Kultivierung im Alltag

Ende 2002 hatte ich in Deutschland das Glück, in einer Gratiszeitung auf einen Bericht über Falun Dafa zu stoßen; und so begann ich, mich im Falun Dafa zu kultivieren. Seitdem hat mich Falun Dafa von einem körperlich schwachen, häufig kranken, egoistischen und stets sich beschwerenden Menschen in eine gesunde, friedliche Person verwandelt, die auch im Leiden Freude finden kann. Ich möchte dem Meister und euch Mitpraktizierenden einige Aspekte meiner Kultivierung im Alltag mitteilen.

Als ich mit meinem ersten Kind schwanger war, wollte ich den Führerschein machen. Die schriftliche Prüfung habe ich schnell bestanden, aber in der Praxis auf der Straße machte ich oft Fehler und erfüllte die Anforderungen nicht, sodass ich die Fahrprüfung lange Zeit nicht machen konnte. Als ich im sechsten Monat schwanger war, durfte ich nicht mehr fahren, also hörte ich mit den Fahrstunden auf.

Nach einiger Zeit stellte ich fest, dass meine schriftliche Prüfung sich dem Ablaufdatum näherte, dann also nicht mehr gültig sein würde. Damals war ich mit meinem zweiten Kind schwanger, das gleiche Problem trat wieder auf. Ich dachte: „Wenn ich die Fahrprüfung nicht bald bestehe, wird die schriftliche Prüfung annulliert und ich muss wieder von vorne anfangen. Ich glaube nicht, dass ich das noch länger hinauszögern kann. Brauche ich überhaupt einen Führerschein?“ Praktizierende tun die gleichen Dinge wie die gewöhnlichen Menschen nur aus einem anderen Blickwinkel heraus. Der Führerschein dient nicht nur der Bequemlichkeit im täglichen Leben, sondern auch der Verbreitung des Dafa. Ich bin in erster Linie eine Dafa-Jüngerin. Nachdem ich darüber nachgedacht hatte, vereinbarte ich einen Termin für die Fahrprüfung. Die Praktizierenden um mich herum bat ich, mich mit aufrichtigen Gedanken zu unterstützen.

Bei der Fahrprüfung forderte mich der Prüfer auf, am Straßenrand anzuhalten, weil er mir eine Frage stellen wolle. Ich war so nervös, dass ich vergaß, die Handbremse anzuziehen. Mein Fahrlehrer sagte mir später, dass ein solcher Fehler normalerweise zum sofortigen Nichtbestehen der Prüfung führt und der Prüfer einen bittet, nach Hause zu fahren und die Prüfung nochmals zu machen. Der Prüfer sagte aber zu mir: „Gut! Weiterfahren!“ Als ich schließlich aufgefordert wurde, rückwärts einzuparken, versuchte ich es fünfmal, bevor es mir gelang. Der Prüfer ließ mich an diesem Tag die Fahrprüfung bestehen.

Das überraschte den Fahrlehrer ziemlich. Er erzählte mir, dass der Prüfer dafür bekannt sei, sehr streng zu sein, aber an diesem Tag war er unerwarteterweise ganz nachsichtig. Am zweiten Tag, nachdem ich meinen Führerschein gemacht hatte, fuhr ich mit einem anderen Praktizierenden nach Berlin, um an einer Dafa-Veranstaltung teilzunehmen. Kürzlich erwähnte mein Nachbar dies und sagte: „Wie mutig von dir, gleich nach dem Bestehen des Führerscheins eine so lange Fahrt zu machen.“

1. Unterscheide zwischen dem wahren Ich und dem falschen Ich: Die Person, die ihre Beherrschung verliert, bin nicht ich

Früher verlor ich leicht die Beherrschung, angeblich wegen meiner schon immer schlechten Gesundheit und dem Einfluss der kommunistischen Parteikultur. Durch die Kultivierung wusste ich, dass ich nicht die Beherrschung verlieren durfte, dass es falsch war, dass es etwas war, das Praktizierende nicht haben dürfen. Aber ich konnte es einfach nicht stoppen. Manchmal verlor ich die Beherrschung gegenüber anderen Praktizierenden, und manchmal gegenüber meinen Familienmitgliedern. Das tat mir danach immer sehr leid, aber nach einer Weile kam es wieder vor. Ich war verzweifelt und wollte mich ändern, aber ich konnte die Wutausbrüche nicht verhindern.

Eines Tages erinnerte ich mich an diese Worte des Meisters aus der Fa-Erklärung in der Schweiz 1998:

„Ein Mensch hat viel Eigensinn, allerlei Anschauungen und all die verschiedenen Gefühle und Begierden. Alle Gedanken sind in deinem Kopf, aber sie sind alle nicht du. Ich habe gesagt, dass das Tor vollständig offen ist. Es kommt nur auf euer Herz, auf das Menschenherz an, und darauf, ob ihr euch kultivieren könnt, ob ihr noch den Gedanken, den Wunsch haben könnt, zum Ursprung, zum Wahren zurückzukehren. Deshalb sage ich euch, alles, was eure Gedanken stört, ist vielleicht nicht du.“  

Der Tag, an dem ich wirklich von Herzen nach innen schaute, der Tag, an dem ich das Fa wirklich von innen heraus verstand, war der Tag, an dem ich begann, meine Gefühle zu kontrollieren. Es war wie eine Wiedergeburt, als ob ich plötzlich aufwachte und erkannte, dass die Person, die ihre Beherrschung verloren hatte, nicht mein wahres Ich war. Ich weiß wirklich nicht, wie viel Karma ich in meinem Leben wegen dieses falschen Ich geschaffen habe.

2. Bei der Arbeit Lebewesen erretten und sich kultivieren

Vor sechs Jahren zogen wir in eine andere Stadt um. Seitdem habe ich in vier Unternehmen gearbeitet. In jeder Firma erzählte ich den Leuten über Falun Dafa und brachte ihnen die Übungen bei. Einmal trat eine Agentur an mich heran und wollte, dass ich so schnell wie möglich für ein großes Unternehmen arbeite, weil sich eine Mitarbeiterin des großen Unternehmens plötzlich am Fuß verletzt hatte, operiert wurde und man ihr gesagt habe, dass sie sechs Monate lang zu Hause bleiben müsse, um sich zu erholen. Das Unternehmen musste sofort einen Ersatz für sie finden. Aber ich hatte mich vor kurzer Zeit für eine Stelle in einer Boutique beworben und wartete auf eine Antwort, – es war eine reguläre Stelle. Das Unternehmen suchte so verzweifelt nach einem Ersatz, dass ich mich am Telefon bereiterklärte, die Stelle anzunehmen.

Am nächsten Tag bot mir die Boutique eine Stelle an, aber ich lehnte ab. Ich war der Meinung, dass ich, auch wenn es sich um ein mündliches Versprechen handelte, mein Wort halten musste, ich sollte mich nicht wie ein normaler Mensch verhalten, der nur Gewinn und Verlust abwägt. Mehr als zwei Monate später, nachdem ich mich in der Firma eingearbeitet hatte und selbstständig arbeiten konnte, bat der Kollege mit dem verletzten Fuß, der sich zu Hause langweilte, darum, auf Krücken zur Arbeit kommen zu dürfen. An dem Tag, an dem ich das Unternehmen verließ, bat mein Chef die Personalabteilung, mir einen großen Blumenstrauß zu kaufen. Vielleicht lag es daran, dass ich meinem Chef geholfen hatte, sein dringendes Problem zu lösen, vielleicht lag es aber auch daran, dass er dankbar dafür war, über Falun Dafa zu erfahren. Als die Leute, die von Falun Dafa hören sollten, davon gehört hatten, war es Zeit für mich zu gehen. Interessanterweise suchte die Boutique danach immer noch chinesischsprachige Verkäuferinnen, und nachdem sie sich umgesehen hatten, nahmen sie schließlich mich. Ich glaube, wenn man die Anforderungen des Dafa befolgt, ist jedes Arrangement das beste, denn der Meister schaut zu.

Ich habe eigentlich keine Erfahrung im Verkauf, und in Boutiquen kenne ich mich auch nicht aus. Ich dachte, ich werde es einfach den anderen nachmachen. Es gab eine Verkäuferin aus Arabien, die von sich aus mehr Waren verkaufen wollte, weil wir auf Kommission verkauften. Sie hatte es immer eilig, mit den Kunden zu reden, und mich ins Lager zu schicken, Dinge zu holen oder etwas anderes zu tun. Ich dachte, ich bin eine Praktizierende und sollte nicht mit ihr konkurrieren. Das Seltsame war, dass ich, solange ich allein im Laden war, was selten der Fall war, immer die Möglichkeit hatte, Waren zu verkaufen. Da es sich um eine Boutique handelte, konnte ich manchmal mit dem Verkauf von einem oder zwei Koffern an einem Tag das Verkaufsziel schon erreichen. Der Filialleiter fand es auch seltsam, dass ich im Gespräch mit den Kunden nicht so aktiv zu sein schien wie andere, aber am Ende des Monats war mein Umsatz nur ein wenig niedriger als der der anderen.

Wenn keine Kunden da waren, sprach ich mit meinen Kollegen darüber, warum ich Falun Dafa praktiziere und informierte sie über die Verfolgung von Falun Dafa in China. In der Mittagspause lernten zwei Kollegen sogar die Übungen. Wenn Kollegen aus anderen Geschäften kamen, erzählte ich ihnen von Falun Dafa und der Verfolgung, ich stellte ihnen auch Shen Yun vor. Wenn Chinesen in den Laden kamen, erklärte ich ihnen die wahren Umstände und verteilte Informationsmaterialien. Meine Kollegen mischten sich dabei nicht ein. Ich fahre normalerweise mit dem Fahrrad zur Arbeit, und wenn ich Chinesen auf der Straße treffe, gebe ich ihnen Informationsmaterialien und rate ihnen, aus der Kommunistischen Partei Chinas auszutreten. Aufgrund der Pandemie wurde die Boutique schließlich geschlossen, aber diese Zeit war sehr wertvoll. Sie half mir, viele Ängste zu überwinden, den Wunsch nach Bequemlichkeit aufzugeben und die Angst, mein Gesicht zu verlieren, zu überwinden. Durch das Erklären der wahren Umstände in persönlichen Gesprächen konnte ich einige Fortschritte erzielen.

3. Menschliche Anschauungen und Emotionen loslassen

Wenn ich meine verschiedenen Anhaftungen und Anschauungen nicht erkannte, benutzte der Meister die Worte und Handlungen anderer, um sie mir aufzuzeigen. Der Chef einer kleinen Firma, in der ich arbeite, ist über 70, aber er spricht und handelt in Eile. Zuerst fühlte ich mich ziemlich unwohl und mochte es nicht, dass er so intolerant, unfriedlich und aggressiv war. Plötzlich wurde mir klar, dass ich manchmal auch so war, vor allem wenn es um etwas ging, das ich für wichtig hielt; und wenn ich merkte, dass andere Menschen nicht so dachten wie ich, wurde ich noch ängstlicher. Das war ein sehr starkes Ego, das beseitigt werden musste. Und so begann ich, in diesem Bereich an mir zu arbeiten. Interessanterweise hörte mein Chef auf, so barsch und unvernünftig zu sprechen. Er zeigte, dass er mir mehr und mehr vertraute und ließ mich mehr Arbeit übernehmen.

Ein männlicher Kollege in der Firma hilft mir ab und zu bei der Arbeit, wir arbeiten gut zusammen. Es ist überhaupt nicht so, wie bei meinen früheren Arbeitsplätzen, wo Kampf und eine angespannte Atmosphäre herrschten. Zunächst hatte ich das Gefühl, dass es eine gute Sache ist, so einen Kollegen zu haben. Ich fühlte mich in seiner Gegenwart wohl. Nach einiger Zeit wurde der Tunnel, durch den ich zur Arbeit fahren muss, repariert und deshalb geschlossen. Ich musste einen großen Umweg fahren, um nach Hause zu kommen, weil ich mich auf den Straßen nicht auskannte. Ich bekam sogar ein Bußgeld wegen zu schnellen Fahrens.

Ich erkannte, dass es mit meinem Herzenszustand zu tun hatte. Ich erinnerte mich an die Lehre des Meisters – ja, menschliche Vernunft und göttliche Vernunft sind entgegengesetzt. Wenn ich mich wohl und angenehm fühle, kann es sein, dass ein Kultivierender abwärtsrutscht. Wenn man tiefer gräbt, ist das dann nicht die Anhaftung an Sentimentalität und Begierde, die noch nicht ganz wegkultiviert worden sind? Was war zu tun? Aufrichtige Gedanken aussenden, um sie zu beseitigen, sie zu negieren und loszuwerden. Das ist leichter gesagt als getan. Es ist sehr unangenehm, diesen Herzenszustand wegzukultivieren. Ohne die Führung des Dafa lässt man sich leicht von negativen Gedanken beeinflussen. Es ist schwierig, sich davon zu befreien. Man könnte noch tiefer fallen.

Diese Angelegenheit besprach ich in der Fa-Lerngruppe. Ein Mitpraktizierender schlug vor, die entsprechenden Unterweisungen des Meisters aus dem Zhuan Falun auswendig zu lernen:

„Denn die Menschen haben eben Emotionen. Ärger ist ein Ausdruck von Qing, Freude ist ein Ausdruck von Qing, Liebe ist ein Ausdruck von Qing und Hass auch. Etwas gerne machen ist ein Ausdruck von Qing und etwas ungern machen ist auch ein Ausdruck von Qing. Ob man Zuneigung zu jemandem oder Abneigung gegen jemanden hat, ob man etwas gerne oder nicht gerne tut – alles ist ein Ausdruck von Qing. Gewöhnliche Menschen leben nun einmal für Qing. Aber als ein Praktizierender, als ein außergewöhnlicher Mensch, darfst du diesen Grundsatz nicht mehr als Maßstab nehmen, sondern sollst ihn durchbrechen. Daher sollen wir viele Anhaftungen, die durch Qing hervorgerufen werden, leichtnehmen, bis wir sie schließlich ganz loslassen können.“ 

Diese Substanz, die so viele Leben lang mit Emotionen durchtränkt war, musste entfernt werden, und die Reaktion war weder für den Körper noch für das Herz angenehm. Ich sagte mir: „Ich muss das durchstehen.“ Als ich danach mit diesem Mitarbeiter allein war, war äußerlich alles wie zuvor, aber ich hatte nicht mehr dieses sogenannte gute Gefühl. Als Shen Yun in eine nahegelegene Stadt kam, stellte ich ihm das Stück vor, und dieser Kollege, der seit mehr als 30 Jahren nicht mehr im Theater gewesen war, sah sich Shen Yun an und fand es sehr gut. Es stimmt, dass die Situation der Menschen um mich herum mein Spiegel ist, und diese Spiegelungen ermöglichen mir, meine eigenen unbemerkten Anhaftungen zu erkennen, sodass ich sie korrigieren kann.

Ich habe eine Freundin, die mich gelegentlich zu sich nach Hause einlädt. Bei unseren Gesprächen sprach ich mit ihr über den Austritt aus der Kommunistischen Partei Chinas. Obwohl sie weiß, wie bösartig diese Partei ist, fühlt sie sich nicht mehr als Parteimitglied und ist der Meinung, dass ein Austritt keine praktischen Auswirkungen hat, weshalb sie sich weigert auszutreten. In den letzten zwei oder drei Jahren dachte ich: „Lass es gut sein; wenn sie nicht austreten will, kann ich nichts tun.“ Kürzlich, nach der Veröffentlichung des neuen Jingwen, wurde mir klar, dass alle Menschen auf der Welt einmal Verwandte des Meisters waren. Ich denke, die Menschen, die ich treffen kann, sollten errettet werden. Ich hatte nicht erkannt, dass sie nicht aufgeben wollte, weil ich tief im Herzen noch die Angst hatte, etwas für sie Unangenehmes zu sagen, und ich sie so als Freundin verlieren könnte. Das ist ein menschlicher Eigensinn, das sind menschliche Gefühle. Und ich hatte kein unbedingtes Vertrauen in die Lehre des Meisters. Eines Abends, vor nicht allzu langer Zeit, telefonierte ich wie üblich mit ihr. Und dieses Mal hoffte ich von ganzem Herzen, dass sie errettet würde. Am Ende trat sie, ohne dass ich etwas sagen musste, aus der Partei aus. Diese Erfahrungen machten mir klar, wie ich mein Ego loslassen kann und wie wichtig es ist, Gefühle loszulassen. Gefühle sind keine Barmherzigkeit. Nur mit Barmherzgkeit können wir Lebewesen erretten.

Was ich getan habe, ist nicht viel, aber was der Meister mir gegeben hat, ist unendliche Toleranz und Barmherzigkeit und die allmächtige Kraft des Dafa. Alles, was der Meister gesagt hat, ist die Wahrheit, und wenn ich es erkenne und befolge, wird mir Dafa in der menschlichen Welt gezeigt. Andernfalls nützt es nichts, das Fa zu lernen. Dann ist es nur ein Buch, schwarz und weiß, und wenn ich das Buch schließe, ist es wie vorher, in meinem Herzen gibt es keine Veränderung. Dann kann ich die Schönheit und Heiligkeit des Fa-Lernens nicht erkennen. Wahrscheinlich werde ich nie erfahren, wie der Meister die Zeit für mich durch großes Leiden verlängert hat, damit ich noch die Möglichkeit habe, alle menschlichen Anschauungen und Anhaftungen zu beseitigen, und dadurch noch mehr Lebewesen erretten kann. Immer, wenn ich an den Meister denke, habe ich mehr Motivation, Schwierigkeiten zu überwinden und noch ein bisschen härter zu arbeiten.

Danke, verehrter Meister. Danke, liebe Mitpraktizierende.

(Der Bericht wurde auf der Deutschen Falun-Dafa-Konferenz 2023 vorgetragen.)

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