Provinz Sichuan: Mein Erlebnis im Zwangsarbeitslager Nanmusi

Am 26. Juni 2008 wurde ich aus einem Sucht-Behandlungszentrum der Provinz Sichuan in die 7. Abteilung des Frauenzwangsarbeitslagers Nanmusi verlegt. Außer den öffentlichen Toiletten vom zweiten bis zum vierten Stockwerk hatte jeder Raum ein kleines Fenster in der Tür. So war es für die Aufseher leicht, jeden Gefangenen zu beobachten.

Drei Tage nach meiner Ankunft musste ich Sklavenarbeit verrichten. Immer, wenn wir den Arbeitsraum durch die Haupttür verließen oder dort eintraten, mussten wir uns bei den Aufsehern melden, sonst durften wir nicht zur Toilette gehen. Da ich zwei Tage lang keinen Bericht abgeliefert hatte, musste ich bis 23:00 Uhr warten, ehe ich zur Toilette gehen konnte. Kurz nach diesem Vorfall forderten die Aufseher von allen noch nicht „reformierten“ Praktizierenden, 15 Stunden täglich in ihrer Zelle zu arbeiten und nicht mehr im Arbeitsraum.

Am Abend des 7. August 2008 riefen eine Praktizierende und ich laut: „Falun Dafa ist gut!“ während des Namensaufrufs anstatt unsere Namen zu nennen. Als der stellvertretende Abteilungsleiter davon erfuhr, bestimmte er einen Aufseher dazu, uns zum Stehen zu zwingen, entweder bis Mitternacht oder bis ein Uhr oder gar bis 2:30 Uhr – je nach Laune des Aufsehers. Manchmal überzeugte der Aufseher den Leiter, uns bis 3:00 Uhr stehen zu lassen.

Am 13. Oktober 2008 weigerten sich eine Gruppe von Praktizierenden und ich, weiterhin Sklavenarbeit zu verrichten. Sieben Tage danach wurde ich gemeinsam mit vier anderen Praktizierenden in den Raum 3–1 eingeschlossen (jene, die die Arbeit verweigerten, wurden immer im dritten und vierten Stockwerk eingesperrt). In beiden Stockwerken waren die Fenster mit Papier zugedeckt, sodass niemand weder hinein- noch hinaussehen konnte.

Die Aufseher hatten zuvor jedem im Lager Winterkleidung gegeben. Aber diese vier Praktizierenden wollten es nicht anziehen, weil am Rücken geschrieben stand: „Frauen-Arbeits-Erziehungsschule der Provinz Sichuan“ und vorne „Frauenarbeitslager Sichuan“. Kurz danach nahmen die Aufseher alle ihre persönlichen Sommer- und Winterkleider weg und sagten, dass sie eine „Sicherheitsuntersuchung“ durchführen müssten.

Zusätzlich nahmen sie auch alle Sommerbekleidung, die gewaschen worden, aber noch nicht getrocknet war, weg und verschlossen sie in einem Lagerraum. Die einzige Bekleidung, die ihnen gelassen wurde, war die, die sie schon trugen, als ich sie zum ersten Mal sah: kurze Sommerhosen oder Hosen aus dünner Baumwolle.

Da es im Oktober sehr kalt in der Provinz Sichuan war, gab ich jeder der vier Praktizierenden ein Set meiner kurzärmeligen Tops und Hosen zum Anziehen. Die für die Überwachung zuständige Person befahl den Praktizierenden, dass sie all diese Sachen an mich zurückgeben sollten. Am 30. Oktober wurde eine der vier Praktizierenden von einem Aufseher und einer Person des Verwaltungskomitees dazu gezwungen, die Winterkleidung des Lagers anzuziehen. Kurz danach wurden auch die anderen drei dazu gezwungen. Erst dann gab man ihnen die Kleidung zurück, die man ihnen vorher weggenommen hatte.

Eines Abends so gegen 23:00 Uhr, während wir alle fünf gezwungen waren zu stehen, klopfte jemand hektisch an der Tür. Kaum war diese Person eingetreten, übermittelte sie der Dienst habenden Person vom Verwaltungskomitee ihre dringende Botschaft: „Zheng Youmeis Puls schlägt sehr schnell.“ Frau Zheng war eine Praktizierende.

Die diensthabenden Aufseher, der Abteilungsleiter, der Direktor, der Arzt und das ganze Sicherheitsteam begaben sich in den vierten Stock. Ich hörte sie rufen: „Zheng Youmei! Zheng Youmei!“ Dann sagte eine Stimme, dass sie nicht antworte. Zheng Youmei wurde sofort weggebracht. Das war das Letzte, was wir von ihr hörten. Die beiden, die sie im vierten Stockwerk beobachtet hatten, wurden auf den dritten Stock verwiesen.

Mehrere Personen sagten aus, dass sie gesehen hätten, dass Aufseher Drogen in Zheng Youmeis Essen gemischt hätten, bevor sie es ihr servierten. (Den gesamten Bericht zu ihrem Tod lesen Sie auf: http://www.clearwisdom.net/emh/articles/2008/11/17/102332.html).

Meine Zelle befand sich im zweiten Stockwerk und ich musste viele Stunden lang schwere Sklavenarbeit verrichten. Eines Tages hörte ich plötzlich Schreie im dritten Stockwerk: „Ji Zulian schlägt Menschen!“ Ji ist eine Drogenabhängige, die zur Beobachtung von Praktizierenden eingesetzt war. Sie schlägt regelmäßig diejenigen, die sie beobachten soll.

Die Praktizierende, die dies rief, wollte nur die Aufseher drängen, einzugreifen und Ji zu bremsen, so wie sie die Gefängnisbeamten, als sie ankam, gedrängt hatte, sowohl die Stunden für die Zwangsarbeit als auch die Stunden der Überwachung zu verkürzen. Als die Aufseher das Rufen hörten, schnappten sie sich Elektrostäbe und Handschellen und rannten in den dritten Stock hinauf.

Aber anstatt auf die Praktizierende zu hören, wurde diese von den Aufsehern und den Mitarbeitern des Verwaltungskomitees gefesselt und in das vierte Stockwerk gebracht. Während sie die Hände auf dem Rücken gefesselt hatten, versuchten die Aufseher, sie zum Schreiben einer „Garantieerklärung“ zu zwingen; sie sollte versichern, dass sie nicht mehr rufen würde.

Sie wollte aber nichts schreiben, deshalb erlaubten die Aufseher ihr nicht, in ihre Zelle zurück zu gehen, bevor es Mittag war. Die Praktizierende, die geschlagen worden war, rief: „Falun Dafa ist gut!“ Sofort wurde sie in das vierte Stockwerk gebracht, wo es vier Personen gab, die dazu bestimmt waren, sie zu beobachten; dazu gehörte auch Ji Zulian.

Die Aufseher banden ihre Füße an gegenüberliegende Bettpfosten und streckten ihre Beine in V- Form. Dazu fesselten sie ihr die Hände auf dem Rücken und verstopften ihr den Mund mit einem Handtuch, sodass sie nicht schreien konnte. So musste sie von morgens bis abends bleiben, mit Ausnahme wenn sie aß oder auf die Toilette ging.

Da die Aufseher Angst hatten, dass Praktizierende ihre Verbrechen bekannt machten, wurden alle Zellen im dritten und vierten Stock zugesperrt. Indem die Aufseher der 7. Abteilung diejenigen folterten, die Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht praktizierten, zeigten sie ihre Unfähigkeit, Recht und Unrecht zu unterscheiden.

Während meiner Gefangenschaft betrachteten sich viele Praktizierende ganz und gar nicht als Gefangene. Wenn ein Aufseher einem Praktizierenden einen Fehler anlastete, wurde seine Haftzeit um acht Tage verlängert. Wenn sie eine Warnung erhielten oder die Kleidung des Arbeitslagers nicht trugen oder wenn sie „Falun Dafa ist gut!“ beim Namensaufruf riefen, wurden ihnen fünf Tage zu ihrer Haftzeit hinzugefügt.

In anderen Worten, allen Praktizierenden, die im dritten und vierten Stockwerk lebten, wurde die Haftzeit verlängert. Ich sollte am 8. November 2008 entlassen werden, doch auf dem Entlassungsschein stand 29. November 2008. Durch den Einfluss des örtlichen „Büro 610“ (1) wurde ich aber erst am 3. Dezember 2008 entlassen.

Bei der Entlassung wurden Praktizierende von einem örtlichen Zuständigen der Kommunistischen Partei Chinas (KDCh) abgeholt. Willigten sie jedoch nicht ein, wurden die Pratkizierenden nicht entlassen.

Anmerkung:

(1)"Büro 610“: Das „Büro 610“ ist ein staatliches Organ, das eigens für die systematische Verfolgung von Falun Gong geschaffen wurde. Es untersteht direkt dem Komitee für Politik und Recht des Zentralkomitees der KP Chinas und besitzt uneingeschränkte Vollmacht gegenüber allen Verwaltungsbehörden und Justizorganen.

Dieser Artikel auf Chinesisch:
http://minghui.ca/mh/articles/2008/12/29/192497.html

Alle Artikel, Grafiken und Inhalte, die auf Yuanming.de veröffentlicht werden, sind urheberrechtlich geschützt. Deren nicht-kommerzielle Verwendung ist erlaubt, wenn auf den Titel sowie den Link zum Originalartikel verwiesen wird.

Das Neueste

Archiv