Aufseher im Huairou Internierungslager drohte mir, mich in den Nordwesten Chinas zu schicken, von wo ich nie wieder zurückkommen würde

Mehr als fünf Jahre lang war ich ohne rechtliche Grundlage im Huairou-Internierungslager in Peking eingesperrt. Weil ich grundsätzlich meinen Namen nicht angab, drohte mir der Aufseher, dass er mich in den Nordwesten Chinas schicken würde und dass ich von dort niemals wieder nach Hause zurückkehren würde, wenn ich mich weiterhin weigerte, meinen Namen zu sagen. Erst jetzt weiß ich, dass dies nicht nur eine Drohung war, sondern blanke Realität.

Am Morgen des 1. Januar 2001 ging ich auf den Platz des Himmlischen Friedens in Peking, um an der Golden Water Bridge für ein Ende der Verfolgung zu demonstrieren. Dort wurde ich von einem Polizisten festgenommen, der mich in den Keller der Qianmen-Polizeidienststelle brachte, wo ich in einen großen Eisenkäfig gesperrt wurde. Innerhalb weniger Stunden hatte die Polizei mehr als hundert Falun Gong-Übende dort eingepfercht.

Dann begannen die Polizisten, die Falun Gong-Übenden an verschiedene Orte zu bringen. Dafür setzten sie zwei Busse ein, mit denen die Übenden weggebracht wurden und in jedem Bus befanden sich fünf Polizisten, die sie überwachten. Zuerst brachten sie uns in das Internierungslager in Nanhu (zufällig sah ich am nächsten Tag den Namen Nanhu), wo wir über Nacht inhaftiert wurden. Am nächsten Morgen verfrachtete man uns in zwei Busse, in jedem Bus befanden sich mehr als 40 Falun Gong-Übende. Sie brachten uns in ein Internierungslager in Changping. Nach einer Weile transportierten sie uns in das Internierungslager in Huairou.

Keiner der verhafteten Übenden gab seinen Namen oder Adresse an, da uns aus Geheimakten der KPC (Kommunistische Partei Chinas) bekannt war, dass sobald ein Falun Gong-Praktizierender appellierte, ihr/sein Ehepartner entweder ihre/seine Arbeitsstelle verliert oder mit einem Bußgeld von 8000 bis 10000 Yuan belegt wird. Von den Angestellten an ihrem/seinem Arbeitsplatz bis hin zur Polizeidienststelle oder Polizei-Unterabteilung in ihrem/seinen Wohnort, alle würden bestraft werden. Die KPC wendete die Methode an, die Massen gegeneinander aufzuhetzen, um Falun Gong-Praktizierende zu verfolgen. Zum Schutz all der unschuldigen Menschen gaben deshalb die Falun Gong-Praktizierenden ihre Namen und Adressen nicht an.

An diesem Tag waren mehr als dreihundert Falun Gong-Praktizierende im Internierungslager in Huairou verhaftet worden und jeder bekam eine Nummer. Ich war die Nummer 196. Die Wärter brachten alle jungen Menschen in einen Raum und die älteren in einen anderen. Jeder wurde ausgezogen und untersucht. Wir wurden gefragt, welche Krankheiten wir früher hatten und sie machten Bilder von uns und nahmen Fingerabdrücke.

Die Übenden wurden regelmäßig und bei den kleinsten Anlässen geschlagen. Wenn ein(e) Gefangene(r) ihren/seinen Kopf nicht senkte, wenn er/sie aufgerufen oder verhört wurde, oder wenn er/sie die Kennmarke nicht trug oder die Gefängnisregeln nicht auswendig aufsagte, oder sie nicht ausübte, so wurde sie/er brutal geschlagen. Die weiblichen Praktizierenden bekamen keine Damenbinden, wenn sie ihre Periode hatten; selbst wenn sie Bargeld hatten, durften sie keine kaufen.

Die Übenden wurden gefoltert, geschlagen, mit elektrischen Schlagstöcken geschockt und mussten in schmerzhaften körperlichen Stellungen verweilen. Sie wurden gezwungen, barfuß im Schnee zu laufen, ihnen wurde kaltes Wasser über den Körper geschüttet, dann wurde die Tür geöffnet und sie schalteten einen Elektrolüfter ein, und es gab Zwangsernährungen. Zwei Militärärzte führten die Zwangsernährung durch.

Als ich verhört wurde, sagte der Wärter: „Ich lasse dich nach Hause gehen, auch wenn du uns einen falschen Namen sagst. Wenn du mir aber keinen Namen sagst, werde ich dich in den Nordwesten Chinas schicken und von dort wirst du nie mehr wieder zurückkehren.“ Zu dieser Zeit dachte ich nicht viel über diese Drohung nach. Erst jetzt, nachdem bekannt wurde, dass die KPC Organe von lebenden Falun Gong-Praktizierenden raubt, ist mir klar geworden, dass das, was der Wärter zu mir sagte, Realität war und ist.

Ich erinnere mich daran, dass in einem Raum im Inhaftierungslager in Huairou eine Wand voller Informationstafeln hing, die anzeigten, wann Falun Gong-Übende inhaftiert, verurteilt oder weggebracht wurden. Während dieser Zeit hatten die Falun Gong-Übenden überhaupt keinen Kontakt mit ihren Familienangehörigen und niemand wusste, was sie dort erlitten oder wohin sie letztendlich gebracht wurden.

Ich bin ein Überlebender. In nur 15 Tagen, in denen ich im Inhaftierungslager in Huairou eingesperrt war, reduzierte sich mein Gewicht nach der Folter von 70 auf 50 Kilo. Nach einem 15-tägigen Hungerstreikes bekam ich Symptome von Fieber, Schwindel und niedrigem Blutdruck, weshalb ich bedingungslos freigelassen wurde.

Ich rufe meine Mitpraktizierenden dazu auf, unbedingt die vermissten Falun Gong-Praktizierenden zu suchen, das Böse zu entlarven und die Mitpraktizierenden zu retten.

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