Erfahrungsbericht auf der Fa-Konferenz in Erbach 2005: Ein langer Weg

Ich habe im Mai 2003 das Fa erhalten. Nicht lange danach erfuhr ich von der Gründung des europäischen Dafa Chors.

Als ich einigen Praktizierenden aus meiner Gruppe erzählte, dass ich früher in einem Kirchenchor als Sopran gesungen hatte, fragten sie mich, ob ich Lust hätte, bei dem Chor mitzusingen. Sofort hatte ich den Eigensinn, dass ich dafür nicht gut genug sei, denn ich kann keine Noten.

Ich war hin- und her gerissen, konnte mich weder zu einer Zusage noch einer Absage entscheiden. Auf diese Weise verpasste ich schließlich die erste Gelegenheit beim Chor mitzusingen. Als ich mich endlich zu einer Zusage durchgerungen hatte, hieß es, dass der Chor für den geplanten Auftritt jetzt groß genug sei.

Ich war traurig darüber. Nach einiger Zeit fragten mich meine Mitpraktizierenden erneut. Nun gesellte sich noch ein weiterer Eigensinn hinzu: Ich hatte die Ablehnung noch nicht überwunden. Weil ich aber selbst Schuld daran war, sagte ich das meinen Mitpraktizierenden nicht, stattdessen bat ich sie wiederum um Bedenkzeit.

Meine Mitpraktizierenden erzählten nach dem ersten Auftritt des Chors von ihren Erlebnissen und den Dafa Liedern. Das verstärkte meinen Wunsch im Chor mitzusingen. Aber meine Eigensinne waren noch sehr stark. Als sie mir erzählten, dass bei den Proben nur Englisch gesprochen wird, kam noch ein weiteres Problem hinzu – ich verstehe nur einige wenige Worte Englisch.

Auf Ermutigung meines Mannes und meiner Mitpraktizierenden habe ich endlich meine Bedenken, dass der Chor so ein hohes Niveau hat, ich keine Noten lesen kann, kein Englisch spreche und die Aussprache der chinesischen Texte schwierig ist, beiseite gestellt.

Nach einiger Zeit nahm ich dann endlich an einem Chortreffen teil. Alles verlief gut, aber dennoch fühlte ich mich noch nicht so richtig angekommen. Am 25.11.2005 fiel der Startschuss für meine zweite Chorprobe. Ich sollte zuerst mit der Bahn zu meinen Mitpraktizierenden fahren und von dort aus mit dem Auto weiter zu der Jugendherberge, wo die Chorprobe stattfinden sollte.

Als ich in Ludwigsburg umsteigen wollte, musste ich mich zuerst informieren, von welchem Bahnsteig mein Zug abfahren würde. Weder ein Fahrgast, den ich fragte, noch der Abfahrtsplan konnte mir helfen. Ich hatte Angst den Anschlusszug zu verpassen, deshalb suchte ich aufgeregt das Bahnreisezentrum des Bahnhofes. Als ich es gefunden hatte, stürmte ich hinein, übersah in meiner Hast die Wartenden und ging eilig an ihnen vorbei zum Schalter.

Ich fragte den Schalterangestellten, ob er mir wohl sagen könne, von welchem Bahnsteig mein Zug losfährt. Darauf der Schalterangestellte: „Fragen Sie erst einmal die anderen Fahrgäste, ob Sie vorbei dürfen, das ist der klassische Weg.“ Ich war empört, drehte mich entnervt zu den Wartenden um und fragte ebenso entnervt, ob ich wohl vorbei könne, da mein Zug gleich abführe und ich noch nicht wisse von welchem Bahnsteig aus.

Ich schaute die Fahrgäste an und es war leicht zu erkennen, dass sie mich auf keinen Fall vorbei lassen würden. Schlagartig wurde mir klar, dass es an meinem unaufrichtigen Herzenszustand lag: Ich hatte die Wartenden nur widerwillig und ohne innere Überzeugung um Erlaubnis gebeten, vorbei zu dürfen. Ich dachte: „Ich muss es ruhig erklären.“ Und beschloss erst an ihnen vorbeizugehen, wenn alle zugestimmt hätten.

Dann erklärte ich ihnen noch einmal möglichst ruhig meine Lage. Danach ließen sie mir den Vortritt. Anschließend ging ich zu dem genannten Bahnsteig und stieg in einen Zug ein, der dort abfuhr. Kurz nach der Abfahrt bemerkte ich dann meinen Irrtum. Dies war der falsche Zug. Ich bekam einen gewaltigen Schreck. Erinnerte mich aber von meinem Blick auf den Abfahrtsplan her, dass dieser Zug auch in Bietigheim anhalten würde, so wie mein Zug. Ich bräuchte dort also nur in meinen Zug umzusteigen.

Der Umstieg klappte wunderbar und ich wähnte mich schon am Ende meiner Probleme, da ich mich, wie gesagt, am Zielort mit meinen Mitpraktizierenden verabredet hatte und es von dort aus mit dem Auto weitergehen sollte. Am verabredeten Treffpunkt erreichte ich aber niemanden, mit Schreck stellte ich fest, dass ich meine Mitpraktizierenden verpasst hatte.

Schließlich beschloss ich, alleine mit dem Zug zur Chorprobe zu fahren. Von der Bahnauskunft erfuhr ich, dass mein Zug in ca. 1 Stunde losfahren würde. Der Fußmarsch zurück zum Bahnhof würde ziemlich lange dauern. Deshalb setzte ich mich mit großer Hektik Richtung Bahnhof in Bewegung und bereute nach wenigen Minuten, dass ich so einen schweren Koffer mitgenommen hatte. Er hatte zwar Rollen, ließ sich aber nur sehr schwer ziehen.

Es kamen mir Gedanken, doch nach Hause zu fahren, da der Koffer doch sehr schwer ist und ich ihn die ganze Zeit tragen müsste. Ich bin sehr selten allein mit dem Zug unterwegs und kenne mich nicht aus. Zudem fühlte ich ein Unbehagen bei dem Gedanken, allein reisen zu müssen.

Ich dachte: „Nein ich will zum Chortreffen. Ich will mitsingen.“ Und fasste den Griff des Koffers noch fester, um ihm besser ziehen und schneller laufen zu können. Plötzlich rief mich jemand. „Hallo Sie! Wollen Sie zum Bahnhof? Ich fahre daran vorbei und kann Sie dann absetzen.“ Eine junge Frau fragte mich abermals, ob ich mitfahren wolle. Da wusste ich: Das ist vom Meister! Das ist für mich! Unterwegs zum Bahnhof dachte ich darüber nach, was ich ihr geben könnte.

Am Bahnhof schenkte ich ihr mein Lesezeichen aus dem Zhuan Falun und erklärte ihr: „Es ist ein kleines Geschenk, ein Glücksbringer.“ Sie schaute auf das Lesezeichen und fragte, was darauf steht. Ich erklärte, dass die Worte Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht darauf stehen. Sie freute sich sehr und bedankte sich dafür.

Ich kaufte mir das Ticket und etwas Proviant. Später stieg ich in den Zug und kam mit einem anderen Fahrgast ins Gespräch. Wir unterhielten uns über Musik und den Dafa Chor. Als er hörte, wo ich hinwollte, sagte er: „Da haben Sie noch einen langen Weg vor sich.“ Und bot mir an, mir beim Umsteigen zu helfen, da er auch nach Koblenz wollte. Dankend nahm ich das Angebot an. Während unser gemeinsamen Fahrt nutzte ich dann die Gelegenheit zur Erklärung der wahren Umstände.

Nachdem wir in Mainz gemeinsam in den Speisewagen gestiegen waren, sagte jemand, dass die Anschlusszüge wohl nicht mehr zu schaffen seien. Also ging ich auf Anraten meines Begleiters zur Zugbegleiterin und sagte ihr, dass ich meinen Anschlusszug bekommen müsse. Die Zugbegleiterin versicherte mir, dass sie sich darum kümmern werde.

Danach bestellte ich Kaffee. Als ich mit dem Kaffee zu meinem Tisch zurückkam, stand dort ein dunkel gekleideter Fahrgast mit einem ziemlich finsterem Gesicht. Er sagte mit einer ärgerlichen Stimme zu mir: „Den Zug bekommen Sie nicht mehr. Das können Sie vergessen.“ Ich lächelte und sagte zu ihm: „Wenn es so sein sollte, dann kann ich mich immer noch ärgern, wenn ich angekommen bin.“ Gleichzeitig dachte ich daran, wie viel Hilfe ich schon bekommen hatte und machte mir keine Sorgen.

In Koblenz war die Zeit zum Umsteigen wegen der Zugverspätung sehr knapp. Als ich nach vielem hin und her endlich an dem richtigen Bahnsteig ankam, stand an der Anzeige, dass der Zug eine dreiviertel Stunde Verspätung hätte. Ich dachte: „O.K. – 45 Minuten kann ich nun auch noch warten.“

Da vom Chor noch niemand wusste, dass ich unterwegs bin, rief ich in der Jugendherberge an und bat darum, doch jemandem aus dem Chor Bescheid zu geben, dass ich wegen der 45 Minuten Zugverspätung den Zug zum Ort der Jugendherberge nicht bekommen würde und mich doch bitte jemand vom letzten Umsteigebahnhof abholen müsse, wenn mein Zug dort angekommen sei.

Unmittelbar nach meinem Anruf wechselte die Anzeige so, dass der Zug nun auf unbestimmte Zeit Verspätung haben würde. Letztendlich hatte der Zug jedoch nur 10 Minuten Verspätung. Als ich in dem Umsteigebahnhof ankam und aus den Zug ausstieg, nahm ich mir vor, mir einen ruhigen Ort zu suchen, um noch einmal zu telefonieren und Bescheid zu geben, dass ich nun doch eher angekommen sei.

Als ich zum Ausgang ging, sah ich zu meiner freudigen Überraschung, dass eine Mitpraktizierende jetzt schon gekommen war, um mich abzuholen, obwohl ich doch eigentlich hatte ausrichten lassen, dass mein Zug eine dreiviertel Stunde später ankommen würde. Auch hier hatte der Meister sich darum gekümmert.

Später erfuhr ich, dass die Angestellte der Herberge meine Nachricht so weitergegeben hatte, dass ich schon am Bahnhof stünde und warten würde. Die Nachricht mit den 45 Minuten Verspätung hatte sie wohl nicht wahrgenommen. Wir kamen in der Jugendherberge an. Später ging ich in den Proberaum. Auf diesen Moment hatte ich mich schon den ganzen Tag gefreut. Es war ein schönes Gefühl den Chor zu sehen.

Nun war ich endlich beim Chor angekommen. Die nächsten Tage waren nicht einfach, da ich, wie schon gesagt, kein Englisch spreche und auch keine Noten lesen kann. Mit tatkräftiger Hilfe meiner Mitpraktizierenden schaffte ich es trotzdem die Texte und Melodien teilweise zu lernen.

Danke Meister. Danke liebe Mitpraktizierende.

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