Ein Brief an Xu Na, eine Falun Gong-Praktizierende in einem chinesischen Gefängnis, von deiner belgischen Freundin

Ende des Jahres 2008 schrieb Fr. Marianne Lefebvre aus Belgien einen Brief an Xu Na, ihre Freundin, die in Peking eingesperrt ist.

Die Künstlerin Xu Na ist die Frau von Yu Zou, einem Musiker, der von maßgebenden Personen der KPCh (Kommunistische Partei Chinas) vor den Pekinger Olympischen Spielen getötet wurde. Xu Na wurde am 25. November 2008 illegal zu drei Jahren Haft verurteilt. Sie wurde verurteilt, bevor ihr Rechtsanwalt eintraf – das Verfahren dauerte nur wenige Minuten, bevor der Richter direkt die richterliche Entscheidung verkündete, ohne den Urteilsspruch vorzulesen. Xu Na hat beim Mittleren Pekinger Volksgerichtshof bereits Berufung eingelegt und wird darüber im Februar hören. Es wurde erfahren, dass das Gericht die richterliche Entscheidung verkündete, ohne das Verfahren zu eröffnen, wie es dies auch schon bei anderen Falun Gong-Praktizierenden getan hat.

Marianne hofft, Xu Na durch das Schreiben von Briefen helfen zu können und glaubt fest daran, dass es viele Menschen in China und in anderen Ländern gibt, die ihr für Xu Na und für andere Menschen, die in China zu Unrecht eingesperrt sind, Hilfestellung gewähren werden. Im Folgenden nun der von Marianne geschriebene Brief:

Liebe Na,

dies ist das erste Mal, dass ich an Dich schreibe, seit ich endlich die Adresse des Gefängnisses erhielt, in dem Du Dich befindest. Ich bin Marianne, die Mutter von Malcolm, Acha, Mimosa und Elisabeth. Malcolm ist nun beinahe 30 Jahre alt und er hat zwei Kinder. Auch Acha ist etwa 28 Jahre alt. Sie ist Theaterschauspielerin.

Das letzte Mal war sie im Juli 2001 in China, als Du ebenfalls im Gefängnis warst und sie besuchte Yu Zou. 2001 verließ Francis unsere Familie und lebte bei einer Dame in Frankreich. Mimosa wird bald 20 und ist sehr groß. Sie lernt nun in Frankreich Chinesisch. Elisabeth ist 18 Jahre alt und hat an der Universität ein Medizinstudium angefangen, das für sie schwierig ist. Jemand aus meinem Freundeskreis hat mir geholfen, meinen Brief ins Chinesische zu übersetzen, da wie Du weißt, mein Englisch nicht ausreichend ist.

Ich vermisse Dich sehr. Viele Male habe ich wegen des Todes von Yu Zou geweint, meiner Freundin. Ich erinnere mich auch ganz deutlich an die Zeit, als wir bei der Suche nach der Mutter, bei Elisabeths Geburt, durch China reisten. Ich bin nun sehr traurig. Ich weiß, dass es in Peking sehr kalt ist, doch ich bin mir auch über Deinen Mut und Deine Stärke sehr sicher.

Na, ich werde mein Möglichstes tun, um die zu helfen, aus dem Gefängnis herauszukommen. Ich würde Dich gerne in meinen Armen halten, als wärst Du meine jüngste Schwester. Meine Kinder denken oft an Dich und sprechen von Dir und Yu Zou. Oft rufen wir die Tage in Erinnerung, als wir zusammen lachten, musizierten und malten. Ich versuche mehr chinesische Bücher zu lesen, die ins Französische übersetzt wurden, so dass ich weiterhin Chinesen vertrauen kann, jenen, die ich in Deinem Land traf und die friedlich und freundlich sind.

Du bist nun schon beinahe ein Jahr in Haft. Du bist nun verurteilt, doch sei deswegen nicht verzweifelt, Na, es gibt viele Menschen in China, die Dich unterstützen. Ich hoffe, dass Du diesen Brief erhältst und ihn liest, weil ich ein Freund von China bin. Alles, was ich Dir sagen möchte, ist: „Wir lieben Dich. Ich weiß, dass es Dir nicht erlaubt ist, mir zu rückzuschreiben, doch ich hoffe, dass mein Brief Dir einen Lichtstrahl in Dein Leben bringen kann.

Ich halte Dich ganz fest in meinen Armen.

Marianne Lefebvre
Dezember 2008, Belgien

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