verfolgung in China. Vor kurzem kam er nach Wien, um an mehreren Veranstaltungen teilzunehmen, welche die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf die Verfolgung von Falun Gong lenken sollten.

Frage: Welche Organisationen halfen Ihnen, Sie aus dem Zwangsarbeitslager in China zu retten?

Zhao Ming: Die Rettungsbemühungen gingen von der Trinity Universität in Irland aus – von Studenten und Mitpraktizierenden und auch von Amnesty International Irland. Amnesty International Österreich organisierte ebenfalls eine großangelegte Briefkampagne für mich. Ich möchte diese Gelegenheit dazu nutzen, ihnen für ihre freundlichen Bemühungen zu danken. Sie verringerten den Druck auf mich im Zwangsarbeitslager sehr. Der direkte Grund, weshalb ich entlassen wurde, ist, da der irische Premierminister Herr Berti Ahern mit der chinesischen Regierung über mein Fall sprach. Auch Mary Robinson, die ehemalige UN Hochkommissarin für Menschenrechte und ehemalige irische Präsidentin sprach persönlich meine Fälle mit dem chinesischen Premierminister immer dann an, wenn sie nach China ging.

Frage: Wenn Sie die Aktivitäten sehen, die Falun Gong Praktizierende veranstalten, wie zum Beispiel Kerzenlichtmahnwachen vor den chinesischen Botschaften, Demonstrationen, Pressekonferenzen usw. in dem Bemühen, die Verfolgung aufzudecken: Was fühlen Sie dann?

Zhao Ming: Diese Veranstaltungen im Ausland sind gut. In China haben sie nicht die Freiheit, dies zu tun. Ich finde, daß der Völkermord an Falun Gong Praktizierenden in China noch bei weitem nicht genug Aufmerksamkeit erfährt. 1989 erlebte ich das Massaker in Peking während der Studentendemonstrationen. Damals brachte die chinesische Regierung Panzer in die Straßen und die Grausamkeit war für die ganze Welt zu sehen. Aber diesmal beim Völkermord gegen Falun Gong sind sie noch gemeiner, sie ermorden Menschen in Zwangsarbeitslagern und Gefängnissen, während sie Lügen verbreiten, um die Wahrheit zu vertuschen. Dies ließ die ganze internationale Gemeinschaft sehr langsam und taub bezüglich dieser Angelegenheit werden. Viele westliche Regierungen sind still geblieben.

Frage: Wenn Sie auf die jüngste Vergangenheit zurückschauen, fühlen Sie dann Haß gegen die chinesischen Polizisten, die Sie gefoltert haben?

Zhao Ming: Nein, in meinem Herzen ist kein Haß gegen sie. Was ich am meisten haße, ist nicht die chinesische Polizei, sondern dieses System der Haßverbreitung. Ich hätte niemals erwartet, daß ich als "Feind des Landes" betrachtet werden würde, aber die Propaganda säte solchen Haß in einem Teil der Bevölkerung gegen einen anderen Teil der Bevölkerung. Dies ist das aller bösartigste. Viele Menschen fragen mich, warum uns das chinesische Regime verfolgt. In Wirklichkeit haben sie dies während ihrer ganzen Geschichte getan, um die Gedanken der Menschen völlig zu kontrollieren. Dies ist die einzige Art, auf die sich das Regime sicher fühlt.

Frage: Meinen Sie seit der Kulturrevolution oder schon vorher?

Zhao Ming: Seit 1949, seit der Gründung des chinesischen kommunistischen Regimes der Volksrepublik China. Als ich im Zwangsarbeitslager war, wußte die Polizei sehr wohl, daß Falun Gong Praktizierende gute Menschen, wohlerzogen und freundlich sind. Sie bewunderten uns sogar, aber sie folterten uns trotzdem wissentlich. In China, wenn die moralischen Werte ausradiert werden und die Regierung ihnen befiehlt, gegen eine Gruppe im Namen vom "Schutz des Landes" zu sein, dann trampeln sie auf dieser Gruppe herum, ungeachtet aller Menschenrechte, des Gesetzes und moralischen Prinzipien.

Das chinesische Erziehungssystem hat auch die Menschenrechte ausgeklammert. Nachdem ich aus dem Zwangsarbeitslager herauskam und in die freie Welt zurückkehrte, hier, habe ich entdeckt, daß die allgemeine Erklärung der Menschenrechte 1948 geschrieben wurde. Dies war in China geheimgehalten worden. Viele Chinesen haben niemals gewußt, daß wir alle diese Rechte haben.

Das Regime lehrt das chinesische Volk, daß jede Regierung in der Welt ihre Macht auf diese Weise aufrechterhält. So erträgt das chinesische Volk die Menschenrechtsverletzungen des Regimes. Doch gegenwärtig gibt es kein anderes Land in der Welt, welches solch eine vom Staat befohlene Verfolgung durchführt. Die Soldaten der Vereinigten Staaten folterten Iraker. Aber die US Regierung entschuldigte sich und verurteilte die US Soldaten für ihre Verbrechen. Aber in China ist nirgendwo Gerechtigkeit zu finden, da die Verfolgung von höchster Ebene angeordnet ist. Im ganzen Land vernichtet das Regime alle traditionellen Werte. Extern will das Regime auch nicht, daß westlichen Ideologien, einschließlich demokratische Ideen und westliche Religionen das chinesische Volk beeinflußen. Die einzigartige Weise, auf die das Regime interne und externe Ideologien auslöscht und Haß sät, ist, Haß gegen die traditionellen Ideologien und spirituellen Gruppen zu säen und zur gleichen Zeit den Haß gegen die entwickelten westlichen Länder zu entfachen.

Das Regime hat einige Freiheiten in der Wirtschaft erlaubt, aber sie erlauben nicht mehr als das. Das bösartige Wesen des Regimes, das Monopol die Gedanken der Menschen inne zu haben, hat sich nie geändert. Vielleicht wollen die westlichen Länder dies verleugnen und nur die Augen zudrücken und mit ihnen Handel treiben, doch das chinesische Regime ruht nicht. Zum Beispiel kontrolliert es direkt oder indirekt die chinesischsprachigen Medien in den USA. Sogar in der UNO können sie das Schweigen der Vereinten Nationen erfolgreich erkaufen. Seit dem Beginn der Verfolgung hat die UNO trotz verläßlicher Berichte und klarer Beweise der Verfolgung nie eine Resolution verabschiedet.

In der Sitzung der UN Menschenrechtskommission in Genf sagten Menschenrechtsspezialisten, daß die Haß verbreitende Erziehung die grundlegende Ursache für langandauernde Kriege und gewalttätige Konflikte im mittleren Osten ist. China, ein Land mit solch einer riesigen Bevölkerung, wenn dort die moralischen Werte ausgelöscht werden und die Konzepte der Menschenrechte mit Haß erfüllt sind, ist dies wirklich eine schreckliche Sache. Es ist wie eine vergrabene Bombe, welche früher oder später explodieren wird. Dies ist eine wirkliche Bedrohung für den Weltfrieden. Ich sagte den Menschen bei der UNO während des diesjährigen Treffens der UN Menschenrechtskommission, daß im Kriegsende die Chinesen alle auf Selbstmordattentate zurückgreifen würden, um Euch westliche Menschen zu töten, weil wir mit dieser Art von Erziehung groß geworden sind.

Während jedoch die Praxis, die den Menschen Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht lehrt, verfolgt wird, während Falun Gong Praktizierende gefoltert und ermordet werden, weil sie der Verfolgung auf gewaltlose Art widerstehen, treiben die westlichen Regierungen Handel mit China und verhalten sich still. Sie sind sich tatsächlich nicht selbst gegenüber verantwortlich und auch nicht gegebüber dem Weltfrieden.

Frage: Wie können sie auf diese Weise leben?

Zhao Ming: So eine große, haßerfüllte Bevölkerung friedlich zu halten, ist keine einfache Sache. Auf der einen Seite führt das Regime die Menschen sorgfältig und begrenzt den Haß der Menschen auf die von den Behörden ausgesuchten Feinde. Wenn das Regime eine Gruppe angreifen will, dann verbinden sie die Interessen der Menschen: Geld, Status, Ruf usw. mit der Gruppe, welche sie vernichten wollen. Das Regime zwingt jeden, die gewünschte Einstellung bezüglich der verhaßten und beschuldigten Gruppe zu zeigen. Außerdem litt die Mehrheit der Bevölkerung das eine oder andere Mal Runde um Runde unter Verfolgung, und dies über so viele Jahre, daß sie nicht mehr wagen, sich zu beschweren. Also hat die friedliche Kampagne der Falun Gong Praktizierenden gegen solch ein mächtiges Regime enormen moralischen Mut gezeigt. Dies wird von der Geschichte erinnert werden.

Frage: Was ist Ihr Rat für das chinesische Volk?

Zhao Ming: Sie sollen verstehen, daß es gar keinen Feind gibt.

Frage: Haben Sie noch Hoffnung für China?

Zhao Ming: In solch einer Gesellschaft und auf jeder Ebene der Gesellschaft tun die Menschen alles für Geld, keiner kann solche sozialen Probleme lösen. Deshalb ist für solch eine Gesellschaft Falun Dafa, welches den Menschen lehrt, sich zu benehmen und gute Menschen zu sein, wie das Immunsystem eines Körpers, welches die Probleme automatisch löst. Es ist die letzte Hoffnung für dieses Land.

Frage: Wie würden Sie erklären, daß dieses "Immunsystem" arbeitet?

Zhao Ming: Gegenwärtig sehen die Menschen es nicht als wichtig an, sich gut zu benehmen; sie wissen nicht, warum sie sich gut benehmen sollten, weil sie ja Geld bekommen können. Sie halten die moralischen Werte als etwas von Menschen ausgedachtes, um gegenseitig Kompromisse einzugehen, damit das allgemeine Interesse gewahrt wird. Doch Falun Gong lehrt den Menschen, daß Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht die Eigenschaften des Universums sind, und daß jedes Lebewesen seine Eigenschaften hat und sich an die Eigenschaften des Universums angleichen muß. Dies ist die Garantie der Existenz aller Lebewesen in der menschlichen Welt. Das Glück eines Menschen wird danach bemessen, wie gut es sich an Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht angleichen kann. Solch eine kosmische Wahrheit wird den Menschen gelehrt, sie hat die Herzen von 100 Millionen Menschen berührt. Es ist die Wahrheit, die noch nie vorher gelehrt wurde. Deswegen werden die Menschen, nachdem sie Falun Gong gelernt haben, sich automatisch vom Herzen her gut verhalten, ohne daß sie gezwungen oder überwacht werden, und dies brachte einen sehr guten sozialen Effekt in China mit sich, bevor es verboten wurde.

Frage: Denken Sie, daß die Falun Gong Veranstaltungen in Wien etwas bewirken?

Zhao Ming: Wenn irgendwo ein Krieg stattfindet, konzentriert sich die ganze Welt darauf. Wenn wir die chinesischen Polizeibeamten auf dieselbe Art und Weise bedrohen würden, wie sie uns bedrohen, so würden sie jeden Tag in den Schlagzeilen Nachrichten von Morden und Bombenanschlägen in China sehen. Jedoch, wenn trauriger Weise 100 Millionen Menschen in China leiden, wenn sie auf friedliche Weise Widerstand leisten, hat die Welt nicht genug Aufmerksamkeit für sie übrig, um sie zu unterstützen, die Menschheit kann ihre Lektionen nicht lernen, bevor es zu spät ist, die falschen Dinge am Geschehen zu hindern. Die Menschen können nicht warten, bis das Massaker passiert. Die Verfolgung, die in China stattfindet und unsre friedliche Kampagne sollten jetzt von der Welt beleuchtet werden.

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